Ein Schreibtischtiger aus Chinas Goldenem Zeitalter und ein Bodhisattva des universellen MitgefühlsDie Auktion Asiatischer Kunst bei Lempertz bietet neben herausragenden Objekten aus China und Tibet auch Werke aus bemerkenswerten Privatsammlungen japanischer und indischer Kunst.
Die Kultur Chinas erreichte unter Kaiser Quianlong im 18. Jahrhundert einen Höhepunkt, der oftmals als „Goldenes Zeitalter“ bezeichnet wurde. Ihm hatte es besonders die Jade als „Stein des Himmels“ angetan. Anlässlich seines 70. Geburtstags ließ er aus diesem besonderen Material ein Siegel fertigen, von dem in den Folgejahren verschiedenen Exemplare entstanden. Ein herausragendes Paar dieser Jadesiegel, „Guxi tianzi“ und „Youri zizi“ (Lot 77, Schätzpreis € 100/150.000) gehört zu den Top-Losen der Auktion am 18. Juni und ist Teil einer Privatsammlung kaiserlicher Schreibtischobjekte.
Das „Youri zizi“ befand sich von 1990 bis 2024 als Dauerleihgabe im Berliner Museum für Asiatische Kunst. Aus derselben Sammlung kommt auch ein ebenfalls an dieses Museum geliehener hochbedeutender kaiserlicher Chengni-Tuschereibstein in Form eines Tigers (Lot 84, Schätzpreis € 100/150.000). Ebenfalls in der Quianlong-Ära ist um 1760 die Famille rose-Kerzenhalterfigur einer Hofdame (Lot 126, Schätzpreis € 10/15.000) entstanden.
Ein Paar Stühle mit hufeisenförmiger Lehne, Huanghuali-Holz (Lot 99, Schätzpreis € 80/90.000) kommt aus einer Münchner Privatsammlung. Die Möbel mit geflochtener Sitzfläche stammen – obwohl sehr modern aussehend – aus dem 17. Jahrhundert. Der Einbringer hatte die Stühle 1994 in London beim renommierten Händler Spink & Son erworben.
Eine herausragende, 68 Zentimeter hohe Figur aus feuervergoldeter Bronze stellt den elfköpfigen Avalokiteshvara (Lot 40, Schätzpreis € 35/40.000), den Bodhisattva des universellen Mitgefühls dar und wurde im Tibet des 18. Jahrhunderts geschaffen. Im 7. Jahrhundert entwickelte sich diese ursprünglich aus dem Hinduismus stammende Gottheit als „der in Mitleid herabschauende Herr“ zu einer der wichtigsten Gottheiten auch im Buddhismus und zum Schutzpatron der Tibeter. Besonders beliebt sind Darstellungen dieser Gottheit in der mehrarmigen und vielköpfigen Gestalt.
Aus der südindischen Stadt Hyderabad kommt eine Sammlung von Miniaturen mit besonderer Provenienz: Dr. Mallanah Shrinagesh war Leibarzt des letzten Herrschers des indischen Fürstenstaates Hyderabad, des 1967 verstorbenen Mir Osman Ali Khan. Für seine Behandlungen erhielt der Arzt Geschenke von seinem adeligen Patienten. Solche Geschenke waren auch die jetzt angebotenen Miniaturen. Zwei Blätter aus einer Ragmala-Serie, einer speziellen Gattung indischer Miniaturmalerei, erzählen von Beginn und Ende einer romantischen Begegnung (Lot 12, Schätzpreis € 2/3000). Andere geben Einblicke in den Alltag unterschiedliche Menschen die wie die Polospielerinnen (Lot 14, Schätzpreis € 1/2000) oder die Wasserträgerinnen (Lot 15, Schätzpreis € 1/1400).
Mit ihrem Interesse an japanischen Holzschnitten entwickelten die Theodor Scheiwe und nach ihm seine Tochter eine Sammlertradition, die die Tochter auf das Segment der Frauenportraits entwickelte. Aus dieser Sammlung kommen 14 Lots. Sie zeigen Frauen in ganz unterschiedlichen Situationen, vom Schminktisch (Lot 226, Augenbrauenstift, Schätzpreis € 2.5/5000) bis ins Schneegestöber (Lot 228, Schätzpreis € 5/8000).
Traditionell stark ist auch in diesem Katalog das Angebot an Netsuke. Herausragend ist hier etwa eine auf den Zehenspitzen und sich nach oben reckender Sennin, geschnitzt aus Nadelholz im frühen 18. Jahrhundert (Lot 372, Schätzpreis € 6/8000) oder der Affe auf einem Kissen (zabuton), Elfenbein, 18. Jh. (Lot 428, Schätzpreis € 12/14.000).