Mit unserer Doppel-Ausstellung „Menno Fahl und Bernd Schwarting. Bilder und Skulpturen“ haben wir einen ganz besonderen Kunstgenuss für Sie vorbereitet: Einerseits lassen wir Sie eintauchen in Überbordendes und Ausuferndes. Kompakt und überpastos ins Bild gebannt. Vom Maler der Farbfluten und gestischen Ereignisbilder: Bernd Schwarting. Andererseits kombinieren wir dazu die geometrische Ordnung von figural anmutender und bemalter Formfindung. Gebaut von Menno Fahl, dem „Dinge-Sammler“. Aus seinem reichen Fundus von unedlen und edlen Fundstücken des Alltags.Beide Künstler eint formal das Materialbild. Stets im Fokus: das Ineinandergreifen sowie die Grenzüberwindung der Kunstgattungen Skulptur, Plastik und Malerei. So stapelt und türmt Menno Fahl vornehmlich in seinen Assemblagen und Materialbilden „Dinge, die keiner haben will“ (Konrad Oberländer). Er ordnet diese um und völlig neu an. Baut zusammen, verleimt, verdrahtet und verschraubt. Und bündelt alle Fundstücke in einem dichten, geordneten Kontext zu seinen Formen und Gestalten. Holzstücke und Papier, Schnüre und Nägel, Röhrchen, Spielzeug und Möbelreste sind in einem gemäldeartig gedachten Arrangement aufbereitet, nicht zuletzt weil Menno Fahl seine Fundstücke bemalt und auch so in der Gesamtkomposition zueinander in Relation setzt. Wobei der Künstler bewusst nachlässige Unfertigkeit der gebauten Objekte inszeniert, Imperfektion als eigentlichen Feinschliff versteht.
Bernd Schwarting hingegen formt in seinen lichtdurchfluteten, üppigen Materialbildern das Farbmaterial zu enorm haptischen, plastischen Farbklumpen, Farbbergen, ganzen Malfluten, welche über die Bildgrenzen drängen und über das Leinwandgeviert wachsen. In diesen enorm dichten Bildräumen droht der Betrachter selbst zu versinken.
Dabei gelingt es beiden Künstlern auf ihre eigene meisterhafte Weise, in ihren Werken das Spannungsfeld zwischen Malerei und Skulptur so zu inszenieren, dass Ungewissheit in der Rezeption entsteht. Man fragt sich: Wo fängt die Reliefwirkung der Gemälde an? Wo hört die bildgebende Struktur, der Gemäldeaufbau der Objekte auf? Auch die Idee des „Handwerks“ ist beiden Künstlern nicht abzusprechen. Malt Bernd Schwarting seine Blüten, Gewächse, Urwaldwildnisse sowie seine oft neoromantisch heraufdämmernden Landschaften oft mit den Händen, nicht nur mit dem Pinsel. Und die Herangehensweise Menno Fahls an die völlig neue Verortung seiner „gefundenen, fremden Gegenstände mit fremden Spuren des Gebrauchs“ (Konrad Oberländer) ist auch ein enormes handwerkliches Tun.
Wir laden Sie ein, in diesen außerordentlich reizvollen Kosmos von zwei unerschöpflichen Materialbezwingern einzutauchen. Parallel dazu zeigen wir im Hubertussaal: „Bodo Korsig. Windows of the mind. Bilder und Objekte“ Über Ihren Besuch der Ausstellungen würde ich mich sehr freuen.
Ihr Ewald Schrade