In diesem Sommer steht die Ausstellungstätigkeit des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden im Zeichen der Auseinandersetzung mit der Tradition. Das Dresdner Kunstgewerbemuseum wurde 1876 gegründet, um die Zusammenarbeit zwischen künstlerischer Gestaltung und gewerblicher Produktion zu fördern, wir greifen diese Idee in zwei Ausstellungen auf und füllen sie mit Aktualität.Für „Die falsche Blume. Ein Designmärchen von Hermann August Weizenegger“ hat die Direktorin Tulga Beyerle den Berliner Produktgestalter Hermann August Weizenegger nach Dresden geholt. Weizenegger beschäftigte sich hier mit der früheren Kunstblumentradition Sachsens und entwickelte daraus eine Hommage an das Kunsthandwerk einer ganzen Region.
Seit dem 19. Jahrhundert war besonders das an der Grenze zu Böhmen gelegene Sebnitz ein Zentrum der europäischen Seidenblumenproduktion. In Zusammenarbeit mit der „Deutschen Kunstblume Sebnitz“ entwickelte Weizenegger zwei zeitgemäße Blütenvarianten, die in Kooperation mit 16 Manufakturen in Produkte überführt wurden. Dem zugrunde liegt die Sage der Blumenmacherin Lore, die in der Nähe von Sebnitz gelebt haben soll. Wie so oft in den Arbeiten Hermann August Weizeneggers bleibt unklar, was an dem Märchen der Lore echt ist und was erfunden.
Es bleibt nicht bei Blumen und Blüten. Der Designer hat auch Porzellan- und Tuchmanufakturen sowie verschiedene Handwerker und Künstler dazu eingeladen, sich mit der „falschen Blume“ auseinanderzusetzen, darunter so klangvolle Namen wie die Kristallglasmanufaktur Theresienthal, die Textilweberei Curt Bauer, die Welter Manufaktur für Wandunikate, die Spitzenmanufaktur Weissfee, und Meissen Couture®. Auch talentierte Handwerker wie der Stuhlbauer Stefan Heinz, der Parkettleger Gunter Ludwig, der Polsterer Robert Krebes oder der Glasingenieur Gotthard Petrick sind in der Ausstellung vertreten. Daher zieren die beiden Blüten nun auch handwerklich hochwertig gefertigte Wandtapeten, Möbel, Teller, Gläser, Jacquardstoffe sowie mit Spitze aus Plauen verzierte Servietten und Decken. „Die falsche Blume“ ist der Versuch eines neuen Gesamtkunstwerks.
Mit dieser Ausstellung kommt das Kunstgewerbemuseum seinem Ziel, eine Plattform für Gestaltung und Produktion zu sein näher. Sie gewährt Einblick in Gewerke mit oft jahrhundertealter Tradition.
Wir freuen uns zudem, dass „Die Teile des Ganzen. Geschichten aus der Sammlung des Kunstgewerbemuseums“ in der Kunsthalle im Lipsiusbau bis zum 16. August 2015 verlängert wurde.
Beide Ausstellungen kombinieren in eindrucksvoller Art und Weise die Geschichte, aber auch Aktualität des Museums und seiner Sammlung.