Mit der Ausstellung erinnern wir erneut an die große Künstlerpersönlichkeit Walter Stöhrer (1937-2000), dessen Werke die Galerie Schrade bereits 1976 erstmals zeigte. Dieser ersten Präsentation folgten über die ganzen Jahre zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen sowie viele Messeauftritte.Walter Stöhrer gilt als wichtiger, großer Künstler der „Neuen Figuration“. „Provokation“ und stets „offene (sich in Zukunft weiterschreibende) sowie öffentliche Malprozesse“ mit allen Akteuren, mit allen Überraschungsmomenten, sind Synonyme geworden für sein bahn- brechendes, vielfältiges und international renommiertes Werk. Ein OEuvre, das Malerei auf Leinwand und Papier sowie Zeichnungen, Tuschen und Radierungen umfasst.
Stöhrer arbeitete, nach seinem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Prof. HAP Grieshaber, gerne an fremden Orten außerhalb seiner Werkstatt in Berlin. 1983 vollzog er solche Malprozesse, die er seit 1975 mehrfach durchführte, mit der Galerie Schrade im oberschwäbischen Kisslegg. Eine schnörkellose, für ihn eigens dort angemietete Werkhalle wurde sein Interaktionsraum mit der Leinwand, mit sich und dem Farbmaterial. Mit seiner Organisation der Mittel und Instrumente, mit seiner „Farborgel“ (Walter Aue). Mit Galerist und Gästen, mit Publikum und Presse. Mit Text und Schrift und Musik.
Mitgebrachte Textfragmente Frank O’Haras, Jürgen Kleins, Jim Gustafsons wurden aussagekräftig zitiert, der Leinwand eingeschrieben, dienten als Hommage an die „Fold-In- Methode“ der Literaten und weit mehr. Einzelne und gleichzeitig entwickelte Bilder entstanden, wurden im Werkprozess gedreht, gewendet, gestisch übermalt – bis sich ihnen autonome Schönheit einschrieb, die Stand hielt, Bestand hatte und doch nicht. Die prozesshaft bleiben sollte und zukunftsweisend – offen und frei.
„Nun ist aber die Vergangenheit etwas anderes. Die Vergangenheit ist wie eine Zukunft, die durchscheint“, lautet in diesem Kontext der Satz des amerikanischen Dichters Frank O‘ Hara, zu dem drei Werke in Kisslegg entstanden sind. Der Film von Sarah Palmer erinnert daran. Er begleitet lebendig Stöhrers dynamische Malakte und seine dynamische Kunst in der Ausstellung „Walter Stöhrer - Großformatige Leinwände und Arbeiten auf Papier“. Er lässt Stöhrers Kunstschaffen und seine Kunst spannend nachvollziehen und verleiht diesen verdichtet und angemessen Ausdruck. In Memoriam. Und gewiss ganz nach Walter Stöhrers Geschmack.
Mit fünf Großformaten kann die Galerie Schrade aufwarten, neben zahlreichen Gouachen und Arbeiten auf Papier – aus der Zeit der Malprozesse, der fruchtbaren Zeit in Kissleg, aus der Zeit darüber hinaus.
Über Ihren Besuch würde ich mich sehr freuen. Ihr Ewald Schrade