„Ich habe Kunst immer als Denken verstanden. Aber das ist visuelles Denken.“Das Kunstmuseum Liechtenstein widmet dem französischen Künstler Bertrand Lavier (* 1949) seine bislang umfangreichste Ausstellung im deutschsprachigen Raum. Lavier gehört zu den prägenden Figuren der französischen Kunstentwicklung seit den späten 1970er-Jahren und ist international hoch geachtet. Im Spannungsfeld zwischen Hoch- und Populärkultur findet er den Gegenstand seiner Arbeit. Intelligent und originell, visuell attraktiv und zugleich mit sensiblem Witz präsentiert sich sein Werk.
International bekannt wurde Lavier durch seine Bemalungen von Bildern und Objekten sowie durch die Superpositions, die durch das Aufeinanderstellen von Gegenständen aus der Warenwelt entstehen. Im Laufe der Jahre hat Lavier weitere Werkgruppen begonnen, die er kontinuierlich nebeneinander weiterentwickelt. Er bezeichnet sie als „Baustellen“, womit ihr Prozesscharakter unterstrichen wird.
Ein breites Spektrum verwendeter Materialien und Techniken steht dabei im Dienste einer fein austarierten Verschränkung der künstlerischen Gattungen: Malerei mit Fotografie, Malerei mit Objekt, Bildhauerei mit Objekt, Objekt mit Fotografie, Objekt mit Skulptur, Design mit Skulptur. Aber auch Fiktion und materielle Realität, Transformation und Bilderzeugung, Kunst-, Design- und allgemeine Kulturgeschichte werden mit gedanklicher Frische und Präzision, überraschender Sinnlichkeit, spielerischer Leichtigkeit und ausgeprägtem Interesse am Paradoxen ineinander verwoben. Dahinter steht ein grundlegendes Interesse an den komplexen Beziehungen zwischen Bild, Sprache und Objekt.
Auch wenn häufig Bezüge zu wichtigen Werken der Kunstgeschichte existieren, so arbeitet Lavier im breiteren Feld einer visuellen und gedanklichen Kulturanthropologie: „Supermarkt und Museum inspirieren mich gleichermassen.“ Sein Werk ist damit für die Kunstentwicklung der vergangenen 40 Jahre von besonderer Bedeutung und – insbesondere für jüngere Künstlerinnen und Künstler – von hoher Aktualität.