Der österreichische Künstler Martin Roth (1977–2019) erregte mit ortspezifischen Installationen und Interventionen zwischen Kunst und Natur Aufmerksamkeit. Seine ephemeren und temporären Räume, meist apokalyptisch-dystopische Szenarien aus Schutt, Ziegeln oder Zivilisationsabfällen, belebte er wortwörtlich mit geretteten Tieren (Fröschen, Vögeln, Schnecken, Labormäusen, etc.) und/oder Pflanzen – einerseits wirken diese als Katalysatoren zusammen mit dem Faktor Zeit für den Zerfall von Ort und Material. Gleichzeitig sind diese ein Versprechen für Erneuerung und Fortbestand von zumindest Natur und Materie.Für die Installation im KUNST HAUS WIEN hat der Künstler den gesamten Boden der „Garage“ mit Bauschutt und skulpturalen Bruchstücken angefüllt – in den Lücken siedeln sich wilde Pflanzen an – und mit einer Soundinstallation versetzt: Zu hören sind vor allem Vögel, die technisch hergestellte Geräusche wie Klingeltöne, Autolärm, Sirenen, etc. imitieren – ein Nachhall unseres industrialisierten Lebens. Roth hat in einem Beziehungsgeflecht von Künstler/Rezipient, Mensch/Tier/Natur und Zeit/Raum Themen von Dislokation, Substitution, Verfall, Ungleichheit und Unordnung aufgegriffen und subtile Symbolbilder vom Zustand unserer Welt geschaffen. In October 2019 I listened to animals imitating humans. ist seine erste museale Ausstellung in Österreich, die der Künstler noch vor seinem frühzeitigen, unerwarteten Ableben in seiner Wahlheimat New York dieses Frühjahr konzipierte.
Kuratorin: Margareta Sandhofer