Die Künstlerinnen und Künstler dieser Ausstellung beziehen sich auf die Moderne – und entdecken diese neu. Sie befragen konzeptionelle, programmatische und formale Traditionen des frühen 20. Jahrhunderts, die sich als Parameter festgeschrieben haben. Sie suchen nach Spuren, die alternative Rezeptionsweisen erschliessen, und eröffnen so Wege für eine ungeahnte Verortung in der Kunstgeschichte. Dabei spielt das Moment der Inspiration, das in der Neubewertung der Vergangenheit liegt, eine bedeutende Rolle: Die Moderne wird zum Reservoir.Die Herangehensweisen der Künstler sind selbstreflexiv und konzeptuell geprägt. Recherche, Aneignung, Wiederholung, Reenactment, Narrativ, Reportage und Archivierung sind Mittel, die eingesetzt werden, um die zuweilen konfliktreiche und ambivalente Geschichte der Avantgarden künstlerisch aufzuarbeiten. So unterschiedlich die Zugänge auch sind – es eint sie das Bestreben, die Kunstwerke der Moderne von ihrer repräsentativ gewordenen Rolle zu lösen, ihren offenen Charakter zu bewahren und ihren Diskurs weiterzuführen. Bezugspunkt ist immer wieder das Werk von Marcel Duchamp.
Mai-Thu Perret etwa entwickelt seit 1999 vor allem in der Auseinandersetzung mit den Protagonistinnen der Klassischen Moderne und ausgehend von ihrer fiktiven Erzählung The Crystal Frontier das umfangreiche Projekt eines weiblichen Gesellschaftsmodell für eine mögliche Zukunft. Saâdane Afif hingegen setzt sich in seinem Werk Fountains mit der Rezeptionsgeschichte eines Schlüsselwerks der Moderne, Marcel Duchamps Fountain von 1913, auseinander. Und Mario García-Torres widmet sich in seiner Installation A List of Names of Artists I Like (Or Cubism Seen Under a Specific Light) einer legendären Notiz von Pablo Picasso im Vorfeld der ersten Armory Show 1913.
Reservoir Moderne präsentiert Werke aus der Sammlung des Kunstmuseum Liechtenstein von Saâdane Afif, Tacita Dean, Marcel Duchamp, Latifa Echakhch, Mario García-Torres, Dmitry Gutov, Thomas Hirschhorn, David Maljković, Charlotte Moth, Mai-Thu Perret, Pamela Rosenkranz, Bojan Šarčević, Maya Schweizer/Clemens von Wedemeyer und Rosemarie Trockel sowie die Arbeit Walter Benjamin „Mondrian ’63–’96“.
Eine Produktion des Kunstmuseum Liechtenstein, kuratiert von Friedemann Malsch und Christiane Meyer-Stoll.