Johann Georg von Dillis gilt heute als einer der bedeutendsten deutschen Künstler für die Entwicklung der Freilichtmalerei und die realistische Landschaftskunst.Der Sohn eines oberbayerischen Revierförsters war ein Kind der Aufklärung. Er studierte Theologie, war humanistisch gebildet und vielseitig interessiert. Er bereiste Europa und stieg unter den bayerischen Kurfürsten und Königen, insbesondere unter Ludwig I., zum einflussreichen Staatsbeamten, Galeriedirektor, Kunstpfleger und Museumsplaner auf.
Seine vielseitigen Tätigkeiten ließen ihm nach eigenem Empfinden wenig Raum für sein Künstlerdasein, doch sie ermöglichten ihm zugleich ungewöhnliche Freiheiten bei der Ausübung seiner Kunst und die weitgehende Unabhängigkeit von Aufträgen, Publikumswünschen, Akademietradition und dem Urteil der Kunstkritik. Im Privaten schuf er ein bis heute erstaunliches Œuvre.
Dillis‘ Zeichnungen und Ölskizzen aus München, der Münchner Umgebung und von seinen zahlreichen Reisen, seine Porträts aus dem Familienkreis und die für die Zeitumstände aufschlussreichen Genrebilder überraschen durch das in ihnen präsente Gespür für den Moment und die Atmosphäre, ihren feinen Realismus und ihre Modernität. Selten findet man in der Kunst dieser Zeit solch unkonventionelle Freiheit des Ausdrucks und der Darstellungsweise.
Dillis gehörte zu den Pionieren der Ölskizze, einer Technik, bei der es darauf ankam, den Eindruck der Natur, Stimmung und Bewegung, in kurzer Zeit mit Ölfarbe direkt vor dem Motiv zu fixieren.
Der Sammler Georg Schäfer (1896-1975) gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg zu den Wiederentdeckern Johann Georg von Dillis‘. Er erwarb neben einer Reihe von Gemälden auch annähernd 100 Arbeiten auf Papier, die das weite Schaffensspektrum des Künstlers vorstellen.
Die Sonderausstellung im Museum Georg Schäfer zeigt aus diesem reichen Bestand die schönsten 70 Landschaften, Himmelsstudien, Genredarstellungen und Porträts, ergänzt um ausgewählte Leihgaben aus Privatbesitz und aus der Neuen Pinakothek, München.