Die Neue Nationalgalerie zeigt in einer umfassenden Einzelausstellung das einflussreiche Werk der Künstlerin Monica Bonvicini. Unter dem Titel „I do You“ sind speziell für den Bau von Mies van der Rohe entwickelte architektonische Installationen zu sehen, die den Besucher*innen ungewohnte Perspektiven eröffnen. Der ikonische Museumsraum wird dadurch umgewertet zu einem stark körperlich erfahrbaren Reflexionsraum über die traditionell männlich konnotierte Macht von Architektur.Bonvicinis ortspezifische Installation in der Neuen Nationalgalerie versteht sich als feministische Aneignung des von Mies van der Rohe konzipierten Raumes, den sie durch architektonische Eingriffe grundlegend verändert. Bereits der Eingang ist mit einer Wand verstellt, die an das hohe Dach gelehnt ist und dieses noch überragt. Im Innenraum definiert ein begehbares Podest die auf Weite und Transparenz ausgerichtete Ausstellungshalle neu. Die verspiegelte Plattform eröffnet den Besucher*innen ungewohnte Perspektiven, konfrontiert sie mit sich selbst und ihrer Präsenz im Raum und ermöglicht die Betrachtung der rundum verglasten Halle und ihrer äußeren Umgebung von einem erhöhten Standpunkt aus.
Neben den architektonischen Eingriffen sind ausgewählte skulpturale Arbeiten aus Bonvicinis Oeuvre zu sehen, mit denen die Besucher*innen auch interagieren können: Beispielsweise sind ihre benutzbaren „Chain Swings“ (2022) in die Ausstellung integriert, jeweils für zwei Personen konzipierte Schaukeln, die durch ihre Materialität aus Stahl und Ketten eine visuelle Verbindung zu subversiven Handlungen und Räumen herstellen. Eine Serie neuer Lichtarbeiten, bestehend aus LED-Neonröhren, die von Hand mit elektrischen Kabeln verwebt wurden, erhellen als skulpturale Struktur eine Ecke der Halle. Teil der Ausstellung ist auch die frühe Arbeit „2 Tonnen Alte Nationalgalerie“ (1998), die aus abgetragenem Schutt von der klassizistischen Fassade der Alten Nationalgalerie besteht. Beim Umrunden der gläsernen Halle auf der Terrasse hören die Besucher*innen die neue Soundarbeit „Retrospective“ (2022), die mit der Rezitation von Werktiteln Bonvicinis aus den letzten drei Jahrzenten ihre konzeptionelle Verwendung von Sprache verdeutlicht. Im Zusammenspiel mit weiteren Licht-, Film- und Soundarbeiten vermittelt die Ausstellung Bonvicinis Medien-vielfalt und ihre zentralen Themen Feminismus und Architektur sowie die damit verbundene Infragestellung nach der Rolle der Institution.
Kuratiert von Joachim Jäger und Irina Hiebert Grun
Die Ausstellung wird ermöglicht durch die Freunde der Nationalgalerie mit freundlicher Unterstützung der Leinemann-Stiftung für Bildung und Kunst.
Die Ausstellung wird gefördert durch die Gaggenau Hausgeräte GmbH, die Ihr Engagement für die Neue Nationalgalerie damit fortsetzen.
Die Ausstellung wird von der Rudolf Augstein Stiftung unterstützt.
Eine Sonderausstellung der Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin