Der zeitgenössische Künstler Bodo Korsig (*1962, Zwickau) beschäftigt sich in seinem künstlerischen Tun hauptsächlich mit räumlichen Installationen, Fotos und Videos und arbeitet mit einer großen Bandbreite an Materialien.Angetrieben von der Frage nach den Strukturen menschlicher Wahrnehmungsweisen und Verhaltensmuster unter Extrembedingungen, wie beispielsweise Freude, Liebe, Leid und Tod, hat er vor über 25 Jahren begonnen, sich mit Neurowissenschaften und Verhaltensforschung auseinanderzusetzen. In seiner Kunst kreiert Bodo Korsig infolge dessen „poetische, provokative, rätselhafte und schlagwortartige Bilder zu existentiellen Themen“ (Katia Masson-Gallucci). Es entstehen abstrakte Formen, „icons“. Diese setzen „ganz auf die Kraft der grafischen Linien“ und „obwohl sie komplizierter sind“, erscheinen sie „dem Betrachter wie Logos aus der Werbewelt“. Katia Masson-Gallucci weiter: „Fremd und doch eigentümlich vertraut, sind sie teilweise inspiriert und abgeleitet von medizinischen Darstellungen, teilweise aber auch von Alltagsgegenständen, die sich dann nur scheinbar in einen Gesamtkontext einfügen.“
Wichtig ist dem Künstler der Betrachter, dessen „Brainpower“, wie er selbst sagt. Denn Korsig möchte dessen neue Wahrnehmung provozieren, mittels einer ganz speziellen, künstlerisch inszenierten Ästhetik. Bodo Korsigs Semantik, seine Zeichen und Chiffrenschrift provozieren beim Kunstbetrachter eine sublime Irritation der Sehgewohnheiten. Weil er ambivalente Gefühlsregungen hervorruft, wenn man seine Objekte genauer studiert.
Sehen wir „ornamental wirkenden Bildzeichen“ oder doch „die schematischen Darstellungen von Zellstrukturen, Bakterienketten oder viralen Wucherungen“ (Masson-Gallucci)? Stehen wir vor Spinnennetzen oder durchlöcherten Gehirnwindungen? Aus sauber ausgeschnittenem Filz, Aluminium oder Stahl?
Fest steht: Bodo Korsigs Kunst löst in unser Wahrnehmung eine faszinierende Unsicherheit aus: Kennen wir das Gesehene? Ist es neutral? Bedrohlich? Befremdlich? Es geht ihm um die Kluft seiner Darstellungen zwischen Ausgesprochenem und Ungesagten. Zwischen dem Zeichenhaften und dem tatsächlich zu Bezeichnenden. Und immer wieder um die künstlerische Beantwortung der Frage: „Was wäre wenn?“ Dr. Heinz Höfchen hierzu: „Korsigs Icons sind zweifellos Auslöser von Erinnerung, sie stoßen einen neurologischen Prozess an: Nach der Initialisierung des Erkennens läuft ein visueller ‚scan‘ der Gedächtnisinhalte ab, der eben nicht nur objektive Treffer liefert, sondern tiefe Erinnerungsschichten aufreißt, begehbar macht und damit enorme Emotionen wecken kann.“
Die Werkgruppe „Windows oft he mind“ ist völlig neu und damit die Bearbeitung des Materials Filz. Im Hubertussaal hat der Künstler mit seiner Rauminstallation aus Papierobjekten, „es war einmal“, metaphernhaft Zeichen der „alten Welt“, wie er erklärt, für Sie ausgebreitet. Der „Jahre von Metropolis und Titanic sowie einer abgeformten Vergänglichkeit konträr zu unserer digitalisierten Welt“ (Bodo Korsig). Wir freuen uns, Ihnen im Hubertussaal von Schloß Mochental mit Bodo Korsigs Kunst-Ansinnen die Augen und ihre bewusste Wahrnehmung zu öffnen.
Parallel dazu zeigen wir in der Nikolauskapelle: „Menno Fahl & Bernd Schwarting. Bilder und Skulpturen“ Über Ihren Besuch der Ausstellungen würde ich mich sehr freuen.
Ihr Ewald Schrade