Im Kinsky hat sich in den 19 Jahren seiner Existenz den berechtigten Ruf erworben, eine Topadresse für ein außerordentlich gutes Angebot an zeitgenössischer österreichischer Kunst zu sein. In den letzten Jahren, vor allem seit dem sich im Kinsky entschlossen hat den Zeitgenossen eine eigene Auktion zu widmen, kommen immer mehr Werke international bedeutender Künstler hinzu.
So werden in der Auktion am 2. Oktober zwei Werke des gebürtigen Katalanen Antoni Tàpies, der leider heuer im Februar verstarb, angeboten.Zentral im Schaffen von Antoni Tàpies ist der Umgang mit Textur und Materie. Dennoch verweigert er sich der formalen Analyse der ästhetischen Möglichkeiten der Materie. Er konzentriert sich vielmehr auf die Suche nach ihren Eigenschaften und ihrem Verwandlungspotential.Die Mischtechnik auf Leinwand „Croisé“ (Schätzpreis € 150.000 – 300.000) ist 200 x 200 cm groß und entstand 1989. Viele Bilder des „unbequemen“ Tàpies verschwanden gleich nach ihrer Entstehung in Privatbesitz und so stammt auch dieses Werk vom Künstler selbst und dann aus französischem Privatbesitz. Die zweite Arbeit in dieser Auktion ist etwas kleiner 106 x 80,5 cm, „Blanc et Vernis (Weiss und Firnis)“ aus dem Jahre 1988. Es ist eine Mischtechnik auf Karton und wird bei € 40.000 gerufen.Der Brite Jason Martin gehört zu den Vertretern der zeitgenössischen monochromen Malerei und war erst kürzlich auf der diesjährigen Art Basel vertreten. International angesehen und weltweit in Museen vertreten ist der 42 jährige Künstler bekannt für seine, auf spiegelnden Aluminium - oder durchlässigen Plexiglas – Platten aufgebrachten, monochromen Öl– oder Acrylfarben. Das auf Edelstahl mit Acrylgel gemalte Bild aus dem Jahr 2005 wird im Kinsky mit € 30.000 gerufen.Victor Vasarély ist in dieser Auktion mit drei Arbeiten vertreten. Darunter auch eine 66,5 cm große, mit Acryl bemalte Holzskulptur aus dem Jahre 1970, Schätzpreis € 5.000 – 10.000. Sechs Jahre danach entstand das mit Öl und Bleistift auf Leinwand gemalte Bild „Delatt“ (Schätzpreis € 50.000 – 100.000), das 1984 von der Sammlung Reinheimer direkt beim Künstler erworben wurde. Das dritte Bild von 1984 ist eine signierte Collage auf Karton „Athem-C“ (€ 3.000 – 5.000).Zum ersten Mal im Kinsky vertreten ist der deutsche Fotograf Dieter Blum mit dem Silbergelatineprint „Rauchender Mann“. Weltbekannt wurde er in den 1990iger Jahren mit den Werbefotografien für eine Zigarettenmarke, für die er bis etwa 2004 die unverwechselbaren „echten“ Cowboys / Männer fotografierte. Die angebotene Arbeit ist 1998 entstanden, 120 x 191 cm groß und als Unikat bezeichnet. Schätzpreis € 50.000 – 100.000. Aus der ehemaligen DDR stammt A. R. Penck, dessen „Analytisches Porträt (Dani russisch)“ von 1991 in dieser Auktion mit € 30.000 gerufen wird.„Strichmännchen“ und grafische Bildzeichen, die an Höhlenmalerei oder Graffiti denken lassen sind typisch für Pencks Bilder. In den 70er Jahren entstanden so seine sogenannten "Standart-Bilder". Penck umschreibt mit diesem Begriff einen künstlerischen Ansatz, der mit einfachen, archaischen Bildzeichen operiert, sodass jeder Betrachter die Bilder verstehen kann. Höchstpreise erzielen auch die Werke des in Basel geborenen Alfons Schilling. Er kehrt 1986 nach Aufenthalten in Paris und New York nach Wien zurück und war dort bis 1990 Gastprofessor an der Hochschule für angewandte Kunst. Im Kinsky verkaufte bei der letzten Auktion eines seiner motorisierten „Rotationsbilder“ für € 148.000.Schilling experimentiert mit den vielfältigen Möglichkeiten des Sehens, so auch bei dem Objekt der jetzigen Auktion, das durch den Blick durch ein Prismen - Monokel eine Dreidimensionalität erhält und eine Tiefe die den Betrachter hineinzieht. „Sommerstorm“ ein wunderbares, großes Gemälde von Per Kirkeby, das schon einmal – 1996 – in Wien ausgestellt war, ist dieses Mal im Palais Kinsky ausgestellt (Schätzpreis € 30.000 – 60.000). Das internationalen Angebot weist weiters Werke von Markus Lüpertz, Georg Baselitz, Jörg Immendorff, Andreas Gursky, Jonathan Meese, LawrenceSchiller, Robert Longo oder Jannis Kounellis auf.
Trotz dieses Schwerpunkts kommt die österreichische Kunst nach 1945 nicht zu kurz. Österreichisches Highlight der Auktion ist Markus Prachenskys „Puglia Marina“ (Schätzpreis € 100.000 – 200.000) im abendfüllenden Format 334 x 520 cm. Max Weiler ist mit zwei wichtigen Arbeiten vertreten. Gewählt werden kann zwischen „Sternwartestraße“ (€ 60.000 – 120.000) aus dem Jahr 1948 und „Gras“ ( € 70.000 – 140.000) aus dem Jahr 1972. Diese Auktion für Zeitgenössische Kunst kann u.a. mit besonderen Frühwerken der heutigen Klassiker der österreichischen Avantgarde aufwarten, die die Dynamik des Aufbruchs und des schöpferischen Uraktes zeitlos ausstrahlen. Eine besondere Rarität der Sonderklasse ist die brillante Zeichnung „Golgatha“ (€ 100.000 – 150.000) des jungen Ernst Fuchs aus dem Jahr 1948/49. Großartig auch das so genannte „Schuhsohlenplakat“ ( 80.000 – 140.000) von Friedensreich Hundertwasser, das der Künstler 1952 geschaffen und 1972 überarbeitet hat.Auch die österreichische Skulptur der Moderne nimmt seit Fritz Wotruba (Maskenkopf, 1959, € 15.000 – 25.000) und seiner Schule auch international eine bedeutende Stellung ein. Ungewöhnlich und von großer in sich ruhender Kraft sind die Objekte Karl Prantls, dessen wunderbare Stele „Anrufungen“ (€ 50.000 – 100.000) in weißem Marmor begeistern wird. Innere Balance findet sich aber auch in den Skulpturen von Josef Pillhofer oder in den Acrylbildern von Eduard Angeli.Werke von Erwin Wurm, Hermann Nitsch, Maria Lassnig, Alfred Hrdlicka, Franz West und viele mehr runden dieses wunderbare Angebot ab.
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