Holzskulptur in Form einer zerbrochenen Glocke steht symbolhaft für die Geschehnisse während des Ersten WeltkriegsINNSBRUCK. SchülerInnen der HTL Bau und Design, Innsbruck, haben sich anlässlich der aktuellen Ausstellung „Front – Heimat“ im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum mit dem Ersten Weltkrieg auseinandergesetzt und gestalterisch gearbeitet. Entstanden ist eine knapp 180 cm hohe Skulptur aus Lindenholz in Reminiszenz an Nagelfiguren, die während des Ersten Weltkriegs weit verbreitet waren. In geschnitzte Holzskulpturen wurden von der Zivilbevölkerung gegen eine Spende Nägel eingeschlagen. Der Erlös ging an die Kriegsfürsorge.
PD Dr. Wolfgang Meighörner, Direktor der Tiroler Landesmuseen, ist vom Engagement der SchülerInnen sehr angetan: „Ich freue mich, dass die HTL Bau und Design unserer Einladung mit so großem Einsatz nachgekommen ist, eine Nagelfigur anlässlich unserer Sommerausstellung zu entwickeln. Die Skulptur überzeugt nicht nur aufgrund ihrer inhaltlichen Mehrschichtigkeit, sondern auch durch ihre sehr gute technische Ausführung. Die Tiroler Landesmuseen verstehen sich als Forum, das durch das Einbringen von Ideen durch die Menschen in unserem Land in der Gegenwart lebt.“
Für HR Arch. Dipl. Ing. Manfred Fleiss, Direktor der HTL Bau und Design, ist es eine Ehre, dass eine Arbeit der SchülerInnen ihren Weg ins Museum gefunden hat: „In der Ausbildung der SchülerInnen hat der praxisbezogene gestalterische Prozess einen hohen Stellenwert. Wir freuen uns über Auftraggeber wie die Tiroler Landesmuseen.“
Symbolträchtige, zerbrochene GlockeNach einem Entwurf der Schülerin Alexandra Hörtnagl fertigte die Klasse 3yHKUB im Rahmen des Fachs Bildhauerei eine Skulptur in Form einer abstrahierten, zerbrochenen Glocke. Für die sechs am Projekt beteiligten SchülerInnen symbolisiert die beschädigte Glocke sowohl die Zerstörung durch den Krieg als auch die Verluste, die die Menschen in der Zeit von 1914 bis 1918 hinnehmen mussten. Hörtnagl recherchierte, dass viele Glocken während des Ersten Weltkriegs zur Erzeugung von Kriegsmaterial eingeschmolzen wurden: die Glocke, u. a. Symbol für den Frieden, mutierte sozusagen zur Waffe.
Nagelfigur schlägt Brücke vom Heute in die Vergangenheit Hörtnagl nutzt für ihre Idee den für die Skulptur vorgesehenen Ort bestmöglich, indem sie die Glocke in einer Ecke platziert und nur ein Bruchstück zeigt. Zudem deutet sie im Holzblock zwei weitere große Sprünge an als Zeichen für die mutwillige Zerstörung. Nicht nur auf der Bedeutungseben schlägt die Skulptur eine Brücke vom Heute in die Vergangenheit. Die klassische Form der Glocke verweist ebenso auf eine zurückliegende Zeit und korrespondiert ausgezeichnet mit der Architektur des Museums.
Spende für HilfsorganisationBesucherInnen des Ferdinandeum treffen bei ihrem Weg zur Museumskassa auf die Skulptur, die den Titel „Friede sei mein stet Geläut“ trägt. Sie sind eingeladen, vor oder nach der Besichtigung des Hauses, einen Nagel in die Glocke zu schlagen. Für die Spenden haben die SchülerInnen einen Einwurfschlitz in die Skulptur eingearbeitet. Schlägt eine Münze im Bodeninneren des Korpus auf, vernimmt man einen hellen Klang, sozusagen ein Dankeschön für die Gabe. Die Spenden kommen der internationalen, unabhängigen Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen zugute, die in Krisen- und Kriegsgebieten medizinische Nothilfe leistet. Die Skulptur ist bis zum Ende der Schau „Front – Heimat“, dem 1. November 2015, im Ferdinandeum ausgestellt. Die SchülerInnen hoffen bis dahin auf viele eingeschlagene Nägel. So kann sich die Holzoberfläche der Glocke, einer Metamorphose gleich, wieder zu Metall verwandeln. Bei Interesse stellen die HTL Bau und Design und die Tiroler Landesmuseen die Nagelfigur gerne für vergleichbare Präsentationszwecke zur Verfügung.