Mit seinen weltberühmten Zeichnungen zählt der jung verstorbene Meister (1483–1520) darüber hinaus zu den größten Zeichnern der Kunstgeschichte. Die Albertina widmet Raffael mit 150 Gemälden und Zeichnungen eine groß angelegte Ausstellung. Ausgehend von den bedeutenden Beständen der Albertina und ergänzt um die schönsten und wichtigsten Zeichnungen bedeutender Museen wie den Uffizien, der Royal Collection der britischen Königin, dem British Museum, dem Louvre, den Vatikanischen Museen und dem Ashmolean Museum in Oxford stellt die monografische Schau das Denken und die Konzeption Raffaels ins Zentrum: Sie reicht von den ersten spontanen Ideenskizzen, virtuose Detailstudien, über Kompositionsstudien bis zu den ausgeführten Gemälden.SaaltexteDer junge RaffaelRaffael erhält seine früheste Ausbildung von seinem Vater, dem Maler Giovanni Santi, der im Dienste des Herzogs von Urbino, Guidobaldo da Montefeltro, steht. Da der hochbegabte junge Künstler bald mehr zu lernen sucht, geht er um 1494/95 nach Perugia zu Pietro Perugino in die Lehre, den sein Vater neben Leonardo zu den Lichtgestalten der Kunst zählt. Vor 1500 sind uns allerdings keine Werke Raffaels bekannt. In diesem Jahr ist er schon ein selbstständiger Meister und erhält bereits die ersten Aufträge. In den folgenden Jahren führt er verschiedene Werke in Umbrien aus, darunter die noch stark von Perugino beeinflusste Krönung der Maria in S. Francesco in Perugia, von der die Predellenbilder mitsamt ihren Vorzeichnungen in der Ausstellung gezeigt werden. Neben Perugino beeinflussen Raffael der toskanische Maler Luca Signorelli sowie Bernardo Pinturicchio. Pinturicchio erkennt rasch die geniale Fähigkeit der neuen Raumauffassung und Gestaltung komplexer Handlungsabläufe des um dreißig Jahre jüngeren Künstlers und lässt sich von Raffael Entwürfe für seine Fresken in der Libreria Piccolomini in Siena zur Verfügung stellen. Sie geben Szenen aus dem Leben des Humanisten Enea Silvio Piccolomini, dem späteren Papst Pius II., wieder. Für den kultivierten Fürstenhof in Urbino dürfte Raffael das exquisite Bild mit dem Traum des Scipio geschaffen haben.