Starr wie verschieden blicken die weißen Männer uns entgegen. Sie sind die Clock Owner. Sie sind das Zeitregime, sie geben den Takt und den Tag vor. Notre-Dame – eine 2,70 Meter große Haarnadel – lehnt ruhig an der Wand. Gewandt und elegant bändigt sie das Wilde, das Ungestüme und das Aufreizende: Sie ist Befreiungsinstrument wie Waffe zugleich. Zur bloßen Lüftung degradiert, füllen vier Ventilatoren ein Fenster aus. Ohne Ein- oder Ausblick zu gewähren, wird das Fenster seiner Idee entrückt, ist statt Öffnung nur Ausschluss.Die Brutalität wie Absurdität normativer Ordnungen
tritt im Werk von Rosemarie Trockel offen hervor. Definitionen, Einschränkungen, Bevormundung und Gewalt aufgrund
von Gender werden sichtbar und durchschaubar. Mutig, wehrhaft, riskant und komisch ist ihre Vorangehensweise. In allen Medien, von Zeichnung über Malerei, Fotografie, Skulptur, Installation bis zu Film, richtet sich der soziologische Blick von
Rosemarie Trockel gleichermaßen auf gesellschaftliche Ordnungen und politische Strukturen wie auf die Natur. Ihre Beobachtungen und Studien zu Prozessionsspinnerraupen, Staren, Hühnern oder Läusen sind wissenschaftlich fundiert wie genau, der eigene Blick stets kritischer Bestandteil. In ihrem Werk werden Ambivalenzen nicht nur zugelassen, sondern dezidiert herausgearbeitet.
Die umfangreiche Ausstellung zeigt Werke von Rosemarie Trockel aus allen künstlerischen Schaffensphasen,
von den 1970er-Jahren bis zu neuen, eigens für das Museum entstandenen Arbeiten.