Eine einzigartige Enzyklopädie der Waffen- und Rüstungsentwicklung vom Frühmittelalter bis zur frühen Neuzeit wird mit dieser weltgrößten privaten Sammlung Alter Waffen bei der Hermann Historica oHG, München, versteigert.München, September 2012 - Das Privatmuseum des prominenten Berliner Bildhauers, Philanthropen und vormaligen Baumoguls Karsten Klingbeil wird in mehreren Teilen angeboten. Die erste Auktion wurde im Dezember 2011 in Kooperation mit Pierre Bergé & Associés in Brüssel durchgeführt. Jetzt am 14. Oktober kommen weitere 116 Positionen der Sammlung, darunter fünf komplette Harnische sowie eine Auswahl hochwertiger Rüstungsteile, Helme sowie Blank-, Stangen- und Feuerwaffen im Rahmen der Herbstauktion der Hermann Historica, die vom 14. bis 23. Oktober 2012 im Stammhaus in München stattfindet, zum Aufruf.
An diesem Termin bietet sich erneut die Gelegenheit zum Erwerb von bedeutenden Objekten, die über fünfzig Jahre hinweg mit viel Leidenschaft, Hingabe und Sachverstand zu dieser einmaligen Kollektion zusammengetragen wurden. Kern der Sammlung bildeten 40 Harnische aus dem 15. bis 17. Jahrhundert, dazu 120 Helme sowie Stangenwaffen, Schwerter, Dolche, Schilde und prachtvoll gearbeitete alte Schusswaffen aus insgesamt dreizehn Jahrhunderten. Seit der legendären Hever Castle-Versteigerung bei Sotheby’s, London im Jahr 1983, ist dies die bedeutendste private Sammlung Alter Waffen und Rüstungen, die auf den Markt gelangt.
Allein die klangvollen Namen der ursprünglichen Besitzer und die der prominenten Eigner aus dem zwanzigsten Jahrhundert bieten reiches Material für eine historische Betrachtung. Gefertigt wurden Stücke der Sammlung unter anderem für die Rüstkammern berühmter Persönlichkeiten ihrer Zeit, wie die Kurfürsten von Sachsen, den Fürsterzbischof von Salzburg, Wolf Dietrich von Raitenau oder Vertreter des machtvollen römischen Adelsgeschlechts der Borghese. Nicht minder groß sind die Namen der Vorbesitzer, aus deren Sammlungen Karsten Klingbeil Rüstungen und Alte Waffen erwerben konnte. Hier finden sich keine Geringeren als der Verleger und Medien-Tycoon William Randolph Hearst, Lord Astor aus Hever Castle und die Rutherfurd Stuyvesant Collection.
So ist für einen sehr seltenen süddeutschen Turnierharnisch aus der Zeit von 1580 - 90 die Provenienz der Sammlung Rutherfurd Stuyvesant belegt. Waren andere Rüstungsformen dazu bestimmt, den Träger nicht nur zu schützen, sondern auch Beweglichkeit und Komfort zu sichern, wurden dagegen die Stechharnische sehr viel massiver gebaut. Ihre einzige Funktion war der bestmögliche Schutz der Turnierteilnehmer – ohne Rücksicht auf Sichtfeld, Gewicht und Bewegungseinschränkungen. Bis vierzig Kilogramm, somit mehr als das anderthalbfache einer Kriegsrüstung, konnten diese aufwändigen Plattnerarbeiten wiegen. Der vorliegende Halbharnisch wurde für den Einsatz im Welschen Gestech mit Verstärkungsplatten ausgestattet. Mit dem dazugehörigen geschlossenen, einteiligen Helm nach Augsburger Manier ist er ein perfekter Repräsentant dieses überaus raren Typus. Diese Seltenheit hat ihren Preis, und so beläuft sich der Startpreis auf 100.000 Euro.
Ebenfalls aus dem Ende des 16. Jahrhunderts stammt ein rares Belegstück eines italienischen Knabenharnisches. In Adelskreisen war es lange üblich, Kinder schon früh in den Kriegskünsten zu trainieren und an das Gewicht einer Rüstung zu gewöhnen. Knabenharnische sind jedoch weitaus seltener erhalten als für Erwachsene gefertigte Exemplare, was auch dieses Los, für das mindestens 25.000 Euro aufgebracht werden müssen, zu einem sehr besonderen werden lässt.
Eine beeindruckende italienische Schaller, auch Barbuta genannt und die südeuropäische Variante der Beckenhaube, von 1460 wurde auf 60.000 Euro taxiert. Diese einteilig geschlagene Kalotte mit großem Gesichtsausschnitt erinnert in Form und Anmutung an die korinthischen und illyrischen Bronzehelme der Antike. Da diese Helme ausreichend Schutz boten, ohne Atmung und Sicht erheblich einzuschränken, zudem ganz der vorherrschenden Mode der Antike entsprachen, fanden sie in ihrer Zeit im ganzen italienischen Raum weite Verbreitung.
Von namhafter, teils fürstlicher Provenienz sind die Blankwaffen, die aus der Sammlung Karsten Klingbeil zum Aufruf kommen. Darunter zwei Rapiere und ein Linkhanddolch der Trabantenleibgarde der Fürsten von Sachsen aus dem 16. Jahrhundert, die neben der Seltenheit durch feinste Verarbeitung überzeugen. Taxiert wurden sie auf 15.000, 18.000 und 7.000 Euro. Sehr schön zudem eine bedeutende geätzte Helmbarte der Leibgarde Kaiser Ferdinands I., die auf 1563 datiert, für 10.000 Euro aufgerufen wird. Bestechend in Qualität und Erhaltung sind auch die Alten Schusswaffen, wie etwa ein hochwertiges Paar Radschlosspuffer mit ganzflächigen Beineinlagen und Rankendekor in der Art des Klaus Hirt im sächsischen Wasungen, welches ab 70.000 Euro ersteigert werden kann.
Alle genannten Preise sind Nettopreise und verstehen sich zuzüglich 23 Prozent Aufgeld. Die Auktion findet am 14. Oktober in den Räumlichkeiten der Hermann Historica oHG statt.
Vorbesichtigung: 11. bis 13. Okt. – 10.00 – 18:00 Uhr und am 14. Okt. – 10.00 – 14.00 Uhr