WEGEN DES GROSSEN ANDRANGS WIRD DIE AUSSTELLUNG UM EINE WOCHE VERLÄNGERT. NOCH BIS SONNTAG, 2. FEBRUAR, GIBT ES DIE MÖGLICHKEIT, DIE BILDER DER BRITISCHEN KÜNSTLERIN IM WESTLICHT ZU SEHEN.Die Queen beim Selfie, Kim Kardashian und Kanye West bei der Hausgeburt, Lady Di mit ausgestrecktem Mittelfinger und Donald Trump im Clinch mit Miss Mexiko. Haben wir das gerade wirklich gesehen? Ganz unwahrscheinlich ist es jedenfalls nicht. In Zeiten der allgegenwärtigen Rede über „Fake News“ wird die Unterscheidung von Wahrheit und Fiktion zunehmend schwieriger. Die Arbeiten von Alison Jackson verwischen permanent die Grenzen zwischen dem gerade noch Möglichen und dem eigentlich Undenkbaren.WestLicht zeigt die Fotografien der international vielfach ausgezeichneten, britischen Künstlerin (*1960) zum ersten Mal in Österreich. Rund 75 der großformatigen Prints, ergänzt um zahlreiche Videoarbeiten, sind ab dem 29. Oktober im Schauplatz für Fotografie zu sehen.
„Meine Fotografie beschäftigt sich mit dem Voyeurismus der Öffentlichkeit, mit der verführerischen Macht von Bildern und unserem Wunsch, ihnen Glauben zu schenken. Ich arbeite mit Schauspielern, die so zurechtgemacht sind, dass man sie für echt hält – und versetze sie dann in Szenen, die wir uns alle schon einmal vorgestellt, aber eben noch nie gesehen haben.“
Unterstützt von einem Team professioneller Lookalikes und mit enormem Produktionsaufwand inszeniert Jackson ihre Szenen. Viel entsteht in Studioarbeit, mitunter geht sie aber auch auf die Straße und lässt das ganze mitfilmen, etwa wenn sie mit einem Double des gegenwärtigen US-Präsidenten und einer Horde leicht bekleideter Models vor den Trump Tower in New York zieht und einen Menschenauflauf verursacht. Kaum jemand ist vor ihr sicher, Boris Johnson und Vladimir Putin haben ebenso ihren Auftritt wie Brangelina und Marilyn Monroe. Jackson rückt unserer Celebrity Kultur zu leibe, die ebenso sehr von der Darstellungssucht ihrer Protagonisten lebt, wie von unserer Obsession mit ihnen und die letztlich Phänomene wie Donald Trump überhaupt erst möglich gemacht hat. Ihre Arbeiten stehen dabei eindeutig in der großen Tradition britischen Humors, in der schon immer klar war, dass geschmackvolle Zurückhaltung keine Kategorie von bissiger Satire ist.
Vor dem Hintergrund von Schlagworten wie „alternative Fakten“ und „post truth“ spielen Alison Jacksons inszenierte Fotografien geschickt mit unserer Erwartungshaltung und unserem Hunger nach Enthüllung. Was sich unsere Reality TV- und Homestory-geprägte Fantasie ausmalt, treiben ihre Bilder auf die Spitze. Sie geben einen grellen Vorgeschmack darauf, was passiert, wenn nur lange genug „Fake News“ gerufen wird: Am Ende glaubt man alles oder überhaupt nichts mehr.