Johann Peter Krafft, Kaiser Franz I. setzt einen Mann auf dem Laxenburger Teich über, um 1837 © Schloss Artstetten, Niederösterreich Öl auf Leinwand, 56,5 x 73,5 cm Johann Peter Krafft, Kaiser Franz I. setzt einen Mann auf dem Laxenburger Teich über, um 1837 © Schloss Artstetten, Niederösterreich Öl auf Leinwand, 56,5 x 73,5 cm - Mit freundlicher Genehmigung von: findart

Was: Ausstellung

Wann: 25.02.2016 - 05.06.2016

Zu Lebzeiten ein hoch geschätzter Porträtist, machte sich Johann Peter Krafft (1780 1856) mit monumentalen Historiengemälden einen Namen und wurde schließlich zum Direktor der damals im Oberen Belvedere beheimateten kaiserlichen Gemäldegalerie in Wien berufen. Kraffts Arbeiten zeugen nicht nur von seiner internationalen, vor allem französischen Schulung und seinem…
Zu Lebzeiten ein hoch geschätzter Porträtist, machte sich Johann Peter Krafft (1780 1856) mit monumentalen Historiengemälden einen Namen und wurde schließlich zum Direktor der damals im Oberen Belvedere beheimateten kaiserlichen Gemäldegalerie in Wien berufen. Kraffts Arbeiten zeugen nicht nur von seiner internationalen, vor allem französischen Schulung und seinem vielseitigen Talent, sondern geben Einblick in das gesellschaftliche und politische Geschehen einer ganzen Epoche. Diesem Hauptmeister des Klassizismus und Vorbereiter des Realismus in Österreich ist die Ausstellung Johann Peter Krafft  Maler eines neuen Österreich vom 25. Februar bis 5. Juni 2016 in der Orangerie des Unteren Belvedere gewidmet. Dabei wird ein künstlerischer Bogen von seinen Lehrjahren in Paris über die Porträtmalerei bis hin zur Historienmalerei mit Schlachtenszenen und monumentalen Werken wie Der Abschied des Landwehrmannes und Die Heimkehr des Landwehrmannes gespannt. Die Ausstellung wirft darüber hinaus einen Blick in das Atelier des Künstlers: Exemplarisch wird gezeigt, wie Krafft ein Gemälde durch Zeichnungen, Detailstudien und Ölskizzen vorbereitete, bevor er es im Großen ausführte. Außerdem wird ein Streiflicht auf seine künstlerisch begabte Tochter Marie Krafft geworfen.

Die aktuelle Ausstellung bietet die Möglichkeit zu zeigen, welche Schätze sich in der Sammlung des Belvedere befinden. So verfügen wir auch über einen umfangreichen Bestand von Gemälden sowie weit mehr als 200 Zeichnungen aus allen Schaffensperioden Johann Peter Kraffts  so Agnes Husslein-Arco, Direktorin des Belvedere und des 21er Haus.   Maler eines neuen wurde Krafft schon von seinen Zeitgenossen für seine neuartige Präsentation des Hauses Habsburg geschätzt. In seinen Historiengemälden finden sich revolutionäre Neuerungen, wie beispielsweise die Darstellungen von Triumphzügen, bei denen nicht mehr, wie bisher, der Kaiser im Mittelpunkt steht, sondern  so die Direktorin weiter über die Besonderheit von Kraffts künstlerischen Zugang.

Mit Johann Peter Krafft ehren das Belvedere und ab Juli 2016 auch das Historische Museum Hanau Schloss Philippsruhe einen Künstler, dessen Schaffen auf das Engste mit Wien und dem Ein Staat, den Franz II./I. 1804 aus politischem Kalkül heraus als erbliches Kaisertum ins Leben rief, um einen drohenden Statusverlust gegenüber Napoleon abzuwenden. Damit war Franz II./I. Doppelkaiser  ein einmaliger historischer Vorgang  , bis er 1806 die Krone des Heiligen Römischen Reichs niederlegte und das Reich für beendet erklärte.

Kaiserhauses, das sich von nun an neu positionierte und sich gemäß der Tradition der Pietas austriaca, der Frö  , erläutert Kurator Rolf H. Johannen.

Von den Lehrjahren in Paris zur Porträt- und Historienmalerei Geboren in Hanau bei Frankfurt am Main, besuchte Johann Peter Krafft die seinerzeit berühmte Zeichenakademie seiner Geburtsstadt, bevor er 1799 an die Wiener Akademie der bildenden Künste wechselte. Prägend war für den jungen Künstler ein zweijähriger Studienaufenthalt ab 1802 in Paris. Hier lernte er die Malerei von Künstlern wie Jacques- Louis David, François Gérard oder Antoine-Jean Gros kennen, die mit ihrer Kunst nicht zuletzt im Dienst der Verherrlichung Napoleons standen. Mit mehreren Gemälden beteiligte sich Krafft 1802 an der regelmäßig stattfindenden Ausstellung aktueller Kunst in Paris, dem Salon. Er kopierte Gemälde im Louvre, auch im Auftrag von Lucien Bonaparte, einem Bruder Napoleons.  zurück, die nun die Hauptstadt des Kaisertums Österreich war. Diesen neuen Staat legitimierte zwar eine alteingesessene Herrscherdynastie, doch hatte er seine beherrschende Stellung in Deutschland und Mitteleuropa verloren. Es war für ihn somit unumgänglich, sich politisch neu zu definieren.

Krafft etablierte sich zunächst als Porträtmaler in Wien, wobei er das gesamte Spektrum vom bürgerlichen Standesporträt bis hin zum Kaiserbildnis bediente. Parallel befasste er sich mit der Historienmalerei, in der ihm mit Erzherzog Karl mit der Fahne des Regiments Zach in der Schlacht bei Aspern von 1811/12 ein erster Erfolg gelang. Anfangs eng an französische Vorbilder angelehnt, begann Krafft sich spätestens mit Der Abschied des Landwehrmannes von 1813 von diesen zu lösen. Das Thema, vor allem jedoch die lebensgroße Darstellung von einfachen Bürgern machten dieses Werk zu einem Propagandabild par excellence, mit dem Krafft endgültig der Durchbruch gelang. Kein anderer Wiener Künstler schien danach geschickt genug, den österreichischen Sieg über Napoleon in der Schlacht bei Aspern und die Völkerschlacht bei Leipzig in monumentalen Gemälden darzustellen. Gerade diese Bilder waren es dann auch, mit denen Krafft zum Neuerer wurde. Unübertroffen ist die naturgetreue Behandlung von Details, die Krafft zu einem Vorreiter des Realismus werden ließ. Hinzu kommt die Vorbereitung durch mehrere Dutzend Porträtzeichnungen, die das Gemälde zudem zu einem bedeutenden Zeitdokument machen. Über eine Medienstation in der Ausstellung werden diese Zeichnungen, die im Besitz des Belvedere sind, präsentiert; sie bieten einen spannenden Einblick in die künstlerische Entwicklung von Johann Peter Kraft.

Politische Malerei für ein volksnahes KaiserhausGanz anders als in der Schlachtenmalerei zeigt Krafft sich dann in seinen Bildern mit Szenen ndgroßen Gemälden im Audienzwartesaal der Wiener Hofburg wie im kleinen Format. In Werken wie Kaiser Franz I. folgt dem Sarg eines Armen oder Kaiser Franz I. setzt einen Mann auf dem Laxenburger Teich über herrscht Anekdotisches vor. Der Kaiser gibt sich bescheiden- volkstümlich. Unmissverständlich ist aber auch der Hinweis auf die Pietas austriaca, die Frömmigkeit des Hauses Habsburg, gegeben. Auch in diesen kleinen, für den privaten Bereich geschaffenen Bildern verstand Krafft vermeintlich banale Begebenheiten des Alltags mit einer politischen Aussage zu verbinden. Am Anfang stand Der Abschied des Landwehrmannes, mit dem Krafft nicht nur eines der populärsten Bilder aus der Zeit der Befreiungskriege schuf, sondern auch zu einem Begründer der Wiener Genremalerei der Biedermeierzeit wurde.

Akademische Karriere und das Leben im BelvedereNeben seiner Tätigkeit als Maler war Krafft auch kunstpolitisch aktiv. Als Korrektor im Fach der Historienmalerei an der Wiener Akademie ab 1823 wurde er zum Lehrer so unterschiedlicher Künstlerpersönlichkeiten wie Josef Danhauser, Friedrich von Amerling und Michael Neder. Ende des Jahres 1828 folgte die Ernennung zum Direktor der kaiserlichen Gemäldegalerie und Schlosshauptmann des Belvedere durch Franz I. Zu Kraffts neuen Aufgaben als Galeriedirektor und Schlosshauptmann zählten die Neuaufstellung, die Pflege und der Ausbau der kaiserlichen Gemäldegalerie wie auch die Unterhaltung und die Restaurierung der Gebäude und des Belvederegartens. Krafft führte nur noch wenige Gemäldeaufträge aus und malte überwiegend zu seinem Privatvergnügen und für seine Familie. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Wiener Kunstvereins. Als Dienstwohnung bezog er mit seiner Familie Räumlichkeiten im südöstlich des Oberen Belvedere gelegenen sogenannten Kustodentrakt. Krafft war nun für die Instandhaltung bzw. Instandsetzung der Bauten und des Gartens zuständig, für die Restaurierung von Gemälden wie auch für die Erwerbung von Werken zeitgenössischer Künstler, die bis heute vom künstlerischen Reichtum der damaligen Zeit zeugen.

Restaurierungsarbeiten an Die Heimkehr des LandwehrmannesAls im Frühjahr 2015 feststand, dass Johann Peter Kraffts Gemälde Die Heimkehr des Landwehrmannes in der Ausstellung zu sehen sein wird, wurde bei der Zustandsüberprüfung festgestellt, dass das 11 m2 große Gemälde nicht präsentabel war: Der Firnis war vergilbt, fleckig und stark verschmutzt. Alte Kittungen und Übermalungen hatten sich farblich verändert und hoben sich optisch auffällig von der originalen Malerei ab. Bei früheren Restaurierungsarbeiten war das Gemälde doubliert worden, was bedeutet, dass auf die Rückseite der originalen Leinwand ganzflächig eine zweite Leinwand als Verstärkung geklebt worden war. Die Klebung der zweiten Leinwand hatte sich jedoch an einigen Stellen gelöst und Erhebungen in der originalen Leinwand verursacht. Der verstaubte Zierrahmen war in den Gehrungen gebrochen, zahlreiche Teile der Goldfassung waren angestoßen, abgerieben oder verloren gegangen. Daher wurde beschlossen, das für die Ausstellung so wichtige Gemälde im Großbilderdepot des Belvedere zu restaurieren. Vier Gemälderestauratoren und eine Rahmenrestauratorin begannen umgehend mit den Arbeiten im Depot, das so zur temporären Restaurierungswerkstatt des Belvedere wurde. Weihnachten 2015 konnte die Restaurierung von Die Heimkehr des Landwehrmannes abgeschlossen werden. Nach angemessener Trocknungszeit wurde das Gemälde wieder gefirnisst und eingerahmt, um dann direkt in die Orangerie des Unteren Belvedere transportiert zu werden, wo es ab 25. Februar 2016 zu sehen ist.

Die Abteilung Restaurierung widmet sich der Erhaltung und der Pflege, der Restaurierung und der technologischen Erforschung von Kunst- und Kulturgut des Belvedere vom Mittelalter bis zur zeitgenössischen Kunst. Ziel ist, den materiellen Bestand der Objekte von historischer oder künstlerischer Bedeutung zu erfassen und zu bewahren. Die Erhaltung der unersetzbaren Originale bedingt eine methodisch-wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Kunstwerken des Hauses, um deren historische, stilistische, ikonografische sowie technologische und materielle Dimensionen sichtbar zu machen. Auf dieser Grundlage erarbeiten die Restauratoren des Hauses Konzepte zur Konservierung oder Restaurierung. In den Werkstatträumen der Abteilung Restaurierung des Belvedere werden im Jahr durchschnittlich 150 Gemälde und Zierrahmen konserviert und restauriert sowie 100 bis 150 Grafiken passepartouriert, montiert und gerahmt.

Zu den vielfältigen Aufgaben der Abteilung gehört darüber hinaus die präventive Konservierung, d.h. die konservatorische Betreuung von Wechselausstellungen, die Begleitung des Leihverkehrs sowie die fachbezogene Beaufsichtigung des Klimas und der Lichtverhältnisse in den Ausstellungsräumen und den Depots.

Johann Peter Krafft Marie Krafft am Schreibtisch © Belvedere, Wien, Foto: © Belvedere, Wien Öl auf Leinwand 27,5 x 21,2 cm Johann Peter Krafft Marie Krafft am Schreibtisch © Belvedere, Wien, Foto: © Belvedere, Wien Öl auf Leinwand 27,5 x 21,2 cm - Mit freundlicher Genehmigung von: findart / Österreichische Galerie Belvedere Johann Peter Krafft, Erzherzog Karl mit der Fahne des Regiments Zach in der Schlacht bei Aspern, 1809,1811 Privatbesitz, Foto: © Belvedere, Wien Öl auf Leinwand 56,6 x 48 cm Johann Peter Krafft, Erzherzog Karl mit der Fahne des Regiments Zach in der Schlacht bei Aspern, 1809,1811 Privatbesitz, Foto: © Belvedere, Wien Öl auf Leinwand 56,6 x 48 cm - Mit freundlicher Genehmigung von: findart / Österreichische Galerie Belvedere Johann Peter Krafft, Unbekannter Herr, 1807 © Oberösterreichisches Landesmuseum, Foto: © Alexandra Bruckböck Öl auf Leinwand 57,3 × 50,7 cm Johann Peter Krafft, Unbekannter Herr, 1807 © Oberösterreichisches Landesmuseum, Foto: © Alexandra Bruckböck Öl auf Leinwand 57,3 × 50,7 cm - Mit freundlicher Genehmigung von: findart / Österreichische Galerie Belvedere
Tags: Johann Peter Krafft, Porträt

Die Ausstellung ist von 8. Oktober 2015 bis 14. Februar 2016 in der Orangerie im Unteren Belvedere zu sehen.