Im Frühjahr 2022 kann das Museum Schloss Moyland eine Weltpremiere feiern: Zwei der drei weltgrößten Sammlungen deutscher expressionistischer Holzschnitte sind – partiell und auf Zeit – in Moyland vereint. Diese drei Größten sind die Moyländer Museumssammlung, die Sammlung Rifkind in Los Angeles/USA und die Sammlung Joseph Hierling, aus der nun eine Auswahl von 135 teils farbigen Blättern zu sehen sein wird. Insgesamt umfasst diese Sammlung mehr als 1000 Werke von 130 Künstlerinnen und Künstlern, bekannte und noch zu entdeckende Namen, darunter zahlreiche Frauen, wie Jacoba van Heemskerk und Maria Uhden, aber auch Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, Wilhelm Morgner oder Adolf de Haer.Für die weite Verbreitung und Popularität des Expressionismus nach dem ersten Weltkrieg und in der Kultur der 1920er Jahre war maßgeblich der Holzschnitt verantwortlich. Er prägte das Bild des Expressionismus und wurde das expressionistische Ausdrucksmedium schlechthin: Seine besonderen Merkmale sind scharf geschnittene Schwarzweiß-Kunst, mit ihrer Zackigkeit, ihrer Neigung zur Deformation sowie ihrem Hang zum Unmittelbaren und Primitiven im Umgang mit den künstlerischen Mitteln. Die Werke führen Betrachter:innen eine große stilistische und thematische Vielfalt vor Augen: Porträt, Akt, Mensch und Natur, Stadtleben, Dorf, Industrie, Varieté, Gesellschaftskritik, Wege zur Abstraktion. Unterschiedliche Stilauffassungen regen zum vergleichenden Sehen und zu Fragen an, was eigentlich den expressionistischen Holzschnitt ausmacht.