In der ersten Auktion für „Alte Kunst“ im Neubau von Van Ham Kunstauktionen präsentiert das Kölner Auktionshaus ein sensationelles Los: Das Tondo „Madonna mit dem Kind, Johannes dem Täufer und einem Engel“ von Sandro Botticelli und seiner Werkstatt. Solch ein museales Werk des berühmten Malers der italienischen Hochrenaissance ist auf dem Auktionsmarkt nur äußerst selten zu finden. Van Ham setzte sich bei der Akquise gegen die nationale und internationale Konkurrenz durch, was die internationale Stellung des Kölner Auktionshauses erneut unter Beweis stellt.Der originale Zustand mit seiner strahlend-frischen Farbpracht beeindruckte die Experten von Van Ham, als das Marientondo eingeliefert wurde. Ein umfassender naturwissenschaftlicher und restauratorischer Untersuchungsbericht belegt zum einen den Entstehungszeitraum für das letzte Viertel des 15. Jahrhundert und zum anderen die klare Zuordnung in das Gebiet der Toskana. Gaudenz Freuler, Experte für Malerei der italienischen Renaissance an der Universität Zürich, kommt in seinem kunsthistorischen Gutachten zu folgendem Ergebnis: „Die Wiederentdeckung des vorliegenden Renaissance Tondos aus rheinischem Privatbesitz eröffnet uns einen faszinierenden Einblick in die rege Aktivität eines der erfolgreichsten Malerwerkstatten der florentinischen Renaissance, jene Sandro Botticellis“. Ferner stellt Freuler für den Engel links im Bild fest: „Mit anderen Worten, für diese Figur, welche ihre Inspiration aus anderen Bildern Botticellis ähnlichen Themas, beispielsweise aus dem ausersten Engel rechts der zu Beginn der 1480er Jahre gemalten Madonna del Magnificat in den Uffizien geschöpft hat, zeichnet sich – zumindest in der nach der Unterzeichnung sichtbaren Konzeption – eine direkte Mitwirkung Botticellis selbst ab.“
Das Gemälde fasziniert nicht nur durch seine kunsthistorische Bedeutung, sondern auch durch seine bewegte Geschichte. Das wertvolle Tondo war ehemals Teil der umfangreichen jüdischen Sammlung Nardus und wurde 1940in den Niederlanden von der Deutschen Revision und Treuhand mit mehr als 150 weiteren Kunstobjekten als „feindliches Eigentum“ verzeichnet und 1942 endgültig von den Nazis beschlagnahmt. Im Juni 1943 wurde das Tondo von einem Rheinischen Privatsammler bei Lempertz in Köln erworben. Die Erbin des Gemäldes ahnte vermutlich nichts von der Provenienz des Bildes. Nach ihrem Tod wurde das Tondo bei Van Ham zur Auktion eingeliefert. Schnell konnte Van Ham durch Einschaltung eines Restitutionsexperten die Provenienz rekonstruieren und die Einlieferer von der Notwendigkeit einer Restitution überzeugen. Van Ham hat sich in den letzten Jahren mehrfach mit erfolgreichen Restitutionen einen Namen gemacht und wurde auch dieses Mal seinem verantwortungsvollen Umgang mit diesem Thema gerecht. Der Veräußerer und die Erbengemeinschaft der Eigentümerfamilie haben sich hinsichtlich evtl. bestehender Restitutionsansprüche geeinigt. Seitens der Familie Nardus werden keinerlei Ansprüche hinsichtlich dieses Werkes geltend gemacht.