Am 5. Februar startet in der Kunsthalle St. Annen im Museumsquartier die große Ausstellung Lübeck sammelt I. Von Max Beckmann bis Miroslav Tichý. Dabei handelt es sich um das erste gemeinsame Projekt der Kunsthalle St. Annen und der Overbeck- Gesellschaft, Lübeck. Zu sehen sind die geheimen Bilder einer Stadt: Kostbare Werke von Lübecker Privatsammlern werden ergänzt durch Werke aus dem Depot des Museums, die selten oder noch nie zu sehen waren. Die Schau spannt mit 137 Werken einen Bogen von der Nachkriegsmoderne bis in die Gegenwart und verdeutlicht faszinierende parallele Entwicklungen in der Kunst. Die Ausstellung wurde am heutigen Vormittag im Rahmen eines Pressetermins der Öffentlichkeit vorgestellt."Lübecks Museen verdanken Ihre Sammlungen schon seit Jahrhunderten dem Engagement der Bürger für diese Stadt. Diese Ausstellung in der Kunsthalle beeindruckt durch ihre Gegenwärtigkeit! Sie zeigt, dass auch die moderne, die aktuellste Kunst in Lübeck ihren Ort hat. Das ist auch für mich eine ganz neue Entdeckung und ich hoffe, dass viele Besucher sich von den unbekannten Werken überraschen und begeistern lassen", erklärte Prof. Dr. Hans Wißkirchen, Leitender Direktor der Lübecker Museen. Kurator der Ausstellung ist Dr. Oliver Zybok, Direktor der Overbeck-Gesellschaft. Die Präsentation in den Räumlichkeiten der Kunsthalle bietet für die Overbeck-Gesellschaft die Möglichkeit, sich in der Zeit der Sanierung ihres Pavillons, der für circa eineinhalb Jahre geschlossen ist, weiter öffentlich zu präsentieren.
„Die Ausstellung Lübeck sammelt I. vereint die konzeptuellen Ausrichtungen der Kunsthalle St. Annen, die ihr Hauptaugenmerk auf die Entwicklungen in der Kunst nach 1945 richtet, und der Overbeck-Gesellschaft, die ihren Blick auf die zeitgenössischen, experimentellen Tendenzen fokussiert. Die Schau zeigt damit einen tendenziellen Überblick über die Kunstgeschichte der vergangenen 70 Jahre“, so Dr. Oliver Zybok. Die Schau spannt also einen Bogen von der Nachkriegsmoderne bis in die Gegenwart. Dabei wird das Thema des Sammelns intensiv beleuchtet.
Spätestens mit dem Beginn der Moderne wurde Kunst vor allem für Sammlungen produziert – öffentliche oder private. Diese Verankerung der Kunst in der Sammlungspraxis hat sowohl die Strategien der Kunstproduktion als auch die Wahrnehmung der modernen Kunst geprägt. Kunst zu produzieren bedeutet: Dinge herstellen, die sich von anderen Dingen sowohl durch die Dauer wie auch durch den Kontext ihrer Existenz unterscheiden. Die Ausstellung Lübeck sammelt I., die bis zum 21. Mai im Museumsquartier präsentiert wird, vereint zwei Sammlungstypen: den des öffentlichen Bereichs – Kunstwerke aus der Sammlung der Kunsthalle – und den der Privatsphäre – Kunstwerke aus Privatsammlungen der Hansestadt Lübeck. Der Unterschied zeigt sich vor allem darin, dass im erstgenannten Bereich versucht wird, einen möglichst breit gefächerten Überblick über Kunstströmungen und - entwicklungen einer bestimmten Zeit oder Region zu vermitteln. Der Privatsammler hingegen eignet sich Werke seinem eigenen, individuellen Interesse entsprechend an. Häufig übergeben Privatpersonen ihre Sammlungen an Museen als Dauerleihgabe oder Schenkung, als Ergänzung zu einem inhaltlichen Schwerpunkt. So ist auch in der Ausstellung Lübeck sammelt I. jeweils eine Auswahl an Dauerleihgaben und Schenkungen zu sehen. Insgesamt werden 137 Werke präsentiert. Die Ausstellung setzt sich aus neun Themenschwerpunkten zusammen, die in ihrer Präsentation von fließenden Übergängen geprägt sind. Neben den gegenständlichen, gestisch-abstrakten, geometrisch-abstrakten und rückbezüglichen Tendenzen in der Malerei werden Beispiele aus der westdeutschen Fotografie mit Vertretern der sogenannten Düsseldorfer Becher-Schule sowie Künstler der ostdeutschen Dokumentarfotografie vorgestellt. Ebenso werden eine Gruppe mit nonkonformistischen Positionen aus der DDR gezeigt und der Aspekt „Kunst und Leben“ sowie zeitgenössische Interessensgebiete einer jungen Künstlergeneration thematisiert.
Vorgestellt werden Künstler, deren Schaffenszeit sich nach 1945 oder in der Gegenwart verorten lässt. So sind Werke von mittlerweile historischen Positionen, unter anderem von Max Beckmann, Willi Baumeister, Hanna Jäger, Per Kirkeby, Markus Lüpertz, Ernst Wilhelm Nay, Emil Schumacher, Ulrich Rückriem und Günther Uecker, sowie solche von Vertretern der jüngeren Generation wie Vladimír Houdek, Candida Höfer, Nschotschi Haslinger, Martin Neumaier, Thomas Ruff, Thomas Schütte und Thomas Struth zu sehen. Die Ausstellung Lübeck sammelt I. ist Ausgangspunkt der Erkenntnis, dass eine Sammlung heute nicht mehr bloß einem passiven Aufbewahren der künstlerischen Vergangenheit dient, sondern dass sie die Möglichkeit ihrer Weiterführung und ihrer Vervollständigung eröffnet. Eine Sammlung stellt vor allem eine Idee dar, die in die Zukunft gerichtet ist. Aus diesem Grund ist sie grundsätzlich auch eine Vision, da sie uns das Versprechen gibt, unabgeschlossen zu sein.
KatalogZur Ausstellung erscheint ein 196 Seiten umfassender Katalog mit begleitenden Texten in Deutsch und Englisch im Kerber Verlag. Preis: 40 Euro, im Museumsshop 34 Euro.