Ein wachsender und diskursiver vielsprachiger Raum. Das weiße Blatt, die schwarzeScheibe, die Silberplatte - sie sind die Materialien, in welche die unseren Sinneswahrnehmungen zu Grunde liegenden physikalischen Ereignisse eingraviert werden, um sie transportabel und abrufbar zu machen. Das Medium hat sich zwischen uns und die Welt geschoben. So steht der Transfer zwischen (medialen) Sprachen, wo das Miß_verständnis strukturell in die Übersetzung von Systemen verbaler, visueller, technologischer Artikulationsformen eingeschrieben ist, im Widerspruch zur eindeutigen Fixierung und Verfügbarmachung. Das ist in seinem multiperspektivischen, translokalen und performativen Charakter produktiv. Giorgio Agamben beschreibt den Zwischenraum in der immer präsenten Zweisprachigkeit von Dialekt, dem mündlichen der Sprache, und der grammatikalisch regulierten, normierenden Sprache, in dem sowohl eine andauernde Übersetzung als auch eine gegenseitige Formierung stattfindet, als den schöpferischen Raum, die „Sprache im Entstehen“. Die hier vorgestellten Wege und die darin stattfindenden Ereignisse verstehen sich als solche Orte.Montag, 09.01. 2023, 19:00 Uhr
Paysage, revisited Gangart - Simonetta Ferfoglia, Heinrich Pichler Themenführung
Gustavo Petek Soundintervention
Paysage. Bildbeschreibung des Auftragsgemäldes für einen Schrotthändler,
406 Metallbuchstaben, 20 bearbeitete Lada bzw. Moskwitsch - Motorhauben,
produziert von Art Today Association - Center for Contemporary Art Plovdiv,
kuratiert von Jakob Racek unter der Mitarbeit von Familie Nikolov, Ivan Tomov, Raicho Georgiev, Frau Vasileva und Herr Rusenov von Optela Technologies
Gangart arbeitet als Team in wechselnden Besetzungen in den Bereichen Kunst und Architektur, Kuratieren, Design, Ausstellungsgestaltung und Artistic Research. Thematische Schwerpunkte liegen in partizipativen zeithistorischen Museums-Ausstellungen und Projekten zu Fragen der Migration und Repräsentation, im kritischen Feld des Sammelns von materieller Kultur der „Anderen“ und den damit verbundenen institutionellen Strukturen einer de-hierarchisierenden Arbeitsformen im Kontext von gesellschaftlichen Umbrüchen, insbes. im Osten und Südosten Europas.
Gustavo Petek benutzt selbst aufgenommene analoge Sounds, eine Gitarre und ein Notebook um Musik zu generieren. In seiner Geburtsstadt Buenos Aires studierte er Kunst und Fotografie und spielte in Underground-Bands. Ab 2002 beschäftigte er sich in Barcelona mit Tontechnik und Produktion. Seit 2016 lebt er in Wien und erprobt performative Zugänge und experimentelles Sounddesign. Seit 2016 betreibt er das Label Small Forms, das sich zeitgenössischen Musikformen widmet.
Dienstag, 10.01. 2023, 19:00 Uhr
Zur KameraSinthujan Varatharajah Vortrag und Gespräch Moderation: Ruby SircarDie Kamera gelangte mit den kolonialen Expansionen der Europäer*innen im 19. Jahrhundert in die vielen Kolonien dieser Welt. Dort wurde sie über Jahrzehnte hinweg gnadenlos gegen die Körper und Landschaften Anderer gerichtet. Irgendwann geriet jedoch diese Technik in die Hände der Fotografierten: den kolonialen Subjekten. Wie veränderte dieser technische Transfer die daraus entstandenen Abbildungen? Und welche Bedeutungen hatten diese für die sich nun vermeintlich Selbstabbildenden?
Ruby Sircar arbeitet als Medienkünstlerin, Kulturtheoretikerin, Kuratorin zu Popkulturen und Migration. Sie ist Dozentin am Institut für bildende Kunst an der Akademie der bildenden Künste, Wien, und Vorstandsmitglied in der VBKÖ - Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs sowie der IG bildende Kunst.
Sinthujan Varatharajah ist politische Geograf*in und Essayist*in. Ihr*seine Arbeit beschäftigt sich mit Staatenlosigkeiten, (Im)mobilitäten und Geografien der (Ohn)macht, mit einem besonderen Fokus auf Infrastrukturen und anderen Baukulturen. Varatharajahs erstes Buch an alle Orte, die hinter uns liegen ist im Herbst 2022 im Hanser Verlag erschienen.