Wo besser als im Pompejanum, dem klassizistischen Nachbau eines römischen Hauses, ließe sich Tafelgeschirr der Römer präsentieren? Ermöglicht wird dies durch eine großzügige Schenkung, die der Münchener Sammler K. Wilhelm kürzlich den Staatlichen Antikensammlungen machte. Seine einzigartige Sammlung nordafrikanischer Tongefäße sucht weltweit ihresgleichen. Im Pompejanum wird sie erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert.Über Jahrhunderte war die nordafrikanische Feinkeramik im ganzen Mittelmeerraum gefragt. Ihre hohe Qualität, Haltbarkeit, und ihre variantenreichen Formenserien und Dekorationsarten machten sie zu ständigen Begleitern bei römischen Gastmählern. Teller, Tabletts, Platten, Schalen und Schälchen gehörten zum Service und geben uns eine Vorstellung vom reich gedeckten Tisch der Römer. Die glänzend roten Stücke, die in der Ausstellung die Entwicklung und den Variantenreichtum dieser Gattung präsentieren, waren also Luxus für jedermann.
Wie die Gefäßformen war auch ihr Dekor der Mode der Zeit unterworfen. Detailreiche figürliche Motive wurden meist gesondert in Gipsmatrizen geformt und als Appliken aufgebracht. Sie zeigen u. a. Gestalten aus der Mythologie oder Gladiatorenkämpfe und Tierhatzen. Besonders beliebt waren in Afrika Wagenrennen, so dass einzelne Gefäße sich an spezielle ‚Fangruppen‘ richteten und an vergangene Siege erinnerten.
Seit dem späteren vierten Jahrhundert ergänzen christliche Motive das Repertoire. Hier finden wir Nicht-figürliches wie Kreuze und das Chi-Rho-Zeichen ebenso wie figürliche Darstellungen der Apostelfürsten Petrus und Paulus oder Märtyrerbilder.
Die vorzüglich erhaltenen Gefäße der Sammlung Wilhelm gewähren den Besucherinnen und Besuchern einen faszinierenden Einblick in eine längst vergangene Alltagswelt, der man ihre Freude an ausgefallenen Formen und Bildern anmerkt.