Die Kooperationsausstellung zwischen dem Museion in Bozen, der Neuen Sammlung in München und der Sammlung Goetz präsentiert mehr als 160 Werke in einem Dialog. Ausgehend vom künstlerischen Aufbruch in der Nachkriegszeit vermitteln sie einen Einblick in wesentliche Strömungen der italienischen Kunst. Mit dem internationalen Kooperationsprojekt ist nun erstmals eine andere Sammlung mit einer breiten Auswahl an Werken in den Ausstellungsräumen der Sammlung Goetz zu Gast.„Tutto“, der Titel der Ausstellung, wurde der gleichnamigen Arbeit des Künstlers Alighiero Boetti von 1988 entlehnt. Dabei handelt es sich um ein ikonisches Werk aus der letzten Serie seiner Stickarbeiten, in der er die Prinzipien seiner künstlerischen Praxis vereint.
Zentraler Bezugspunkt vieler Künstler ist die Überwindung der zweidimensionalen Leinwand, wie sie Lucio Fontana in seinem „Concetto spaziale“ 1954 exemplarisch vorführt. Die Ausstellung gibt anhand von Malerei und Fotografie einen Einblick in verschiedene künstlerische Ansätze, die das Konzept der Öffnung, der Ausweitung bzw. Überwindung des traditionellen Tafelbildes miteinander verbindet. Dabei reichen die gezeigten Positionen von den Leinwandexperimenten Carla Accardis, Enrico Castellanis und Agostino Bonalumis, bis zu Piero Manzonis Material-Experimenten. Weitere Schwerpunkte liegen auf der Beziehung zwischen Bild und Text und der visuellen Poesie in den experimentellen Arbeiten auf Papier, sowie der konzeptuellen Fotografie zwischen den 1960er und 1970er Jahren. Ergänzt wird die Ausstellung von einer umfangreichen Auswahl dokumentarischer Materialien aus den Archiven der beteiligten Künstlerinnen und Künstler. Die Vielzahl unterschiedlicher Elemente, wie Fotografien, Plakate, Einladungen, Arbeitsnotizen und Objekte lässt so ein facettenreiches Gesamtbild entstehen.
Die Ausstellung war bereits in anderer Form zwischen Oktober 2018 und März 2019 im Museion in Bozen zu sehen. Bei der Präsentation in München konnte mit der Neuen Sammlung ein dritter Partner für das internationale Kooperationsprojekt gewonnen werden. Denn das Überschreiten von Grenzen in der Kunst der italienischen Nachkriegszeit manifestiert sich nicht nur in bildnerischen Konzepten, sondern auch im Design. So wird die Ausstellung in der Sammlung Goetz mit Objekten aus Murano-Glas und Leihgaben italienischen Designs aus der Neuen Sammlung ergänzt, während zwei Werke von Alighiero Boetti in den Räumen der Pinakothek der Moderne mit den Designobjekten in einen Dialog treten.
Im Hatje Cantz Verlag ist bereits ein umfangreicher und reich bebilderter Katalog erschienen, der die Kooperationsausstellung des Museion in Bozen und der Sammlung Goetz begleitet, und für 29,90 Euro im Museum sowie im Buchhandel erhältlich ist.
Künstler*innen der Ausstellung: Carla Accardi, Vincenzo Agnetti, Giovanni Anselmo, Nanni Balestrini, Gianfranco Baruchello, Alighiero Boetti, Agostino Bonalumi, Luciano Caruso, Enrico Castellani, Giuseppe Chiari, Giorgio Ciam, Dadamaino, Giuseppe Desiato, Luciano Fabro, Lucio Fontana, Luigi Ghirri, Emilio Isgrò, Marcello Jori, Ketty La Rocca, Arrigo Lora-Totino, Piero Manzoni, Elio Mariani, Plinio Martelli, Stelio Maria Martini, Fabio Mauri, Maurizio Nannucci, Ugo Nespolo, Germano Olivotto, Giulio Paolini, Claudio Parmiggiani, Giuseppe Penone, Achille Perilli, Gianni Pettena, Michelangelo Pistoletto, Mimmo Rotella, Salvatore Scarpitta, Paolo Scheggi, Mario Schifano, Franco Vaccari, Emilio Villa, Michele Zaza
Kuratiert von Leo Lencsés, Karsten Löckemann, Letizia Ragaglia, Elena Re, sowie von Dr. Angelika Nollert, Dr. Xenia Riemann-Tyroller und Dr. Josef Straßer für den Bereich Design.
In Kooperation mit dem Museion in Bozen und der Neuen Sammlung in München.
Unter der Schirmherrschaft von S. E. Luigi Mattiolo, Botschafter der Italienischen Republik in Deutschland.