So wird der stumme Leib auch in Boeckls Darstellung „Liegender, toter Jüngling“ (1931) mit expressivem Duktus befragt. Der Künstler bemüht sich nicht, die historische Bindung an die Kunst Denifles abzustreifen, sondern spielt auf dessen meisterhafte Ausführung an. Boeckls schutzlose Anatomie-Studie ist vermenschlicht. Die schutzlose Abbildung und offen ausgetragene Auseinandersetzung um den Tod wird zum existentiellen Gleichnis. Das an Hans Holbein des Jüngeren „Toten Christus im Grab“ (1521 – 1522) im Kunstmuseum Basel erinnernde, extreme Querformat zeigt mit Nachdruck den expressiv zuckend gemalten Körper als ein Leben auf Zeit. Die Bühne ist zwar bei Boeckl bunter, doch das Verhältnis von Figur und Grund bleibt und verstärkt das befremdende Gefühl, den Tod zu betrachten.Dass der Tod aber nur eine Zwischenstation auf dem Weg zu einem anderen Kontinent ist, davon versucht uns die Menschenmumie zu überzeugen. Das diesseitige Leben bedeutete nur die Einleitung für das eigentliche, ewige Leben nach dem Tod und so machte man sich, in feinstes Leinen gewickelt, mit allerlei Grabbeigaben auf den Weg. Bei all den Reisegefährten und in edles Tuch gehüllt, sollten all die Dinge und Erlebnisse, deren wir selbst eines Tages beraubt sein werden, kein Schrecken mehr sein. Die Sammlungspräsentation ist wie eine Bewährungsprobe, die man bestehen muss, um das Leben zu feiern – in der Erinnerung an sein Gegenteil, denn das Leben will vom Tod nichts wissen.