Geliebt oder gehasst: Die wiederentdeckte brutalistische Architektur lässt niemanden kalt. Die Schau zeigt internationale Beispiele und österreichische Highlights und beleuchtet dabei die architektonische und gesellschaftliche Relevanz der Projekte.Über viele Jahrzehnte wurden die Bauten des Brutalismus als Bausünden verunglimpft, dem Verfall preisgegeben oder abgerissen. Läutet der aktuelle Hype eine Trendumkehr ein? Welche architektonischen und politischen Ideen bilden den Kontext dieses internationalen Phänomens? Und wie kann Brutalismus überhaupt definiert werden? Mit der weltweiten Online-Initiative SOS Brutalismus, die mittlerweile über 1000 Gebäude in einer Datenbank versammelt (SOSBrutalism.org), wurde auch ein großes Ausstellungsprojekt im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt angestoßen. Es ist die weltweit erste Zusammenschau brutalistischer Bauten, die zwischen 1953 und 1979 auf allen Kontinenten entstanden. Ungewöhnlich große Modelle aus Karton und skulpturale Betonmodelle machen die Faszination der brutalistischen Architektur nachvollziehbar.
Die umfangreiche Sammlung des Az W erlaubt es, im extra für Wien erweiterten Österreich-Schwerpunkt großartiges Originalmaterial zu zeigen. Die österreichischen Highlights reichen von Ikonen, wie der Wotrubakirche, bis zu unbekannteren Beispielen, wie dem Oblatenkloster von Johann Pleyer in Wien-Hietzing oder dem Internat Mariannhill in Landeck von Norbert Heltschl – einige davon akut von Abriss oder Umbau bedroht. Bereits im Jahr 2012 hat das Az W mit der Ausstellung und der Datenbank „Sowjetmoderne 1955–1991“ maßgeblich die Wiederentdeckung brutalistischer Architektur mitverantwortet. Mit der Übernahme und Erweiterung der Ausstellung „SOS Brutalismus“ schließen wir an diese Arbeit an und tragen dem gesteigerten Interesse an der Architektur der 1950er bis 1970er Jahre Rechnung, die einen wichtigen Platz in der Sammlung des Az W einnimmt.
Ein gemeinsames Projekt des Deutschen Architekturmuseums und der Wüstenrot Stiftung, um einen Österreich-Schwerpunkt erweitert vom Architekturzentrum Wien.
Kurator*innen: Oliver Elser/DAM; Österreich-Schwerpunkt: Sonja Pisarik/AzW