Die vier österreichischen Gewinnersujets lassen sich allesamt in der Reihe der Pro- duktplakate verorten: Lukas Fliszar und Jonas Minnig vom Atelier 101 gingen mit ihrem Plakat zum Film Nevrland, der im Herbst 2019 sein Opening in den österreichi- schen Kinos feiert und bereits mit dem Max Ophüls Preis ausgezeichnet wurde, in den Bewerb. Ihr Plakat transponiert den Plot in kongenialer Weise. Der Film lässt die ZuschauerInnen das Auf und Ab der digitalen Gefühlswelten des Schlachthof-Hilfs- gesellen Jakob (Simon Frühwirth) zwischen Gay-Porno-Filmszene und Sex-Chat- Community miterleben. Die Zerrissenheit des jungen Jakob findet im Plakat durch ein in tiefem Rot gehaltenes Porträt, das durch die Typografie stark sektioniert erscheint, Ausdruck. Nicht ohne Grund erscheint das Plakat im Katalog an der prominenten ersten Stelle.
Die Agentur VMLY&R Vienna schafft es, mit ihrem Plakat für Heinz Tomato Ketchup einen gesundheitlichen Aspekt des Produkts zu thematisieren. Das Sujet der Kampag- ne, das Etikett der Heinz Ketchup-Flasche, ist einer der Designklassiker schlechthin und scheint uns bereits über Jahrzehnte ins Gedächtnis gebrannt. Im Plakat werden die üblicherweise verwendeten „E“-Verdickungs- und –Konservierungsstoffe – auf die Heinz Ketchup verzichtet – auch typografisch weggelassen. Eine spannende Plakatserie schafft Studio Es (Verena Panholzer und Paul Katterl) für das Produkt Purpur, handselektiertes, rötliches Steinsalz aus dem Salzkammergut. Studio Es inszeniert die Körnigkeit und die kristalline Struktur des Premiumsalzes mit einer Serie von drei monumentalisierten amorphen Salzkristallstrukturen: Es gibt je ein Plakat für feines, für mittel- und grobkörniges Salz.
David Einwaller und Lukas Novak gestalteten ihr Siegerplakat anlässlich des 20- jährigen Bestehens von Radio Orange. Die groß in Szene gesetzte Zahl 20 erinnert zu- nächst an zwei Papiergirlanden, die „vielfältige“ Formen annehmen können. Mit ihrer spontanen Flexibilität verweisen sie subtil auf den Leitgedanken des freien österreichi- schen Senders, der für Programm abseits des Mainstreams steht. Wie Stacheln rücken die Ecken den unbequemen und kritischen Journalismus ins Bild.
Zur Ausstellung erscheint der Katalog C Beste Plakate XVIII. Deutschland Österreich Schweiz/C Best Posters XVIII. Germany Austria Switzerland (304 Seiten, Verlag Kett- ler, Dortmund 2019, erhältlich im MAK Design Shop um EUR 30,80) mit Beiträgen aller Jurorinnen sowie einem Feature-Artikel von Tulga Beyerle, Direktorin des Muse- ums für Kunst und Gewerbe Hamburg. Unter dem Titel Designerinnen? Ein Suchspiel oder finde die Fehler skizziert sie abwechslungsreich die Geschichte der Frau in der Männerdomäne Design und erzählt auch aus ihrer eigenen Position heraus.
Die Auftaktausstellung zum Wettbewerb 100 BESTE PLAKATE 18. Deutschland Öster- reich Schweiz wurde am 13. Juni 2019 im Kulturforum Potsdamer Platz der Staatlichen Museen zu Berlin eröffnet. Details zu den weiteren Ausstellungsstationen unter www.100-beste-plakate.de
Die Gewinnerplakate des Wettbewerbs gehen auch heuer als Neuzugänge in die MAK- Kunstblättersammlung ein.
18. Oktober 2017 – 25. Februar 2018Di 10:00–22:00 Uhr, Mi–So 10:00–18:00 Uhr Jeden Dienstag 18:00–22:00 Uhr Eintritt frei
Copyright © 2024 findART.cc - All rights reserved