„Vielfach stellt sich heraus, dass die ‚eigenen‘ Bräuche nur vermeintlich eigene sind, denn für viele Kinder und auch Erwachsene in Tirol sind Osterbräuche heute unbekannt und fremd. Nur wenige wissen über deren Hintergründe Bescheid. Gleichzeitig öffnen zahlreiche Objekte, wie gerade ‚die Palme‘ der Palmstangen oder der Mond-Kalender, nach dem sich ja das christliche Osterfest wie auch das muslimische und jüdische Jahr richten, Verbindungen zu andern Kulturen und Religionen“, erklärt Dr. Karl C. Berger, Leiter des Tiroler Volkskunstmuseum, zur gesellschaftlichen Relevanz des Ausstellungsthemas.
Von 6. März bis 28. April werden im Tiroler Volkskunstmuseum daher Tiroler Osterbräuche in den Fokus gestellt und mit interkulturellen und interreligiösen Bezügen sowie spannenden Fragen, Informationen und Anregungen aufbereitet. Die Sonderausstellung zeigt an zwölf Stationen Objekte wie Fastenkrippe, Ratsche, Palmesel oder Osterlamm, bietet „Wissen zum Anfassen und Erleben“ und lädt dazu ein, mehr über die Traditionen rund um Ostern zu erfahren. Ein Handout, das in den Sprachen Deutsch, Italienisch, Englisch und Französisch erhältlich ist, führt die Besucher und Besucherinnen dabei durchs Museum und gibt Antworten auf spannende Fragen: Warum schenkt man zu Ostern überhaupt Eier? Was ist der „Gotlpack“? Und warum wurden vor Ostern Brezen gebacken?
Zwölf MachMit-Stationen für alle SinneDas generationsübergreifende Angebot bietet die Gelegenheit, sich mit Handout und Stempelpass auf die Suche nach den zwölf „Osternestern“ zu begeben: Die eigenen MachMit-Stationen zu gewählten Themen rund um Ostern sind in die Dauerausstellung integriert und über drei Stockwerke verteilt. „Mit zusätzlichen Fragen, Anregungen, Informationen, Rätseln oder Spielen sollen die kleinen und großen Besucher und Besucherinnen die Themen spielerisch und mit allen Sinnen erleben. Station 3 beispielsweise beschäftigt sich mit dem Osterlamm. In einem Würfel-Quiz kann man erraten, welche Tiersymbole neben dem Lamm noch für Christus stehen. Wichtig war uns bei der didaktischen Konzeption, dass die Benutzer und Benutzerinnen persönliche Bezüge herstellen können und auch Verbindungslinien der drei großen monotheistischen Religionen – Christentum, Judentum und Islam – aufgezeigt werden“, so Gabriele Ultsch, Mitarbeiterin der Besucherkommunikation der Tiroler Landesmuseen und maßgeblich an der didaktischen Konzeption der Ausstellung beteiligt. Mit allen zwölf Stempeln der einzelnen Stationen im Stempelpass erhalten alle Kinder an der Kassa des Volkskunstmuseum schließlich eine kleine Überraschung.
Die interaktive und interkulturelle Ausstellung „Klüger als der Osterhase“ läuft von 6. März bis 28. April 2019 im Tiroler Volkskunstmuseum.
NACHLESE
Was bedeutet Ostern überhaupt?Die Station im Eingangsbereich des Museums klärt auf, was es mit dem Osterfest an sich überhaupt auf sich hat. Die Bezeichnung des ältesten und wichtigsten Fests im christlichen Jahreslauf – Ostern – leitet sich von der Himmelsrichtung „Osten“ ab. Bereits in vorchristlicher Zeit wurde nämlich der „Sieg der Sonne“, die bekanntlich im Osten aufgeht, über die Dunkelheit gefeiert. Der Ostersonntag wird auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gelegt. Ausgehend davon berechnen sich weitere christliche Feste, beispielsweise der Aschermittwoch und Pfingsten.
Falscher Hase und mehrEine Station der österlichen Ausstellung im Volkskunstmuseum zeigt u.a. historische Gussformen für Schokoladenosterhasen. Die Tradition, den „süßen“ Hasen an Kinder zu verschenken, gründet sich auf einen Familienbrauch aus dem 19. Jahrhundert und erfreut sich bis heute ungebrochener Beliebtheit. Wie das Tier aber zum Osterfest kam, ist bislang nicht gänzlich geklärt. Einer Theorie zufolge hoppelt der Hase aufgrund eines Missverständnis‘ aus dem 4. nachchristlichen Jahrhundert durch die Osterzeit: Der Kirchenvater Hieronymus soll im 18. Vers des 104. Psalms den in Afrika beheimateten Klippendachs fälschlicherweise mit lepusculus – Häschen – übersetzt haben. Das im Bild des in einer Felsnische behüteten „Hasen“, der im Psalm beschrieben wird, wurde schließlich mit der österlichen Grabessymbolik verbunden.
Wer ist der Palmesel?An den biblischen Einzug Jesu in Jerusalem auf einem Esel, begleitet vom Jubel der Menschen mit Palmzweigen in den Händen, wird am Palmsonntag erinnert. Bis ins 7. Jahrhundert n. Chr. kann der Brauch, diese Szene bei kirchlichen Prozessionen darzustellen, nachgewiesen werden. Trotz Verbotes im 18. Jahrhundert hat sich die Tradition, diese Szene einzuschließen, bis heute in Thaur und Hall erhalten.Möglichst lang sollen die Palmstangen am Palmsonntag sein, die meist von Kindern und Jugendlichen getragen werden. An der entsprechenden Station im Volkskunstmuseum lassen sich Pflanzenzweige erfühlen und Groß wie Klein kann bestimmen, aus welchen heimischen Pflanzen die „Tiroler Palmen“, die Palmstangen eigentlich bestehen. Schließlich lässt sich an ihnen auch die eigene Kraft messen, wenn die Palmstangen aus der Station gehoben werden.
EintrittKombiticket: € 11 / erm. € 8Freier Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren, mit Innsbruck Card und Freizeitticket Tirol
Tiroler VolkskunstmuseumUniversitätsstraße 26020 Innsbrucktäglich 9 – 17 UhrT +43 512 594 89‐513
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