Von Mai bis Oktober 2022 geht die Sonderausstellung „SURREAL! Vorstellung neuer Wirklichkeiten“ im Sigmund Freud Museum dem Spannungsverhältnis von Psychoanalyse und Surrealismus auf den Grund. Rund 100 Werke aus Malerei, Fotografie und Literatur illustrieren anhand ausgewählter Themenschwerpunkte die Bezugnahmen der künstlerischen Avantgarde auf die Wissenschaft vom Unbewussten - u. a. mit Werken von Hans Bellmer, Victor Brauner, Salvador Dalí, Giorgio de Chirico, Max Ernst, Conroy Maddox, André Masson, Pablo Picasso, Alberto Savinio, Toyen (Marie Čermínová) und Dorothea Tanning.Die umfassende und vielschichtige Auseinandersetzung mit dem Surrealismus am Ursprungsort der Psychoanalyse wird durch die großzügige Leihe des Kunstsammlers und ehemaligen Galeristen Helmut Klewan ermöglicht und durch ausgewählte Exponate weiterer Leihgeber:innen ergänzt.
Surrealismus und Psychoanalyse„Ich glaube an die künftige Auflösung dieser scheinbar so gegensätzlichen Zustände von Traum und Wirklichkeit in einer Art absoluter Realität, wenn man so sagen kann: Surrealität“ – so lautet André Bretons berühmtes Bekenntnis, das er in seinem „Manifeste du Surréalisme“ 1924 niederschrieb. Breton fordert die Erweiterung der vernunftbasierten Betrachtungsweise menschlicher Lebensrealitäten um das Unbewusste ebenso wie um ein rausch-, trieb- und traumhaftes Erleben. Tatsächlich gewinnen in den Werken der Surrealist:innen ab Mitte der 1920er-Jahre Freuds Einsichten in die Funktionen des „psychischen Apparats“ an Bedeutung – vor allem jene Kräfte, die sich der psychischen Kontrolle und Zensur entziehen.
„SURREAL! Vorstellung neuer Wirklichkeiten“ beschreibt das spannungsreiche Verhältnis der von Breton begründeten Kunstform mit der Psychoanalyse, die mit all ihren Verschiebungen, Verdichtungen und produktiven Missverständnissen die Entwicklung der surrealistischen Bewegung so maßgeblich bestimmte.