Verstehen wir eine Sammlung doch einmal als ein Beziehungsgefüge zwischen den Dingen, die einander begegnen. Und als eine Gelegenheit, die, wie Baudrillard es formuliert hat, eine „tägliche Prosa der Gegenstände, […] eine unbewusste und triumphale Unterhaltung“ etabliert. „Flirting with Strangers“, die Herbstausstellung im Erdgeschoss des 21er Haus, nimmt diesen Gedanken auf und inszeniert ein spannungsvolles, spielerisches und manchmal auch unerwartetes Aufeinandertreffen von und mit Werken aus der Sammlung. Bedarf es vieler Gemeinsamkeiten, um „ins Gespräch zu kommen“ oder sind es eher die individuellen Eigenheiten, die den Funken überspringen lassen?Kunstwerke sind Dinge, denen ein besonders hoher Grad an Individualität zugeschrieben wird – keines gleicht dem anderen – ihre Einzigartigkeit zeichnet sie aus und darin begründet sich gemeinhin auch ihre Sammlungswürdigkeit. Einmal auserwählt werden sie zu einem unter vielen – eine Paradoxie des Vergleichs von Unvergleichbarem, die dem Sammeln innewohnt. Mit musealen Sammlungen verbinden wir ein Systematisieren der Dinge entlang wissenschaftlicher Kategorien und kunsthistorischer Ordnungsmodi, die Zusammenhänge herstellen, Sinn stiften und als wirkmächtige Deutungsinstanzen verbindliches Wissen produzieren. Und Ausstellungen sind letztlich (An-)Ordnungen dieses Wissens, die aber gleichzeitig das Potenzial haben, alternative Deutungen zu entwerfen und Aktualisierungen zu ermöglichen.
Eine zentrale Aufgabe des 21er Haus ist das Sammeln, Erhalten, Aufarbeiten und nicht zuletzt das Ausstellen zeitgenössischer österreichischer Kunst im internationalen Kontext. „Flirting with Strangers“ zeigt Arbeiten von über hundert Künstlerinnen und Künstlern in einer Schau, die versucht das Format der Sammlungspräsentation einmal anders zu denken: Sie geht bewusst ahistorisch und unabhängig von Stilgeschichten vor, hebt manches Mal scheinbare Nebensächlichkeiten, möglicherweise auch weit hergeholte Ähnlichkeiten heraus – mit der Absicht, das Detail des Einzelnen in den Blick zu nehmen und unvermutete Beziehungen zwischen den Dingen zumindest in den Raum zu stellen.
Mit Werken von Herbert Albrecht, Franz Amann, Martin Arnold, Richard Artschwager, Jo Baer, Franz Barwig d. Ä., Georg Baselitz, Herbert Bayer, Herbert Boeckl, Norbertine Bresslern-Roth, Cäcilia Brown, Gerard Byrne, John Chamberlain, Lovis Corinth, Josef Dabernig, Svenja Deininger, Thomas Demand, Verena Dengler, Carola Dertnig, Gerald Domenig, Heinrich Dunst, Angus Fairhurst, Gelatin, Bruno Gironcoli, Carl Goebel d. J., Roland Goeschl, Dan Graham, Robert Gruber, Julia Haller, Swetlana Heger & Plamen Dejanov, Alois Heidel, Damien Hirst, Benjamin Hirte, Christine & Irene Hohenbüchler, Kathi Hofer, Lisa Holzer, Judith Hopf, Bernhard Hosa, Kurt Hüpfner, Christian Hutzinger, Lukáš Jasanský & Martin Polák, Anna Jermolaewa, Ernst Juch, Birgit Jürgenssen, Tillman Kaiser, Luisa Kasalicky, Michael Kienzer, Erika Giovanna Klien, Jakob Lena Knebl, Kiki Kogelnik, Nathalie Koger, Peter Kogler, Oskar Kokoschka, Cornelius Kolig, Elke Silvia Krystufek, Hans Kupelwieser, František Kupka, Maria Lassnig, Sonia Leimer, Anita Leisz, Sherrie Levine, Thomas Locher, Sarah Lucas, Marko Lulić, Christian Mayer, Dorit Margreiter, Christoph Meier, Carl von Merode, Alois Mosbacher, Matt Mullican, Edvard Munch, Flora Neuwirth, Oswald Oberhuber, Nick Oberthaler, Walter Obholzer, Giulio Paolini, Elisabeth Penker, Rudolf Polanszky, Lisl Ponger, Antonín Procházka, Florian Pumhösl, Bernd Ribbeck, Gerwald Rockenschaub, Anton Romako, Anja Ronacher, Wally Salner, Christian Schwarzwald, Johannes Schweiger, Martina Steckholzer, Edward Steichen, Rudolf Stingel, Gerold Tagwerker, Rosemarie Trockel, Esin Turan, Salvatore Viviano, Johannes Vogl, Maja Vukoje, Rebecca Warren, Christoph Weber, Letizia Werth, Franz West, Wiener Bildhauer, Sue Williams, Robert Wilson, Erwin Wurm, Otto Zitko, Heimo Zobernig