Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969), der von 1930 bis 1933 das Bauhaus leitete und ab 1938 in den USA tätig war, gehört zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts.Zwischen 1910 und 1965 schuf er unter dem Einfluss von Dada, Konstruktivismus und De Stijl eine Vielzahl von Collagen, die auf faszinierende Weise die Gestaltungsprinzipien seiner Architektur verdeutlichen. Sie stellen darüber hinaus einzigartige künstlerische Werke dar. Zusammen werden sie zum ersten Mal in Deutschland präsentiert.
In Kooperation mit dem Ludwig Forum Aachen ist es gelungen, 41 teils großformatige (ca. 76 x 100 bis 120 x 240 cm) Collagen aus dem New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) auszuleihen. Diese werden durch ausgewählte Werke von Künstlern der Klassischen Moderne ergänzt, die Mies van der Rohe interessierten und die er als Reproduktionen in seine Entwürfe einbezog, darunter Arbeiten von Paul Klee, Wassily Kandinsky und Wilhelm Lehmbruck. Auf diese Weise brach er die Grenzen zwischen Architektur und bildender Kunst auf.
Zwei der Collagen gehören zu den Entwürfen für ein Museum in Schweinfurt, denn bereits Ende der 1950er Jahre bestand der Wunsch des Sammlers Georg Schäfer (1896-1975), seine Kunst in einem eigenen Museum zeigen zu können. 1960 wurden diese Pläne durch die Begegnung Schäfers mit Mies van der Rohe – dem Großvater Dirk Lohans, mit dem Schäfers Tochter Heide J. Marie verheiratet war – konkreter. Abgeleitet aus dem Santiago-Projekt (Verwaltungsgebäude des Rum-Herstellers Bacardi in Santiago de Cuba von 1957) sollte auf dem Gelände des ehemaligen „Fichtelsgartens“ am Obertor/Kornmarkt in Schweinfurt ein Museumsbau entstehen. Aus Kostengründen scheiterte das Projekt. In etwas abgeänderter Form wurde es 1968 als Neue Nationalgalerie in Berlin verwirklicht.
Zur Ausstellung erscheint ein aufwändig bebilderter Katalog mit wissenschaftlichen Beiträgen.