Allerdings beginnen immer mehr Sammler und Händler das Potential der Hamburger Avantgarde zu entdecken. Die in den letzten Jahren steigenden Preise für Künstler der Hamburgischen Sezession nicht nur beim Auktionshaus Stahl zeigen eine Trendwende an, die zum Teil auch auf die Verknappung guter Arbeiten der ‘Brücke‘ zurückzuführen ist.
Ein Schwerpunkt der Sammlung Klindworth liegt auf Erich Hartmann, dessen Schaffen von den Anfängen bis zu den Spätwerken und den selten gehandelten Kleinformaten dokumentiert ist. Herausragend unter den Frühwerken ist das ‘Gelbe Gespräch‘ von 1921 als stilreine Ausprägung des deutschen Expressionismus, das den Künstler auf einem Höhepunkt seiner Schaffenskraft zeigt (77911; 10.000 €). Mit bedeutenden Gemälden vertreten ist auch der große Kolorist Karl Kluth. In seiner Anfangszeit stark von Edvard Munch geprägt, entwickelte er sich zu einem der einfallsreichsten Künstler seiner Zeit, der sich bis ins hohe Alter neue Ausdrucksformen erschloß. Ein frühes Hauptwerk zeigt die Künstlerkollegen Willem Grimm und Hans Martin Ruwoldt auf Sizilien. Das Gemälde im typischen Stil der Hamburgischen Sezession entstand nach einer gemeinsamen Reise der drei Freunde 1931 (77800; 12.000 €). Friedrich Ahlers-Hestermann wurde 1932 von den Nationalsozialisten genötigt, seine Professur an der Kölner Werkkunstschule aufzugeben. Er verarbeitete das traumatische Ereignis in einem programmatischen Gemälde, das als Schlüsselwerk für diesen Lebensabschnitt des Künstlers anzusehen ist (77812; 12.000 €).
In der männerdominierten Künstlerwelt der Weimarer Republik setzten sich in Hamburg etliche Frauen durch. Anita Rée ist dabei eine der wenigen deutschen Künstlerinnen dieser Zeit, die schon lange international gehandelt werden. Aus der Sammlung Klindworth stammen drei Aquarelle, von denen die ‘Mondnacht in Positano‘ durch die zauberhafte Stimmung und das leuchtende Kolorit gefangen nimmt (77860; 8.000 €). Die selten gehandelte Alma del Banco ist mit einem expressionistischen Meisterwerk der Zeit um 1918/22 vertreten. Das ‘Sommertheater‘ entwickelt mit seiner bewegten Komposition, den kleinteiligen Figuren und den leuchtenden Farben eine Dynamik, die den Betrachter ins Bildfeld ziehen will (77814; 4.800 €). Von Dorothea Maetzel-Johannsen sind drei Aquarelle im Angebot, darunter der ‘Frauentraum‘ von 1926 (2.500 €). Ihr Ehemann Emil Maetzel schuf 1943 das farbstarke ‘Stilleben mit Früchten‘, für das Stahl 5.000 € verlangt. Ivo Hauptmann ist mit einem ‘Akt im grünen Mantel‘ vertreten (9.500), Fritz Kronenberg zeigt eine ‘Straße am Meer‘ und einen ‘Matrosen mit Hut‘ (3.200 €). Auf zwei Aquarellen vom Ende der 20er Jahre malte Eduard Bargheer eine ‘Frau im Salon‘ und einen ‘Jungen Mann im Café‘ (je 2.500 €). Mit den ‘Schuten am Fleet‘ entwickelt Paul Kayser eine gewöhnliche Stadtansicht in Richtung einer flächigen Abstraktion (1.500 €).
Ein breites Angebot von Impressionisten wie Thomas Herbst, Ernst Eitner oder Friedrich Kallmorgen erweitert das Angebot der Auktion und bestätigen die führende Stellung des Hauses im Bereich der Norddeutschen Malerei.
Der zweite Katalog mit ‚Kunst und Antiquitäten‘ spannt den Bogen von den Alten Meistern bis zur zeitgenössischen Kunst. Das klassische Kunstgewerbe sowie Schmuck und Uhren runden das breit gefächerte Angebot ab.
Ein Höhepunkt bei den Gemälden aus dem 19. Jh. ist ein Hauptwerk des Schlachtenmalers Fritz Schulz. Das fast zwei Meter breite Gemälde zeigt die Bombardierung der dänischen Insel Alsen kurz vor der Einnahme durch Preußen im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 (13.000 €). Bei der modernen Kunst begeistert ein‘ Liegender Akt auf dem Balkon‘ des französischen Impressionisten Henri Lebasque (18.000 €).
Unter der großen Auswahl an Schmuckstücken garantieren die Jugendstil- und Art-Déco-Preziosen ebenso nennenswerte Highlights zu werden wie die herausragenden Naturperlen (unter anderem ein Jugendstil-Anhänger mit Naturperle und Altschliffdiamanten mit 3.600 €). Aus einer Sammlung stammen die hochkarätigen Diamanten von feiner Brillanz, hervorzuheben ist der große Solitär-Anhänger von über 3 ct. (19.500 €) als auch der 2-Karäter von feinem, makellosen Weiß (4.500 €). Der außergewöhnliche Solitär-Ring mit zentralem Diamant im Smaragdschliff von 3,35 ct. in klassisch-eleganter Brillant-Fassung wird die Herzen ebenso höher schlagen lassen (23.000 €). Unter den Uhren ragt eine mittlerweile selten anzubietende Flieger-Armbanduhr von IWC ‚Mark XI‘ heraus, die 1948 für die Royal Airforce entwickelt wurde (3.200,- Euro). Weitere namenhafte Manufakturen wie Cartier, Rolex und Bedat & Co werden desgleichen begeistern.
Eine Rarität unter den Möbel entdeckt der Kenner in dem höfischen Rokoko-Emsemble aus dem Barock-Schloss Hoppenrade in Brandenburg, das in einer seltenen Anzahl von 8 Sitzmöbeln angeboten wird (3.000 €). Im Bereich Jugendstil sorgen große Namen wie Emile Gallé (seltene Tierfigur ‚Bulli im Livrée‘ von 1874 mit 3.000,- Euro) und Paul Philippe (‚Russische Tänzerin‘ um 1925 mit 8.000,- Euro) für eine schöne Auswahl an sammlungswürdigen Kunstwerken. Aus Privatbesitz wird eine außergewöhnliche Glasschale ‚Elephantes‘um 1930 des Schmuck- und Glaskünstlers René Lalique angeboten (5.000 €).
Die Silber-Offerte lässt desgleichen keine Wünsche offen: alle Epochen von Barock, Empire, Biedermeier bis zum frühen, modernen Design werden Liebhaber anlocken. Auch Sammler von russischen Objets d‘Art kommen auf ihre Kosten: der große, prächtige Silber-Kovsh mit hochfeinem Cloisonné-Dekor von dem Moskauer Meister Pavel A. Ovchinnikov kann mit 9.000,- Euro beboten werden.
Besichtigung von Sonnabend, den 23. November bis Freitag, den 29. November 2013.
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