Monica Bonvicini Hamilton City 2019, 2019 © 2021, ProLitteris, Zurich Monica Bonvicini Hamilton City 2019, 2019 © 2021, ProLitteris, Zurich - Mit freundlicher Genehmigung von: kmwch

Was: Ausstellung

Wann: 10.09.2022 - 13.09.2022

Das multimediale künstlerische Schaffen von Monica Bonvicini (*1965 in Venedig) ist von gesellschaftlicher Brisanz; es umfasst neben Skulptur und Installation auch Videos, Performance, Fotografie und insbesondere die Zeichnung. Das Kunst Museum Winterthur richtet der Künstlerin die erste institutionelle Einzelausstellung in der Schweiz aus. Mit über sechzig grossformatigen…
Das multimediale künstlerische Schaffen von Monica Bonvicini (*1965 in Venedig) ist von gesellschaftlicher Brisanz; es umfasst neben Skulptur und Installation auch Videos, Performance, Fotografie und insbesondere die Zeichnung. Das Kunst Museum Winterthur richtet der Künstlerin die erste institutionelle Einzelausstellung in der Schweiz aus. Mit über sechzig grossformatigen Zeichnungen aus der Serie Hurricanes and Other Catastrophes vermittelt die Ausstellung erstmals einen umfassenden Einblick in dieses bedeutende Oeuvre der Künstlerin.

Ausgehend von den medialen Bildern der Zerstörung durch Waldbrände oder Wirbelstürme wie beispielsweise Katrina, der 2005 New Orleans traf und heftige Zerstörungen verursachte, hat Bonvicini diese eindrückliche Werkserie geschaffen. Darin verbindet sich ihre anhaltende Beschäftigung mit Architektur, beispielsweise der amerikanischen Vorstadtarchitektur und ihrer sozialen Struktur mit den spektakulären Bildern von Natur-Katastrophen, die aufgrund der anhaltenden Klimaerwärmung gesellschaftspolitische Brisanz erlangt. Es waren namentlich die Quartiere der ärmeren Bevölkerung, die von der Überflutung durch Katrina am meisten betroffen waren. Architektur als Träger von Ideologien und gesellschaftlichen Machtverhältnissen stand bislang im Zentrum von Bonvicinis Interesse, die Zeichnungen der Serie Hurricanes and Other Catastrophes sind somit nicht nur beeindruckende Darstellungen von Natur-Katastrophen, sondern subtile Reflexionen über die Stadt als Ort der gesellschaftlichen Segregation, die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Lebensräume und die politischen Entscheidungen, die Architektur und Städtebau prägen.

«Zwischen den tiefenscharfen Fluchtpunkten des fotografischen Ausgangsmaterials läuft an der Bildoberfläche Bonvicinis Tempera hinunter, an manchen Stellen so dick aufgetragen, dass sie aus den kleinen Fenstern in der eingesackten Wand des Beauregard-Hauses zu quillen scheint. Der Kollaps ist somit sowohl bildhafter als auch formaler Natur – eine entsetzliche Tatsache, die die Bedingungen des Sehens und Zum-Zeigen-Werdens mit ihrem Gegenstand zur Deckung bringt. Zu schauen bedeutet zugleich hineinzufallen», so der Autor Colin Lang und kommt zum Schluss: «Darüber hinaus ist der Effekt der Zusammenschau dieser Zeichnungen intim, mitunter auch überwältigend und aufwühlend und erzeugt ein Pathos, das anders womöglich nur schwer hervorzurufen wäre.» (Gefährdeten Elemente, Colin Lang in HOT LIKE HELL Catalogue)

Seit Mitte der 1980er Jahre realisiert Bonvicini ein umfangreiches zeichnerisches Werk: Einerseits entstehen Skizzen, Entwürfe und Konzepte für skulpturale Werke, andererseits autonome grossformatige Zeichnungen, deren Erscheinung geradezu bildhafte Qualitäten erlangt. Bonvicini ist eine virtuose Zeichnerin und widmet sich ihren prägenden Themen auch in der Serie Hurricanes and Other Catastrophes. In Schwarz/Weiss gehalten lotet die Künstlerin die Möglichkeiten des zeichnerischen Mediums aus, verbindet eine beinahe nüchterne Schilderung der Zerstörung mit teils expressiver Gestik und fliessenden Farbverläufen. Bonvicini mischt klassische Temperafarbe mit dem giftig-schwarzen Nebel der Sprayfarbe, dem Medium der Street Culture schlechthin.

Im Kunst Museum Winterthur werden zum ersten Mal über sechzig grossformatige Zeichnungen aus der Serie, die in den letzten vierzehn Jahren entstanden ist, ausgestellt. Darin reflektiert sich die herausragende Bedeutung des Zeichnerischen im Werk Bonvicinis: «Die Zeichnung wird zu einem Medium, in dem Zeitgeschichte existiert, das Zeichnen von Raum und Architektur, funktional und illusionsmässig eigentlich längst abgelöst von den anderen Medien der Gegenwart, ist Träger für das Körperliche, das Sprachliche, die Verbindung zwischen dem, was da ist, und dem, was wir darin empfinden.» (Susanne Tietz).

Themen wie oben werden auch in der gezielten Auswahl an skulpturalen Arbeiten zu sehen sein.

Monica Bonvicini, in Venedig geboren, studierte in Berlin und Los Angeles, lebt und arbeitet seit vielen Jahren in Berlin. Ihr Schaffen war in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen, so u.a. an den Biennalen von São Paulo, Istanbul, Busan, Berlin und Venedig. Sie erhielt mehrere Preise, u.a. 1999 den Goldenen Löwen, zuletzt wurde ihr 2020 der Oskar-Kokoschka-Preis, der Österreichische Staatspreis für bildende Kunst, verliehen. Seit 20 Jahren unterrichtet sie Skulptur, Installationen und performative Architektur erst an der Akademie der bildenden Künste Wien und nun an der Universität der Künste Berlin.

Gemeinsam mit dem Kunsthaus Graz wird das Kunst Museum Winterthur bei König Publisher eine umfangreiche Publikation zum Thema «Haus» aus den letzten 25 Jahren Schaffen von Monica Bonvicini realisieren.

Tags: Bildende Kunst, Kunst, Malerei, Monica Bonvicini, Skulptur, Zeichnungen, Zeitgenössische Kunst

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