Idyllische Berg- und Schneelandschaften, gut-gelaunte Skifahrer und Szenen der ländlichen Tiroler Bevölkerung: So kennt man Alfons Walde. Weit weniger bekannt ist die entscheidende Rolle, welche die Aktmalerei im Schaffen des Künstlers spielte. Die Galerie bei der Albertina · Zetter präsentiert mit rund 60 Arbeiten, großteils direkt aus dem Nachlass, die erste umfangreiche Verkaufsausstellung dieser Art seit knapp 100 Jahren.Frei von den Zwängen und Konventionen des Kunstmarkts zählen Waldes Akte zu seinen intimsten und unkonventionellsten Bildschöpfungen. Für Alfons Walde waren seine Akte ein Gegenentwurf zu seiner ‚offiziellen Kunst‘. Es entstanden mindestens so viele Akte wie Landschaftsdarstellungen, von der skizzenhaften Studie bis zur sorgfältig ausgearbeiteten Zeichnung. Bei Waldes Modellen handelt es sich um seine Ehefrauen, junge Frauen aus bäuerlichem Milieu oder Urlauberinnen.
Alfons Waldes Arbeiten zeugen von einer scharfen Beobachtungsgabe, die es ihm ermöglichte, einen Dialog zwischen Modell und Künstler, Akt und Betrachter aufzubauen. Andererseits war die Lust, die erotische Spannung, die Auseinandersetzung mit dem Weiblichen, die eigentliche Triebfeder seines künstlerischen Schaffens.
Inspiration fand Alfons Walde unter anderem in den Aktdarstellungen von François Boucher, Jean-Auguste-Dominique Ingres und Pierre-Auguste Renoir. Hierzulande dienten ihm vor allem Gustav Klimt und Egon Schiele als Pioniere eines neuen, tiefgehenden Menschenbildes. Klimts allegorische Paardarstellungen übten einen großen Einfluss aus sowie seine Wahrnehmung der Frau als ewiges Symbol für Schönheit und Sinnlichkeit. Schiele eröffnete durch seine expressiven Körperdarstellungen neue Ausdrucksmöglichkeiten. Allerdings zeigte Alfons Walde weniger Interesse an der psychologischen Erfassung der menschlichen Existenz als an der Anatomie des Frauenkörpers.
Letztlich darf auch ein Hinweis auf die Rolle der Fotografie nicht fehlen. Walde schuf viele Werke nach fotografischen Vorlagen – entweder nach seinen eigenen Fotografien oder nach Bildern in Zeitschriften oder auf Postkarten.Oft erinnern die übersteigerten und tänzerischen Gebärden von Waldes Modellen an den modernen Ausdruckstanz zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Und so wie damals treten uns Waldes Frauen selbstbewusst und stark entgegen: freizügig, verführerisch, spielerisch-tänzerisch, kokettierend und anmutig zugleich.