Einmal typische Atelierluft schnuppern und das Privileg genießen, Kunst von ganz nah durch die Augen der Restaurator*innen zu betrachten – diese seltene Gelegenheit bietet sich interessierten Bürger*innen am Europäischen Tag der Restaurierung. Fachleute geben deutschland- und europaweit Einblicke in ihre Arbeitswelt, die sonst überwiegend im Verborgenen stattfindet.
Das Programm startet um 10 Uhr mit dem bundesweiten Auftakt in der Hamburger Kunsthalle, bei dem Vertreter*innen aus Politik und Kultur den Tag feierlich eröffnen. Alle Interessierten sind dazu eingeladen, mehr über den Beruf und die Ausbildung zu erfahren, die in Hamburg eine besondere Tradition hat. Seit über 30 Jahren fördert die Hansestadt den Restaurator*innennachwuchs, zunächst in Form von einer dreijährigen Fortbildung, später, nach Etablierung der Hochschulausbildung mit einem einjährigen Praxisjahr zur Studienvorbereitung.
»Museums for Future Deutschland«, eine Initiative, die sich mit Umweltschutz in den Museen auseinandersetzt, und die Deutsche Bundesstiftung Umwelt sind zu Gast und werden mit den Museumsrestaurator*innen und dem Präsidenten des Berufsverbandes Sven Taubert über das brandaktuelle Thema debattieren. Im Anschluss gibt es Gelegenheit, aktuelle Restaurierungs- und Forschungsprojekte in den Kunstsammlungen zu erkunden.
Im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg zeigen sechs Restaurator*innen ihr Können an Kunsthandwerk, Papier und Möbeln. Sie erklären unter anderem, wozu Haarklemmen und Schaschlikstäbchen bei der Restaurierung eines Stuhls dienen können. Welche Schritte für eine Restaurierung nötig sind und welche Gerätschaften genutzt werden, erfahren die Besucher*innen auch im Museum für Hamburgische Geschichte in zwei Führungen durch die Restaurierungswerkstätten. Zu erkunden gibt es laufende Erhaltungsmaßnahmen an Kunsthandwerk, Papier, Textilien und Gemälden. Am Rothenbaum im MARKK können Neugierige mit den Restaurator*innen über die Pflege der Sammlungen aus konservatorischer Sicht sprechen. Passend zum diesjährigen Motto »Kulturerbe im Klimawandel« werden klimaregulierende Materialien und technische Geräte aus dem Museumsalltag gezeigt. Eine speziell für den Tag konzipierte Führung stellt ausgewählte Restaurierungsprojekte in den laufenden Ausstellungen vor. Über die Bewahrung des gebauten Erbes der Stadt wird das Denkmalschutzamt an zwei Standorten informieren. In der Restaurierungswerkstatt St. Jacobi wird derzeit eines der ältesten Steinobjekte Hamburgs aus der Domplatzgrabung untersucht. Nur wenige Meter weiter, am Hulbehaus in der Mönckebergstrasse, kann eine laufende Restaurierungsbaustelle besichtigt werden.
Beteiligt sind auch selbstständige Restaurator*innen: Auf Deck 8 des maritimen Museums in der Speicherstadt lädt Bianca Floss ins gläserne Restaurierungsatelier ein und präsentiert Beispiele ihrer aktuellen Arbeit. Einige Schritte weiter im Speicher für Restaurierung und Kommunikation am Sandtorkai berichten die Restauratorinnen Isabel Frühauf und Franziska Främke von einem besonderen Fund. Im Zuge von Sanierungsarbeiten im Museum für Hamburgische Geschichte kam die prunkvolle spätklassizistische Ausstattung der Villa Rücker wieder zum Vorschein. 100 Jahre zuvor war das Gebäude abgerissen worden. Es begann eine spannende Recherche zu den hölzernen Raumausstattungen des Musikzimmers und des Gartensaals, die künftig in die Dauerausstellung des Museums integriert werden sollen.
In Ottensen, Blankenese, Bahrenfeld und Stellingen stehen die Türen ebenfalls offen: Das im Borselhof gelegene Restaurierungsatelier Ihlenfeld & Müller veranschaulicht wie Gemälde und Skulpturen fachkundig untersucht und authentisch bewahrt werden. Die Restaurierungswerkstatt Gödeke zeigt wie sie mit historischen Techniken und modernen Untersuchungen den Charakter und Charme von Möbeln bewahrt – angefangen bei Antiquitäten und Designklassikern bis hin zu ansehnlichen Raumausstattungen. In der Werkstatt in der Langbehnstrasse in Bahrenfeld sind Martina Schrei und Petra Klier, sowie zukünftig Maja Rinck spezialisiert auf die hochwertige Restaurierung von Gemälden und deren dazugehörigen Rahmen. Besucher*innen erfahren in einem Vortrag worauf sie achten können, um ihre Gemälde vor Schäden zu bewahren, und sie erhalten spannende Einblicke in die Behandlung eines ungewöhnlich großen Gemäldes sowie von drei brandgeschädigten Bildern aus Kirchenbesitz und vergoldeten Rahmen. Liebhaber antiker Bilderrahmen werden in der Werkstatt Dickel in Stellingen fündig. Anhand des umfangreichen Bestands erklärt das Werkstattteam wie vergoldete und versilberte Rahmenleisten freigelegt werden und warum es sich lohnt die originalen Oberflächen mitsamt Patina zu erhalten.
Zentrale Eröffnungsfeier mit anschließenden Führungen in der Hamburger KunsthalleUhrzeit: 10 bis 11 UhrOrt: Hamburger Kunsthalle, Werner-Otto-Saal
Es sprechen: Norbert Kölle, Geschäftsführender Direktor der Hamburger Kunsthalle; Dr. Nils Meyer, Leitung des Referats Bau- und Kunstdenkmalpflege, Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Kultur und Medien, Denkmalschutzamt; Sven Taubert, Präsident des Verbandes der Restauratoren; Silvia Castro, Leiterin der Abteilung Restaurierung & Kunsttechnologie an der Hamburger Kunsthalle; Anna Krez, Museums for Future Germany; Constanze Fuhrmann, Deutsche Bundesstiftung Umwelt Teilnahme: Im Museumseintritt enthalten. Anschließend finden Führungen mit den Restaurator*innen statt.
Diese und weitere Programmpunkte für Hamburg und ganz Deutschland stehen unter www.tag-der-restaurierung.de bereit. Bei einigen Führungen sind die Plätze limitiert. Eine rechtzeitige Anmeldung lohnt sich.
Wissenswertes zum Europäischen Tag der Restaurierung Der Tag der Restaurierung wurde erstmals 2018 vom Europäischen Dachverband der Restauratorenverbände (E.C.C.O.) ausgerufen. In Deutschland organisiert der Verband der Restauratoren (VDR) diesen Aktionstag, der an jedem dritten Sonntag im Oktober stattfindet. Ziel des Aktionstags ist es, Menschen jeden Alters für die Bedeutung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und das öffentliche Bewusstsein für die Schlüsselrolle der Restaurator*innen in der Kulturguterhaltung zu schärfen. Wissen über den Beruf der Restaurator*innen soll vermittelt und auf das komplexe, vielfältige Tätigkeitsfeld dieser angewandten Wissenschaft aufmerksam gemacht werden. Die Restauratorenverbände zeigen, welche hohen internationalen Qualitätsstandards die Berufsgruppe mit ihren Kompetenzen für den Kulturguterhalt in 22 europäischen Staaten vertritt. Die restauratorische Expertise ist bedeutsam für Innovationen in der Kulturerbe-Forschung und nachhaltigen Tourismus.
Weiterführende Links - Offizielle Website: www.tag-der-restaurierung.de - Hintergrundinformationen zum Beruf: www.restauratoren.de/beruf/ - Informationen zum Verband der Restauratoren: www.restauratoren.de/der-vdr/ - Informationen zu E.C.C.O.: http://www.ecco-eu.org/
Öffnungszeiten: wochentags (außer montags) 15 bis 18 Uhr, Wochenenden und Feiertage 10 bis 18 UhrTeilnahme: Der Besuch ist im Eintrittspreis enthalten, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
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