Jochen Lempert (geb. 1958, lebt in Hamburg) legt seit den frühen 1990er Jahren ein stetig wachsendes Oeuvre an Natur- und Tierfotografien vor, das er in Ausstellungen und Büchern immer wieder reorganisiert und erweitert. Lemperts Bilder erzählen von den Erscheinungsformen lebender Systeme aus naturwissenschaftlicher Sicht. Als Biologe kennt er ihre Ordnungen und charakteristischen Merkmale und zeichnet diese – ganz im Sinne des in der Biologie bekannten Konzepts der „Autopoiesis“ das versucht diese zu definieren – fotografisch auf. Seine an der Schwelle zur Wissenschaftsfotografie operierenden Fotografien von menschlichen, tierischen, pflanzlichen und mikroorganischen Lebensformen entfalten zugleich eine poetische Tiefe, die seinem Selbstverständnis als bildender Künstler geschuldet ist. Somit erzählt das Werk zugleich von einer großen Unabhängigkeit: Es ist zwar einer Art des „forschenden Sehens" verbunden, ohne dass es aber zwingend einer höheren Ordnung unterworfen werden muss, mit der sich „Ergebnisse" abbilden. Die Freude daran – oder das Wissen, dass dies möglich ist – unterschiedliche Kontexte der Wahrnehmung zu öffnen, ist einfach zu groß.´Für die Ausstellung im Kunst Haus Wien wird Jochen Lempert Vitrinen bespielen, und mit seinen Bilderanordnungen Konstellationen anbieten, die zwischen wissenschaftlicher Schautafel und dem freien Spiel der Bilder changieren. Als typisches Instrument der Wissensvermittlung hinterfragt Jochen Lempert mit dem spezifischen Display der „Vitrine" in unterschiedlichen Kapiteln spezifische Vorstellungen von Natur und Natur im Zusammenspiel mit Architektur.
Die Ausstellung wurde von Maren Lübbke-Tidow kuratiert. Sie wird in erweiterter Form im September 2018 im French Pavillon in Zagreb zu sehen sein.
Ein begleitendes Künstlerbuch wird bei Spector Books Leipzig erscheinen.