Max Weiler ist unbestreitbar einer der bedeutendsten österreichischen Maler des 20. Jahrhunderts. Sein Werk wurde in zahlreichen Ausstellungen und Publikationen gewürdigt, öffentliche Aufträge zeugen von einer großen Anerkennung. Dabei ist das beeindruckende Oeuvre gekennzeichnet von einem Prinzip des ständigen Aufbruchs, wobei es auch immer wieder zu Berührungspunkten mit zeitgleichen internationalen Strömungen kommt. Nie ruht sich Max Weiler auf bereits Erreichtem aus, immer wieder scheint er alles in Frage zu stellen.Für die Ausstellung „Max Weiler. Kunst als Schöpfung“ gelang es der Galerie Kovacek & Zetter in über dreijähriger Arbeit rund 50 bedeutende Werke des Künstlers zusammenzutragen. Dieser Querschnitt durch wichtige Werkphasen lässt anhand von 17 Leinwandbildern, 13 Arbeiten auf Papier in unterschiedlichen Techniken (Eitempera, Farbkreiden, Buntstift, Bleistift) sowie Druckgrafiken, darunter sehr seltene und großformatige Blätter, die künstlerische Entwicklung Weilers hervorragend nachvollziehbar werden.
Der Überblick setzt mit dem Frühwerk um 1950 ein, zeigt Beispiele aus den Zyklen „Als alle Dinge“ (1961), „Wie eine Landschaft“ (1963), „Bilder auf tönenden Gründen“ (1970 – 1972) und reicht bis zum farbintensiven Spätwerk ab 1980.
Der überwiegende Teil der ausgestellten Arbeiten stammt aus österreichischen Privatsammlungen und ist noch nie im Handel gewesen!
Zur Ausstellung erscheint ein ausführlicher Katalog.
Max Weilers Naturbegriff geht über das Malen von Stillleben und Landschaften weit hinaus. Die Natur ist sein Ausgangspunkt und seine Inspiration. Wenn er sagt „mein Werk ist ein geistiges“, verweist er aber auf das Auffinden der Motive in seinem tiefsten Inneren. Dieser Verbindung von Natur und Spiritualität begegnet der junge Weiler in Tirol in der katholischen Jugendbewegung des Bundes Neuland und an der Akademie in der chinesischen Malerei der Sung-Dynastie. Die erlebte Seelenverwandtschaft mit der frühen asiatischen Landschaftsmalerei ist prägend für sein weiteres Schaffen.
Zunächst führt der Weg von vergleichsweise expressionistischen Blumenstücken zu annähernd quadratischen, fauvistischen Landschaften mit intensiver Farbgebung, offenem Pinselstrich und dicken Randlinien. Max Weiler macht sich daran, wie Gottfried Boehm schreibt, „die Energie der Farbe zu entdecken“.
Um 1950 gibt Max Weiler die Ölmalerei auf und verwendet ab da nur mehr Temperafarben, die einen flüssigeren, transparenteren Farbauftrag und eine direktere Sprache ermöglichen. Gleich- zeitig bringen die 1950er Jahre eine „Alphabetisierung der Natur“, die nunmehr in Chiffren und Kürzeln dargestellt wird. Der Gedanke der Metamorphose hält langsam Einzug in das Werk und führt in weiterer Folge zu einer „Verflüssigung und Entgrenzung“. 1960/61 „durchschreitet“ Max Weiler mit dem Gemäldezyklus „Als alle Dinge...“ das Informel. In einer Art Befreiungsschlag begibt er sich hier am weitesten in das Feld der Abstraktion hinein. Im Bild gibt es kein eigentliches Zentrum mehr, kein wirkliches Oben und Unten. Farbenergien werden bestimmend.
Mit der folgenden Werkgruppe „Wie eine Landschaft“ (1962 bis 1967) verlässt Max Weiler das Informel wieder und setzt den radikalen Schritt in eine gegenstandslose, prozessuale Malerei fort. Der Titel der Serie verweist auf eine Bedeutung, die hinter dem bloßen Dargestellten liegt, wer nur die Landschaft oder deren Teile sieht, bleibt vom Wesen dieser Malerei ausgeschlossen. Die Bilder sind „Ausgestaltungen von Farbflecken verschiedenster Beschaffenheit, die der Maler durch seine Kunst lesbar macht“ (Boehm), wir interpretieren uns bekannte Formen wie eine Wolke, einen Berg oder eine Blume in die Darstellungen hinein. Weiler erschafft mittels Farben auf der Leinwand eine eigene, neue Natur: „Ich kann mit gutem Gewissen sagen, Sie sehen nur Formen und Farben. So sind diese Bilder gemacht, kühl und ohne Sentiment. Und doch, um einen Traum zu verwirklichen.“ (Max Weiler, Tag- und Nachthefte, 8.10.1966)
Ab 1964 wird mit der Berufung als Professor an die Akademie Wien zum Lebensmittelpunkt des Künstlers. Hier entstehen die „Bilder auf tönenen Gründen“, (1969 bis 1973). Im Fokus dieser Werkfolge steht das Verhältnis Figur und Grund. Die Bildfläche wird mehr oder weniger komplett mit Farbe bedeckt, es bleiben keine atmosphärischen Leerräume mehr. Die Bildgründe selbst spielen nun eine tragende Rolle. Es geht um die Macht der Farbe und welche Assoziationen sie wecken kann. „Wenn ich dunkles Blau nahm, hatte ich schon die Nacht vor mir. Ein ganz lichtes Blau – der Morgen, ein Caput mortuum mit Englischrot – der von der Sonne noch glühende Gewitterhimmel. Ocker – eine warme Gegend. Diese Macht der Farben, Naturstimmungen zu erzeugen, hatte ich fast vergessen, jetzt aber nutzte ich sie neu aus.“ (Max Weiler) Nach diesen satten, farbigen Bildern vollzieht sich wieder eine Kehrtwende im Schaffen des Künstlers. 1973 bis 1977 entstehen helle Gemälde, die fast transparent wirken mit weit verstreuten, fließenden Farbflecken. Leere, Licht, Luft werden thematisiert.
1981 legt Weiler seine Professur nieder und widmet sich nun ausschließlich seiner Kunst. Le- bensfreude und Farbexplosionen prägen diesen Abschnitt, immer wieder beschreitet der Künstler malerisches Neuland basierend auf dem in Jahren erworbenen Vokabular. Wieland Schmied schreibt von einer erreichten Dreieinigkeit der wesentlichen Aspekte, die im Alterswerk zur Deckung kommen, die da sind: das Machen (also das bewusste Erleben der Natur), der Traum (die Idee, die Dimension der inneren Welterfahrung, das Unbewusste) und der Gegenstand (die Leinwand auf der sich die beiden ersten Dimensionen harmonisch vereinen). Die erlebten und empfundenen Natureindrücke werden in eine innere Anschauung umgesetzt, der Malakt selbst wird zum Schöpfungsakt.