In einer gleichermaßen tiefen wie breiten Auseinandersetzung mit österreichischer Fotografie präsentiert das Museum der Moderne Salzburg eine durch Werke aus den eigenen Beständen erweitere Ausstellungsfassung von Österreich. Fotografie 1970–2000, die in Kooperation mit der Albertina, Wien, entstanden ist.Salzburg, 1. März 2018. Als das Kompetenzzentrum für Fotografie in Österreich besitzt das Museum der Moderne Salzburg mit seinen umfangreichen hauseigenen Beständen und der hier angesiedelten Fotosammlung des Bundes einzigartige Zeugnisse künstlerischer Fotografie. Dieses mehr als 22 000 Werke umfassende nationale Bild- und Mediengedächtnis deckt ein zeitliches Spektrum von 1945 bis in die Gegenwart ab. Aus diesem Bestand wurde in Kooperation mit der Albertina in Wien die Ausstellung Österreich. Fotografie 1970–2000 entwickelt, die ab März in erweiterter Form am Museum der Moderne Salzburg gezeigt wird. „Die von mir gesetzten Schwerpunkte, wie die Neubewertung der Sammlungen und die nachhaltige Stärkung des Museums als Kompetenzzentrum für Fotografie, kulminieren dieses Jahr in einer Reihe von Ausstellungen. Mit Österreich. Fotografie 1970–2000 eröffnen wir einen fotografischen Blick ins Innere von Österreich, der zugleich in einer kritischen Revision unserer Bestände resultiert. Ich freue mich sehr, dass Dank der erfolgreichen Kooperation mit der Albertina und dem Bundeskanzleramt die Ausstellung nun in Salzburg präsentiert wird“, so Sabine Breitwieser, Direktorin am Museum der Moderne Salzburg. „Aufgrund der hervorragenden räumlichen Gegebenheiten und unserer reichhaltigen Bestände können wir die Ausstellung in Salzburg durch zusätzliche Werke erweitern. Wir thematisieren insbesondere die Pionierarbeit von Salzburger Institutionen und Fotograf_innen und gehen verstärkt auf deren Einfluss auf die österreichische Fotografie jener Zeit ein“, so Christiane Kuhlmann, Kuratorin Fotografie und Medienkunst, zu der erweiterten Ausstellungsversion in Salzburg.
Innerhalb der österreichischen Fotografie markiert die Zeit um 1970 einen Aufbruch in unterschiedliche Richtungen, der zur vermehrten Betrachtung des eigenen Landes, seiner unterschiedlichen kulturellen Identitäten, sozialen Milieus und Traditionen führte. Das Hauptaugenmerk der präsentierten Arbeiten, die im Zeitraum zwischen 1970 bis 2000 entstanden sind, liegt deshalb auf der Wiedergabe des Regionalen, der politischen Vergangenheit des Landes, verschiedener kultureller Identitäten, unterschiedlicher sozialer Milieus und urbaner Soziografien. In diesen fünf Themenbereichen werden Werke von 24 Künstler_innen und deren Vorstellung von Heimat einander gegenübergestellt. Mangels theoretischer Diskurse und vorhandener Infrastrukturen verarbeiteten die Fotograf_innen diesen bis heute aufgrund seiner Geschichte und Subjektivität schwer fassbaren und von Kontroversen begleiteten Begriff von Heimat künstlerisch und methodisch stets auf individuelle Weise. Erst in den 1980er-Jahren veränderte sich diese Situation langsam und erlaubte erstmals eine elaborierte künstlerische Auseinandersetzung, unter anderem durch die Gründung des Fotohof in Salzburg oder der Fotozeitschrift Camera Austria in Graz.
Die ausgestellten Arbeiten halten, ähnlich wie bei einer Spurensuche, Aspekte des Verschwindens von gesellschaftlichen und architektonischen Strukturen fest. Dabei geben die Künstler_innen die politischen und sozialen Entwicklungen im Land auf unterschiedlichste Weise wieder. Während sich die einen mit ihrem direkten Lebensumfeld befassen und so Einblicke in den Alltag der Menschen geben, thematisieren andere das nationalsozialistische Erbe Österreichs. Auch die Möglichkeiten des Mediums selbst werden von den Künstler_innen untersucht und auf humoristische Weise werden der dokumentarische Charakter und die Authentizität der Fotografie infrage gestellt. Nicht zuletzt dokumentieren Fotograf_innen schließlich in sachlichen Bildern den unaufhaltbaren Wandel an der Peripherie der Stadt. Diese vielfältigen Herangehensweisen zeugen von der Erneuerung und Diversität der österreichischen Fotografie ab den 1970er-Jahren und werden nun erstmals durch Österreich. Fotografie 1970–2000 in den Mittelpunkt gerückt.
Mit Werken von Heimrad Bäcker, Gottfried Bechtold / Heinz Schmidt, Heinz Cibulka, Peter Dressler, VALIE EXPORT, Johannes Faber, Bernhard Fuchs, Seiichi Furuya, Robert F. Hammerstiel, Bodo Hell, Helmut Kandl, Leo Kandl, Friedl Kubelka, Branko Lenart, Elfriede Mejchar, Lisl Ponger, Gerhard Roth, Günther Selichar, Loredana Selichar, Michael Schuster / Norbert Brunner, Nikolaus Walter, Manfred Willmann Eine Kooperation mit der Albertina, Wien, und dem Bundeskanzleramt, Sektion Kunst und Kultur
Zur Ausstellung erschien eine Publikation der Albertina, Wien. Österreich. Fotografie 1970–2000 Hg. von Walter Moser Mit einem Vorwort von Thomas Drozda und Geleitworten von Klaus Albrecht Schröder und Sabine Breitwieser, Texten von Reinhard Braun, Christiane Kuhlmann, Walter Moser und einem Essay von Reinhard Kaiser-Mühlecker Softcover, 23 x 27,5 cm, 242 Seiten 220 Abbildungen Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln ISBN 978-3-96098-126-8 € 29,80
Direktorin: Sabine Breitwieser Gastkurator: Walter Moser, Kurator, Albertina, Wien Kuratorin: Christiane Kuhlmann, Kuratorin Fotografie und Medienkunst; mit Andrea Lehner-Hagwood, Kuratorische Assistentin, Museum der Moderne Salzburg