Mit mehr als 120 hochkarätigen Kunstwerken werden die Fürstlichen Sammlungen zu Gast in Hong Kong sein. In dem erst kürzlich eröffneten Hong Kong Palace Museum wird sich diese Ausstellung der Geschichte der Fürstlichen Sammlungen vom 17. Jahrhundert bis zum heutigen Tag widmen.Der West Kowloon Cultural District in Hong Kong präsentiert sich als eines der weltweit grössten und ambitioniertesten Kulturprojekte. Mit seinem vielfältigen Angebot an Einrichtungen wie Theatern, Performance-Räumen und Museen gestaltet und zeigt der District Ausstellungen, Aufführungen und kulturelle Events von Weltrang. Darüber hinaus bietet er einen öffentlichen Freiraum auf einer Fläche von 23 Hektar, wovon sich zwei Kilometer über eine Promenade am Wasser erstrecken.
M+, Asiens erstes weltumspannendes Museum für zeitgenössische visuelle Kultur, steht dem Publikum bereits seit November 2021 offen. Die Eröffnung des Hong Kong Palace Museum folgte im Juli 2022. In Erfüllung neuer kuratorischer Ansätze präsentiert das Hong Kong Palace Museum sowohl einen Blick auf Hong Kong als auch auf die Welt und zeigt hochrangige Objekte aus dem Palace Museum sowie anderer wichtiger internationaler Kulturinstitutionen.
Das Hong Kong Palace Museum umfasst neun Galerien. Fünf davon werden sich in Themenausstellungen mit Aspekten der Geschichte und Kultur Chinas befassen und in diesem Rahmen mehr als 900 Objekte als Leihgaben des Palace Museum in Peking präsentieren. In zwei Galerien werden Kunstsammlungen aus Hong Kong und Multimedia-Projekte ausgestellt. Zwei weitere Galerien werden sich Sonderausstellungen widmen, die vom Museum selbst gestaltet oder gemeinsam mit anderen Institutionen konzipiert werden. Hier sollen Werke der chinesischen Kunst sowie Kunstobjekte aus anderen Teilen der Welt im Dialog mit der chinesischen Kultur zeigen werden.
Der erste dieser Dialoge wird mit einer Ausstellung hochkarätiger Objekte aus den Sammlungen des Fürsten von und zu Liechtenstein bestritten, die vom 9. November 2022 bis 20. Februar 2023 zu sehen sein wird. Mittelpunkt der Ausstellung werden die Idee des Sammelns und die dahinterstehenden Protagonisten sein, wobei auf der einen Seite die Geschichte dieses langanhaltenden Vermächtnisses im Allgemeinen und auf der anderen Seite die Prägung, die einzelne Fürstenpersönlichkeiten der Sammlung gegeben haben, gezeigt werden sollen.
Damit ist auch der Weg durch die Ausstellung definiert, von den ersten Fürsten Karl I. und seinem Sohn Karl Eusebius I. von Liechtenstein im 17. Jahrhundert, die mit ihren Beauftragungen an Adrian de Fries und dem frühesten für die Sammlungen erworbenen Gemälde von Peter Paul Rubens die Meilensteine setzten. Mit dem Enkel Karls, Johann Adam Andreas I., und seiner Ankaufspolitik stehen Rubens und Anthonis van Dyck auch im Zentrum der Ausstellung.
Karl Eusebius I. und Johann Adam Andreas I. setzten sich an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert intensiv und zielbewusst mit Fragen der Kunst, der Architektur und des Kunstmarktes auseinander. Den theoretischen Abhandlungen von Karl Eusebius I. wird in der Ausstellung Raum gegeben werden, ausgewählte Beispiele des Briefverkehrs zwischen Johann Adam Andreas I. und seinen Lieblingskünstlern werden dem Besucher veranschaulichen, wie ausführlich sich beide mit den Fragen der Kunst und mit Künstlern ihrer Zeit befasst haben.
Fürst Joseph Wenzel I. von Liechtenstein setzte Mitte des 18. Jahrhunderts mit seinem Interesse an der jüngsten französischen und italienischen Kunst neue Schwerpunkte und hob die Sammlung mit ihrer ersten wissenschaftlich fundierten Erfassung in Form des 1776 gedruckten Katalogs von Vincenzio Fanti auf eine neue Ebene. Joseph Wenzel hatte eine der bedeutendsten Sammlungen venezianischer Vedutenmalerei zusammengetragen, durch die Verkäufe der 1950er-Jahre wurde sie einschneidend dezimiert, durch Rückkäufe und Neuerwerbungen der letzten Jahrzehnte, die Teil der Ausstellung sein werden, ist sie in den Sammlungen wieder präsent.
Ein eigenes Kapitel wird dem Thema Garten gewidmet sein, beginnend mit dem barocken Garten des Gartenpalais Liechtenstein in der Rossau in Wien, der 1773 nach dem Tod von Fürst Joseph Wenzel der erste war, der in einen Landschaftsgarten umgewandelt wurde. Es folgte die barocke Anlage in Eisgrub (Lednice) in Südmähren, wo in der Folge unter Fürst Alois I. und seinem Bruder Fürst Johann I. zwischen den beiden Besitzungen Eisgrub und Feldsberg (Valtice) der grösste Landschaftsgarten Mitteleuropas, heute Weltkulturerbe, entstand. Unzählige weitere Gartenanlagen liess Fürst Johann I. in diesem Sinne modellieren, erwähnt soll hier nur die Landschaft um die von ihm 1807 zurückgekaufte Stammburg Liechtenstein in Maria Enzersdorf südlich von Wien werden. Auch diese Anlage ist heute noch in weiten Teilen intakt.
Die Rezeption chinesischer Motive spielte in der europäischen Kunstgeschichte und Geschichte des Sammelns schon Jahrhunderte davor eine wichtige Rolle, im Landschaftsgarten gewannen diese Elemente nach den ersten Einflüssen schon im 18. Jahrhundert ein neues Momentum und fanden auch in Eisgrub im Chinesischen Tempel Joseph Hardtmuths seinen Niederschlag. Auch diese Geschichte globaler Beziehungen wird in der Ausstellung ihre Darstellung finden.
Mit dem Transfer der Kunstobjekte in das Gartenpalais ab 1807 und der Öffnung 1810 für zahlendes Publikum auf Anordnung von Fürst Johann I. von Liechtenstein erhielt die bis dahin im Stadtpalais verborgene Sammlung einen neuen Stellenwert in der Öffentlichkeit. Gefestigt wurde diese in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch die Neuaufstellung der Galerie unter Fürst Johann II., die erstmals nach kunsthistorischen Grundsätzen durch Wilhelm von Bode, dem renommierten Kunsthistoriker und Berater des Fürsten, durchgeführt wurde.
In dieser Form blieb die Galerie bis ins Jahr 1938 geöffnet, nach dem Anschluss Österreichs durch das nationalsozialistische Regime schloss Fürst Franz I. das damals als „Galeriegebäude“ bezeichnete Gartenpalais, nachdem es jüdischen Mitbürgern nicht mehr erlaubt sein sollte, das Galeriegebäude, wie es damals hiess, zu betreten.
Die letzten Kapitel der Ausstellung werden dem späteren 20. Jahrhundert und der Gegenwart gewidmet sein, fokussiert auf die Rekonstruktion der Sammlungen nach den Verkäufen von Kunstwerken als Folge des 2. Weltkriegs und der Enteignungen der Familie durch die Tschechoslowakische Republik. Dem Wiederaufstieg danach mit einem Blick auf die Neuankäufe der letzten Jahrzehnte hauptsächlich unter dem heute regierenden Fürsten Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein wird breiter Raum gegeben werden.
Hier wird sich die Ausstellung auch mit dem Umgang mit den beiden Palais in Wien und den Kunstwerken, der Restaurierung der historischen Gebäude im Besitz der Familie sowie mit den Beständen der Sammlung und der Eingliederung neu angekaufter Objekte beschäftigen.