Ab dem 12. Juli sind fünf hochkarätige Gemälde aus den Liechtensteinischen Sammlungen zu Gast: Neben drei Werken von Peter Paul Rubens (1577–1640) – Satyr und Mädchen mit Früchtekorb von 1615, einer Dauerleihgabe an LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna aus Privatbesitz, Mars und Rhea Silvia, ein Modello, um 1616/17 gemalt und Der Sieg Heinrichs IV. bei Coutras, um 1628 – sind dies ein Selbstporträt von Samuel van Hoogstraten (1627–1678) und eine Liegende Löwin von Frans Snyders (1579–1657), die perfekt in den Parcours der Akademiegalerie passen und deren Schwerpunkt der niederländischen Malerei auf wunderbare Weise ergänzen.Grund für die Präsentation der „Gastbilder“ ist eine Ausstellung von LIECHTENSTEIN. The Princely Collections im Salzburger DomQuartier mit dem Titel MENSCHENBILDER – GÖTTERWELTEN. The Worlds of Gods and Men, die parallel zu den Salzburger Festspielen stattfindet. Kooperationspartner ist neben der Residenzgalerie Salzburg auch die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien. Sie steuert zu den in Salzburg ausgestellten Gemälden und Skulpturen fünf kostbare Werke – unter anderem von Rubens – aus der Schausammlung bei.
Während das großformatige Werk Boreas und Oreithya in Salzburg zu sehen sein wird, nehmen seinen Platz in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien Satyr und Mädchen mit Früchtekorb ein. Als bocksfüssiges, gehörntes Mischwesen zwischen Mensch und Tier gehört der lüsterne Satyr in der antiken Mythologie zum Gefolge des Dionysos, Gott des Weines, der Fruchtbarkeit und des Genusses. Peter Paul Rubens Darstellung ist die Verkörperung barocker Lebenslust und zeigt in der Buntfarbigkeit wie den starken Hell-Dunkel-Kontrasten den Einfluss der italienischen Renaissancemalerei von Michelangelo, Caravaggio und Caracci, die der Künstler bei seinem Italienaufenthalt studiert hatte.
Neben der Ölskizze Der Sieg Heinrichs IV. bei Coutras ist eine weitere Skizze zu sehen: Mars und Rhea Silvia. Das ausgeführte Gemälde befindet sich seit 1710 in den liechtensteinischen Sammlungen und wird in Salzburg zu sehen sein. Rubens stellt hier die mythologische Liebesbeziehung zwischen dem Kriegsgott Mars und Rhea Silvia dar, der Tochter des Königs Numitor und zeigt uns den kurzen Moment der ersten Berührung zwischen dem Gott und der Sterblichen. Rhea Silvia war eine Priesterin der Vesta, der Göttin des Herdes, Beschützerin der Familie und des Gastrechts. Daher hat Rubens die Szene auch im Tempel der Vesta dargestellt: Von rechts stürmt der von einer Wolke getragene Mars herein und fasst die erschrockene Priesterin am Arm. Zwischen ihnen steht der Liebesgott Amor. Der römische Dichter Vergil belegt, dass Mars mit Rhea Silvia die Zwillinge Romulus und Remus zeugte, die später die Stadt Rom gründeten. In kleinen Details nahm Rubens Anleihen bei römischen Münzen und antiken Sarkophagen wie jenem im Palazzo Mattei in Rom. Seitenverkehrt angebrachte Attribute bei dem Standbild der Pallas Athene und Mars weisen darauf hin, dass das Gemälde als Vorlage für einen Wandteppich diente. Vielleicht plante Rubens einen Tapisserien-Zyklus zu Romulus und Remus, gab diesen Plan jedoch spätestens ab 1625 auf. Die Komposition mit Mars und Rhea Silvia, als Tapisserie ausgeführt und in den Fürstlichen Sammlungen als Webung aus der Manufaktur des Jan Raes I. erhalten, hätte sodann als Einleitung zur gewebten Decius-Mus-Serie gedient.
Zu den Schülern von Peter Paul Rubens zählt Frans Snyders, dessen Liegende Löwin ebenfalls als Leihgabe in die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Wien zu sehen ist. Das zwei Meter breite Gemälde wurde lange Zeit Rubens zugeschrieben, doch inzwischen gilt Frans Snyders als ausführender Künstler, wenn auch der englische Kunsthistoriker Christopher Brown davon ausgeht, dass die Landschaft nicht eigenhändig von ihm gemalt wurde. Frans Snyders hatte große Bedeutung für die Entwicklung der barocken flämischen Stillleben- und Tiermalerei. Er arbeitete eng mit Rubens und anderen Künstlern zusammen. So dürfte der „Erfindung“ der bewegten Pose der fast „verschraubt“ daliegenden Löwin vermutlich auf Rubens zurückgehen. Einer Überlieferung nach ließ sich Rubens sogar einen lebenden Löwen in die Werkstatt bringen, um ihn zu studieren. Er hat aber wahrscheinlich auch Löwen in den Menagerien von Brüssel und Gent gesehen. Snyders‘ Löwin wird nun eine Säugende Tigerin aus der Rubens-Werkstatt aus der Sammlung der Gemäldegalerie gegenüber gestellt.
Zu den interessantesten Stillleben der Gemäldegalerie zählt das Trompe l’œil-Stillleben von Samuel van Hoogstraten. Von LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna kommt nun ein eindrucksvolles Selbstbildnis des aus Dordrecht stammenden Künstlers hinzu, auf dem sich der erst 18jährige ungewöhnlich ernsthaft und würdevoll malte. Zu dieser Zeit arbeitete Hoogstraten in der Werkstatt Rembrandts. Die Goldkette, die er umgelegt hat, kommt auch auf vielen Selbstbildnissen Rembrandts vor und stand wohl als Requisit in der Werkstatt zur Verfügung, weshalb sie auch auf dem Selbstbildnis van Hoogstratens zu finden ist. Die Goldkette galt als wichtiges Attribut für die Malerei. Die ineinander greifenden Glieder symbolisieren die Kontinuität der künstlerischen Tradition, während das kostbare Material den hohen Rang der Malerei repräsentiert, dem der Künstler entsprechen sollte,