Griechische Keramik steht in der Regel für figurenreiche Bemalung mit Bildern aus Mythos und Alltag der Antike. Die Sonderausstellung „Black is Beautiful. Griechische Glanzton-keramik“ lenkt den Blickaufdie schlichte Eleganz von rein schwarz bemalten griechischen Tongefäßen. Nur wenige farbige Akzente lenken ab von elegantemKontur und glänzender Oberfläche. Diese Beschränkung eröffnet neue Einsichten zur griechischen Keramik und zu unserem eigenen ästhetischen Formempfinden.Im antiken Griechenlandwurdeim Alltag undekoriertes, allenfalls schlicht verziertes Geschirrverwendet.Bei besonderen Gelegenheiten wie dem Symposion benutzte man hingegen reich dekorierte und figürlich bemalte Gefäße. Im Laufe des 6. Jahrhunderts v. Chr. kamenim Segment der Luxuskeramik auch rein schwarz bemalte Gefäße in Mode. Eine Blütephase hatte dieseschwarze Glanztonkeramik im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr., also in der Zeit der griechischen Klassik.Athen beherrschte damals den überregionalen Markt für Feinkeramik. Glanztonkeramik wurde dort in riesigen Stückzahlen produziert und im gesamten Mittelmeerraum verkauft.
Die Herstellung von Glanztonkeramik entsprach derbemalten griechischen Keramik. Mit verdünntem Tonschlicker wurde das noch ungebrannte Gefäß mit einem Pinsel flächig bemalt oder auch vollständig in eine dünnflüssige Engobe getaucht und dann gebrannt. DieFormgebung der Glanztonkeramik griff das zeitgenössischeIdeal von ausgewogener Proportionierung und kraftvoller Anspannungauf. Handwerklich erscheinen uns die schwarzen Gefäße wie eigenständige Meisterwerke. Doch es handeltsich dabei um gehobene Gebrauchsgegenstände, bei denen formschöne Gestaltung mit Funktionalität kombiniert wurde.Der schwarze Glanztonwurde auch für die Verzierung von extravaganten Gefäßen in figürlicher Form verwendet. Tiere und Menschenköpfe waren beliebte Motive. Die oft kleinformatigen Behältnisse dienten unterschiedlichen Zwecken. Häufig standen das Trinken von Wein oder die gehobene Tischkultur im Mittelpunkt.
Da es ist ein menschliches Grundbedürfnis ist, eine freie Fläche mit einem Muster dekorativ zu gliedern,wurden auch die rein schwarzen Gefäße im Verlauf der Zeitwieder verziert. Anfangsbeschränkt sich der Dekor auf tongrundige Streifen oder auf in zusätzlichen Farben aufgetragene Linien in rot oder weiß. Diese stehen inder Regel in Bezug zur Struktur des Gefäßes –sie betonen Henkel, Füße oder Ränder. Im 5. Jahrhundert v. Chr. kamdann der Stempeldekor auf. Beidiesem wurden einzelne Motive wie Palmetten in den noch feuchten und damit weichen Ton gepresst. Ritzlinienkonnten zu komplexen Dekorsystemen mit den eingestempelten Motiven verbunden werden. Daneben hat mangrößere Flächen zum Beispiel durch plastische Rippen gegliedert, die dem Gefäß einen metallischen Charakter verliehen.
Der dunkle Farbton bot auch einen attraktiven Untergrund für Dekore mit zusätzlichen Farben wie Weiß, Rot oder Gelb. Seit Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. experimentiertendie Töpfer in Athen mit neuen Techniken und malten zum Beispiel figürlich auf einem einheitlich schwarzen Untergrund.In Süditalien entstanden die Gnathia-und die Teano-Keramik. In Kombination mit eingeritztem und gestempeltem Dekor ist diese Art der Malerei auf schwarzem Untergrund kennzeichnend für spätklassische und hellenistische Keramik.In der Sonderausstellung „Black is Beautiful. Griechische Glanztonkeramik“ wirddie Genese, Verbreitung und Weiterentwicklung dieser zeitlos-elegantengriechischen Keramikgattung nachgezeichnet.Die Schau wirdaus den reichen Beständen der Staatlichen Antiken-sammlungen München bestritten.