Sie stammen aus der umfangreichen Sammlung von Klaus Paysan, der als Fotograf und Forscher weit über 100 oft strapaziöse Reisen nach Afrika unternahm, um die Menschen mit ihrer Kultur und in ihrem Alltagsleben kennen zu lernen. Manchmal musste er dort monatelang auf ein Visum warten, um in ein benachbartes Land zu kommen. Als der 1930 geborene Stuttgarter 2011 verstarb, wurde in Kamerun eine traditionelle Begräbniszeremonie für ihn abgehalten, was belegt, wie sehr er dort geachtet wurde.
In den 1960er Jahren brach Klaus Paysan gemeinsam mit seiner Ehefrau erstmals nach Afrika auf, um Fotografien zu machen. Doch er entflammte für die Menschen dort, deren fröhliches Wesen und deren fremde Rituale. Seine längste Afrikareise dauerte 15 Monate. Er ließ sich immer von Einheimischen führen, um deren Lebensweise besser zu verstehen.
1964 war er zur rechten Zeit am richtigen Ort: Als Klaus Paysan beim König von Bana, einem Gebiet im Kameruner Grasland, nicht vorgelassen wurde und hartnäckig den Grund erfahren wollte, wurde ihm schließlich von dessen Krankheit berichtet. Paysan hatte sich als Apothekersohn mit den Tropenkrankheiten beschäftigt und erkannte schnell, dass es sich um das Endstadium der Schlafkrankheit handelte. Er hatte das Mittel Germanin dabei und konnte den König überzeugen, sich ins Krankenhaus bringen zu lassen, um dort damit behandelt zu werden. Der Fon, so werden Könige in Kamerun genannt, wurde wieder gesund, es sprach sich herum, und fortan wurde Klaus Paysan mit offenen Armen empfangen. Als Dank für seine Rettung schenkte der König dem Afrikareisenden mehrere mächtige und bedeutende Masken. Bei der Ausreise hieß es jedoch, diese Kulturgüter dürften das Land nicht verlassen, und Paysan war gezwungen, die Masken vorerst in einen Sack zu verpacken und diesen an den Stahlträger im Dach eines Lagerschuppens zu deponieren. Jahre später hatte Paysan endlich die richtigen Papiere zur Ausfuhr und wollte die Masken holen. Das Zollhaus war jedoch inzwischen abgebrannt. Der Sack hing — allerdings über und über mit Vogelmist bedeckt — noch unversehrt im Schuppen am Stahlträger, und die Masken haben alles ohne Schaden überstanden. Klaus Paysan scheute auf seinen Reisen weder Mühen noch Anstrengungen, war selbst zwischenzeitlich schwer krank, doch hat es ihn immer wieder aufs Neue nach Afrika gezogen.»Bei uns zu Hause hingen alle Wände komplett mit afrikanischen Masken voll, dicht an dicht. Doch meine Eltern haben erklärt, dass die Masken uns beschützen, und daher hatten wir Kinder keine Angst davor«, erklärt Sohn Moritz Paysan, der schon in jungen Jahren selbst zu schnitzen begann. »Es gibt ein Königreich in Kamerun, da kann jeder Herrscher Masken schnitzen«, erläutert Paysan, und weil der König von Babungo so begeistert von der Schnitzbegabung des jungen Paysan war, erhob er ihn zum Familienmitglied und nahm ihn auf in seine rund 400-köpfige Familie. Aus diesem Anlass bekam Moritz Paysan ebenfalls eine spezielle Kopfbedeckung verliehen.Dieser Kopfschmuck wird bei Festen getragen oder wenn man die Paläste der Könige besucht. Moritz Paysan ist Restaurator für Kunsthandwerk und Archäologie, lebt in Stuttgart und verwaltet den Nachlass seines Vaters. Er führt das Erbe als Zunftmeister der heimischen Narrenzunft weiter und erläutert: »In der Narrenzunft Feuerbach tragen die Mitglieder der Gruppe Wolfskehlen und die Figur der Bock ebenfalls Hüte nach Kameruner Vorbild.«
Hüte, ein sichtbares Zeichen!Wer Mitglied in einem traditionellen Bund wird oder in einen bestimmten Rang aufgenommen wird, der bekommt im Kameruner Grasland einen speziellen Hut, dessen Form und Muster die Zugehörigkeit sichtbar machen. Diese Hüte können dann noch mit bestimmten Federn aufgewertet werden. Der Fon vergibt beispielsweise wichtigen Leuten das Recht, eine rote Schwingenfeder des Lärmvogels am Hut zu tragen. In Bali-Nyonga sind das die Prinzen, aber auch die Menschen, die eine besonders gefährliche Arbeit verrichten. Bei den Tikar gibt es für besondere Verdienste roten Federn, oft in Kombination mit Stachelschweinsborsten. Diese können auch abstrahiert als schwarz-weiß gestreifte Stäbchen am Hut hochrangige Würdenträger kennzeichnen und werden in aufwändigen Zeremonien verliehen.
Exponaten auch wichtige Objekte aus der Sammlung Klaus Paysan zu sehen, darunter eine Gussplastik, die den Kopf einer Königinmutter aus Benin mit einer netzartigen Haube aus Korallenperlen zeigt, Originalskulpturen mit detailliert dargestellten Frisuren und einige sehr farbenprächtige Kopfbedeckungen. Ute Bauermeister
Bild: 12 | 9089Klaus Paysan am 16. Dezember 2007 beim Bali-Lela-Fest zur Erinnerung an die Gründung von der Stadt Bali. 2005 wurden zur Erinnerung an die Vorfahren des heutigen Herrschers vor dem Palast lebensgroße Königsstatuen errichtet. Klaus Paysan hatte die Ehre, eine davon enthüllen zu dürfen.
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