Mitte der 1970er-Jahre trafen Heiner Müller und Erich Wonder am Schauspiel Frankfurt zum ersten Mal aufeinander. Es entstand eine Arbeits- und Lebensfreundschaft, die von unterschiedlichsten politischen und ästhetischen Erfahrungen geprägt war, eine Fremdheit, die produktiver Motor ihrer Zusammenarbeit wurde. Ihre Begegnung führte zu Theaterarbeiten, die Maßstäbe setzten, weil sie die politische Entwicklung in beiden Teilen und im wiedervereinigten Deutschland auf ästhetisch atemberaubende Weise spiegelten.Die Ausstellung „Erich Wonder – T/Raumbilder für Heiner Müller“ macht diese Arbeitsprozesse sichtbar. Sie präsentiert zum ersten Mal Gemälde, großformatige Aquarelle, Zeichnungen, Übermalungen und Fotografien von Erich Wonder sowie Fotografien von Sibylle Bergemann und Kostüme u. a. von Yohji Yamamoto. Auch sind erstmalig Filmausschnitte aus den legendären Inszenierungen Der Lohndrücker und Hamlet/Maschine zu sehen. Die Ausstellung wird kuratiert von Stephan Suschke. Der Regisseur und Autor war von 1987 bis 1995 Mitarbeiter von Heiner Müller.
ERICH WONDER(*1944 in Jennersdorf / Burgenland)Nach dem Studium Assistent am Theater in Bremen, bevor er ab 1972 am Schauspiel Frankfurt zu einem der herausragenden Bühnenbildner Europas wird und mit Regisseuren wie Ruth Berghaus, Luc Bondy und Jürgen Flimm zusammenarbeitet. Frankfurt am Main war prägend für Wonder wegen der sozialen Konflikte und wegen des Großstadtlichts. Beeinflusst von amerikanischen Filmen, die das künstliche Licht der Städte für ihre Ästhetik entdeckten, erweiterte Wonder durch den Einsatz von speziellen Scheinwerfern und seine Bildfindungen das visuelle Instrumentarium des Theater.
HEINER MÜLLER (*1929 in Eppendorf/Sachsen, † 1995 in Berlin)Dramatiker, Dichter und Regisseur. Gehört zu den bedeutendsten deutschsprachigen Autoren und Intellektuellen des 20. Jahrhunderts. Bedingt durch Publikations- und Aufführungsverbote in der DDR werden viele Texte Müllers zuerst in der Bundesrepublik rezipiert, bevor sie auf Bühnen im Osten Deutschlands aufgeführt werden konnten. Müller setzt sich in seinen Texten mit den Zusammenhängen und Widersprüchen in der deutschen Geschichte auseinander. Nach dem Fall der Berliner Mauer war er Intendant des Berliner Ensembles und Präsident der Akademie der Künste, Berlin (Ost).