Die in Bangladesch lebende Marina Tabassum gehört mit ihrem forschenden Ansatz zu den herausragenden zeitgenössischen Positionen in der internationalen Architektur. Ihr äußerst vielfältiges Werk reicht von Regierungsprojekten bis hin zum einfachen Wohnungsbau. Im Entwurfsprozess arbeitet Tabassum eng mit Studierenden und der lokalen Bevölkerung zusammen, immer auf der Suche nach einer zeitgemäßen, aber dennoch ortsgebundenen Architektursprache. Die treibenden Elemente in ihren Designkonzepten sind Klima, Kontext, Kultur und Geschichte. Ihre Bait-Ur-Rouf-Moschee zeichnet sich etwa dadurch aus, dass sie auf populäre Moschee-Ikonografie verzichtet und den Schwerpunkt auf kalibrierte Raum- und Lichtstrukturen legt. Das Gebäude dient nicht nur als Gotteshaus, sondern auch als Zufluchtsort für ein dichtes Viertel an der Peripherie Dhakas; für dieses Gebäude erhielt Marina Tabassum 2016 den renommierten Aga Khan Award.Die geplante Ausstellung im TUM Architekturmuseum wird verschiedene öffentliche und private Bauprojekte vorstellen, an denen sie seit 1995 zunächst mit dem Architekturbüro Urbana und seit 2005 mit Marina Tabassum Architects (MTA) gearbeitet hat. Dazu gehören das Monument und das Museum der Unabhängigkeit in Dhaka sowie ihr Engagement in verschiedenen Projekten für die 1,2 Millionen Rohingya-Flüchtlinge. Als Reaktion auf deren katastrophale Lage entwarf MTA ein kostengünstiges, mobiles, modulares Häusersystem aus lokal beschafften Materialien für landlose, einkommensschwache Gemeinden, die vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht sind und zeigt damit einmal mehr, dass Architektur ein Medium zur Stabilisierung der Gesellschaft ist.