Angefangen bei seinen frühen Arbeiten, entstanden ab 1981 bis zu Werken aus dem Jahr 2017 spannt sich der Bogen der ausgestellten Arbeiten und lässt die künstlerische Entwicklung dieses Künstlers erkennen, über den Josef Pillhofer treffend meinte: „Er ist ein Bildhauer, der es noch versteht, mit Hammer und Meißel eine Figur zu machen...“Rindlers Liebe zur Symmetrie, seine Suche nach Balance und – in Erweiterung der Frontal- ansicht des menschlichen Vorbilds – sein gekonnt zelebriertes Spiel mit dem Wesen von unterschiedlichen Ansichtsseiten gilt es zu entdecken. Das Zusammenspiel geometrischer Formen, die er gekonnt zusammensetzt, lassen die dargestellten Figuren trotz ihre Volu- mens leichtfüßig, fast schwebend erscheinen, was nicht zuletzt bei den im Garten des Museums aufgestellten Skulpturen zu entdecken ist.
Das Langenzersdorf Museum beherbergt Werke der beiden bedeutenden Bildhauer Anton Hanak und Siegfried Charoux sowie einiger ihrer Schüler (wie Fritz Wotruba), Zeitgenossen oder Nachfolger (wie Alfred Czerny). Giovanni Rindlers „FIGUR!“ zeigt gerade in diesen Räumen sehr anschaulich die Entwicklung der österreichischen Bildhauerei von Hanak über seinen Schüler Wotruba, dessen Schüler Avramidis bis eben hin zu Givoanni Rindler. Die Ausstellung betont aber gleichzeitig die Befreiung der Schüler von ihren Lehrern und den Weg zur eigenständigen Ausdrucksform.
Giovanni Rindler – auf der Suche nach der idealen Ansicht Der 1958 im Südtiroler Bruneck geborene und bei Josef Pillhofer in Graz ausgebildete Bildhauer Giovanni Rindler erhielt sein erstes Rüstzeug als Künstler während seiner Holzbildhauerlehre in Gröden. Die handwerkliche Perfektion ist bis heute Qualitätsmerkmal seiner harmonischen, die Rundungen betonenden Arbeiten. Die nächste Station führte ihn an die Kunstgewerbeschule in Graz zu Josef Pillhofer. In Pillhofers Meisterklasse lernte er, dem rein Statuarischen eine Schwerelosigkeit gegenüberzustellen, die bis heute das formal Eigenständige im Werk Rindlers kennzeichnet. In Graz begegnete er auch der angehenden Bildhauerin Brigitte Trieb aus Weis.
Im Anschluss daran war das klassische Studium der Natur, das Aktzeichnen, während seines Studiums an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Joannis Avramidis prägend. Noch heute bilden Aktzeichnungen einen nicht wegzudenkenden Teil der Arbeit des Künstlers.
Die Steine und Bronzen von Giovanni Rindler zeigen die Suche nach Balance, die Figuren drehen sich um Horizontale und Vertikale. Sie bieten verschiedenste, immer neu zu entdeckende Ansichtsseiten. Rindler schafft Werke, an denen das „Naturleben“ und der Geist gleichermaßen beteiligt sind. Auf den ersten Blick stellen sich seine Arbeiten naturalistisch dar. Erst bei genauerer Auseinandersetzung offenbart sich das perfekte Zusammenspiel von geometrischen Formen, die die Dargestellten, trotz ihres Volumens, leichtfüßig erscheinen lassen.
Zitat seines Lehrers Josef Pillhofer: „In seiner schöpferischen Freiheit ist Giovanni Rindler ein Künstler, dessen Credo ein sehr persönliches, unverwechselbares Ergebnis zeigt."
Brigitte Trieb – Chronistin des AlltagsMit kräftigen, überraschenden Farbkombinationen besticht die Malerei dieser Bildhauerin, deren Ausgangspunkt der Holzschnitt war. Das erkennt man in der klaren Formgebung ihrer Malerei, deren immer wiederkehrendes Motiv der kräftigen Ölbilder von Brigitte Trieb die Frau ist, die entweder auf Reisen oder in Innenräumen dargestellt wird. Diese Frauen entspringen der Erinnerung von Brigitte Trieb, der Erinnerung an Situationen, Plätze, Begegnungen, Landschaften. Die Stücke dieser Erinnerungen werden zu neuen Situationen zusammengestellt, nur wenige Bilder erzählen tatsächliche Begebenheiten.
Sie malt das, was sie interessiert.Auf den ersten Blick erscheint dem Betrachter eine ruhige, friedliche Atmosphäre. Je länger man sich aber auf ein Bild einlässt, desto mehr schleicht sich in die idyllische Stimmung eine Spannung und Ungewissheit ein, die Augen der Dargestellten blicken ins Leere, sie scheinen von einer geheimnisvollen Einsamkeit umgeben zu sein. Ihre Haltung, vor allem die der Hände, wirkt gekünstelt.
Die besondere Stimmung in Brigitte Triebs Bildern, die Emotionen, die sie hervorrufen, ist dem Einsatz der kräftigen Farben zuzuschreiben, auch wenn sich in den neueren Arbeiten ein leichter Schleier über die sonst starke Abgrenzung der Figuren und Gegenstände legt. So entsteht eine traumhafte Aura, die in parallele Wirklichkeiten führt: voller Symbolik und selbstironisch durchsetzter Melancholie.
Neben den Frauen sind Gegenstände, Tiere oder Pflanzen abgebildet, die in der Kunstgeschichte mit verschiedenen Bedeutungen aufgeladen sind, die Künstlerin überlässt es dem Betrachter, dieser Symbolik nachzugehen. Brigitte Trieb gibt keine Antwort. In ihren Arbeiten blitzt jedoch eine leise Ironie auf, eine besondere Form des Humors, der uns zeigt, dass sie nicht alles ernst nimmt und sich und uns zu Komplizinnen der Frauen macht.