Wand- und Deckengemälde hatten in Spätrenaissance und Barock Hochkonjunktur. Dabei erfüllten Zeichnungen die verschiedensten Funktionen. Viele Blätter entstanden vor der Fertigstellung des großen Wurfs und gehören zum Werkprozess, andere wurden nach den vollendeten Bildern ausgeführt. Die 27 im Vitrinengang gezeigten Werke reichen von ersten Ideenskizzen über Studien zu Figuren und akkurat ausgearbeiteten Teilentwürfen bis hin zu kompletten Kompositionszeichnungen.Freskanten nahmen in dieser Epoche architektonische Gegebenheiten oft nicht einfach hin, sondern deuteten sie in der Wand- und Deckenmalerei neu. So kann ein Innenraum durch eine Wandmalerei den Eindruck erwecken, er sei nach außen geöffnet oder eine Kuppel den Blick in himmlische Sphären freigeben. Studien nach derartigen Bildfindungen erweisen den Kompositionen Reverenz. Sie wurden oft von reisenden Künstlern angefertigt, die sich einen Motivschatz mit nach Hause nehmen wollten, oder entstanden im Auftrag von Sammlern, die eine Vorstellung von den nicht selten berühmten illusionistischen Konzepten zu gewinnen suchten. Einige dieser Blätter geben heute verlorene Gemälde wieder und sind von hohem dokumentarischem Wert. Andere dienten als Vorzeichnungen für die Wiedergabe in der Druckgraphik, falls nicht Zeichnungen aus der Werkvorbereitung zur Verfügung standen.
Zeichnungen aus dem Werkprozess zeigen dagegen den Künstler auf dem Weg der Bildfindung und auf der Suche nach neuen, überzeugenden Lösungen. Viele Darstellungen – etwa in Form von Pendentifs oder Lünetten – bilden den Bezug der geplanten Malereien zur Architektur mit ab. Diese ist unter den Künsten der Epoche die Ordnungsmacht, der sich Skulptur, Malerei und Ornament einfügen. Die Ausstellung präsentiert Blätter von Federico Zuccari und Annibale Carracci, von Pietro da Cortona, Giovanni Lanfranco, Giovanni Battista Gaulli und manch anderen berühmten Freskanten.