Verena Andrea Prenner, Camping 11, 2018, s/w-Print, 50 x 50 cm Verena Andrea Prenner, Camping 11, 2018, s/w-Print, 50 x 50 cm - Mit freundlicher Genehmigung von: agnesreinthaler

Was: Ausstellung

Wann: 29.05.2019 - 06.07.2019

Unser Leben spielt sich gewöhnlich an Orten ab, deren Ablaufregeln wir verinnerlicht haben. Aber manchmal versetzen wir uns frei- oder unfreiwillig in andere Systeme. Heterotopien nennt Michel Foucault diese Anderswelten, die nach besonderen Regelwerken funktionieren. Hallenbäder, virtuelle Gaming-Welten oder Bibliotheken sind Beispiele dafür, aber auch Friedhöfe,…
Unser Leben spielt sich gewöhnlich an Orten ab, deren Ablaufregeln wir verinnerlicht haben. Aber manchmal versetzen wir uns frei- oder unfreiwillig in andere Systeme. Heterotopien nennt Michel Foucault diese Anderswelten, die nach besonderen Regelwerken funktionieren. Hallenbäder, virtuelle Gaming-Welten oder Bibliotheken sind Beispiele dafür, aber auch Friedhöfe, Gefängnisse oder psychiatrische Kliniken.

Auch die künstlerischen Arbeiten von Verena Andrea Prenner und Micha Wille setzen sich mit Welten auseinander, die nicht der Norm entsprechen. Als Soziologin bezieht Prenner eine ihr unbekannte Stätte für längere Zeit und wird Teil der dortigen Gesellschaft. So entstand im mittlerweile 60 Jahre alten Dheisheh Refugee Camp südlich von Betlehem „Camping“, eine Serie inszenierter Fotografien. Der dortige Alltag wird von der muslimischen Kultur und Religion beeinflusst, einem Leben zwischen Haram und Halal, dem Verbotenen und dem Erlaubten. Im Juni 2014 begann der Krieg im Gazastreifen, das öffentliche Leben erstarrte, täglich kann es zu Protesten und Militäroperationen im Lager. Leid, Elend und Tod waren allgegenwärtig. In dieser Atmosphäre teilte Verena Andrea Prenner mit der Gemeinde jene Trauer, die sie in den Jahren zuvor erlebt hatte, als sie endlose Tage auf Intensivstationen in Krankenhäusern und Spezialkliniken bei ihrem schwerkranken Freund verbrachte. Das Herz, Symbol des Lebens, stand in dieser Zeit dramatisch im Mittelpunkt und wird auch in ihrer künstlerischen Serie aufgegriffen.

In Micha Willes Kunst ist ihre Erst-Ausbildung, die Linguistik, ebenfalls stark spürbar. Ihre Malerei soll so funktionieren wie gute Literatur, so der Anspruch der Tiroler Künstlerin. Die Erzählung nimmt in ihren Werken eine starke Rolle ein, aktuelle gesellschaftspolitische Themen werden hinterfragt und der ständige Fluss unserer Wirklichkeits-Wahrnehmung verdichtet. Beispielsweise wird die Jagd nach Anerkennung auf sozialen Plattformen auf Willes großformatigen Gemälden zitiert. Neben dem Fetischismus für teure Autos und Prahlereien unter Penthouse-Besitzern rührt Micha Wille mit großer Lust auch in der Art World um. Dabei handelt es sich um eine besonders widersprüchliche Heterotopie, deren Umklammerung die Beteiligten gleichzeitig nähren und ersticken kann. Und wenn man sich Micha Willes Bildtitel genauer durchliest, wird man vor der Gefahr deutlich gewarnt: Micha Wille says she is a bad painter which means you are all screwed:)

Tags: Malerei

Dauer:     29.5. bis 6.7.2019Offen:      Di-Fr 14.00-18.00, Sa 12.00-15.00 sowie auf Anfrage

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