Lot 32, Max Ernst, Max Ernst, Mobiles Herbarium, Gouache, Tusche, Bleistift und Collage, Überarbeitung eines Druckes, 14,3 x 21,3 cm, 1920 Lot 32, Max Ernst, Max Ernst, Mobiles Herbarium, Gouache, Tusche, Bleistift und Collage, Überarbeitung eines Druckes, 14,3 x 21,3 cm, 1920 - Mit freundlicher Genehmigung von: lempertz

Was: Auktion

Wann: 04.06.2024

Mit sechs Arbeiten von Max Ernst – drei Gemälden, einer Plastik (Lots 32-35) und zwei Arbeiten auf Papier (Lots 211, 212, Auktion 1248, 5. Juni 2024) –, kommen ausgewählte Werke aus einer der bedeutendsten und umfangreichsten Sammlungen des deutsch-französischen Künstlers aus der Sammlung Schneppenheim zum Aufruf.

Initiator dieser Sammlung war der Kölner Arzt Dr. Peter…

Mit sechs Arbeiten von Max Ernst – drei Gemälden, einer Plastik (Lots 32-35) und zwei Arbeiten auf Papier (Lots 211, 212, Auktion 1248, 5. Juni 2024) –, kommen ausgewählte Werke aus einer der bedeutendsten und umfangreichsten Sammlungen des deutsch-französischen Künstlers aus der Sammlung Schneppenheim zum Aufruf.

Initiator dieser Sammlung war der Kölner Arzt Dr. Peter Schneppenheim (1926-2021), der die Werke über Jahrzehnte auf dem nationalen und internationalen Kunstmarkt zusammengetragen hatte. Dem beharrlichen und konstruktiven Engagement des Sammlers ist 2005 auch die Gründung des Max Ernst- Museums in dessen Heimatstadt Brühl zu verdanken. Seine umfänglichen grafischen Bestände, die illustrierten Bücher und ausgewählte Gemälde bildeten den Grundstock des einmaligen Künstlermuseums.

Studium, beruflicher Werdegang und internationale HilfsprojekteWer war Peter Schneppenheim, und wie ist seine Begeisterung für die komplexen Werke von Max Ernst zu erklären? Schneppenheim wurde am 29. Juni 1926 im rheinischen Brühl geboren und besuchte – wie zuvor schon Max Ernst – das dortige Gymnasium. Noch vor dem Notabitur 1944 wurde er als Luftwaffenhelfer bei der Heimatflak verpflichtet und in den letzten Kriegsmonaten im Alter von nur 18 Jahren zur sogenannten Ardennen-Offensive eingezogen. Dort wurde er schwer verwundet und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Möglicherweise waren es die Erfahrungen im Lazarett, die ihn dazu bewogen, unmittelbar nach Kriegsende 1945/1946 das Studium der Medizin an der Universität zu Köln aufzunehmen. 1951 schloss er sein Studium mit dem medizinischen Staatsexamen ab und erhielt gemäß seiner Spezialisierung auf die Gynäkologie eine erste Stelle an der Universitätsfrauenklinik in Köln. Sein wissenschaftliches Interesse galt schon früh auch der Krebsforschung, so dass er 1953 eine Dissertation zur experimentellen Tumorforschung vorlegte. Seit 1964 war er Chefarzt des St. Anna-Hospitals in Köln, von 1975 bis 1991 leitender Chefarzt im Heilig-Geist-Krankenhaus in Köln-Longerich.

1959 heiratete Peter Schneppenheim die aus Hamburg stammende Edith Rausch, die Tochter eines Architekten. Von 1960 an kamen drei Kinder zur Welt, und die nun fünfköpfige Familie bezog ein Haus in Köln- Lindenthal. Abgesehen von den beruflichen und privaten Verpflichtungen engagierte sich Schneppenheim für die Krebsbekämpfung in Afrika, speziell in Ghana, wo er nach Gründung eines gemeinnützigen Vereins eine kleine Klinik in Accra und später ein weiteres Hospital in Battor einrichten konnte. Er war nicht nur zeitweise selbst dort tätig, sondern iniziierte auch ein Therapiezentrum in Kumasi und holte ghanaische Ärzte zur Ausbildung nach Köln.

Die Max Ernst-Ausstellung 1951 in Brühl als SchlüsselerlebnisBei einer derartigen Beanspruchung durch Beruf und Privatengagement fand Schneppenheim Ausgleich und Erfüllung sowohl in der Musik als auch in der Kunst, namentlich in den Werken des 1891 in Brühl geborenen Malers, Grafikers und Bildhauers Max Ernst, dessen Schaffen ihm im Rheinland häufig begegnet war. Das Schlüsselerlebnis zum Erwerb von dessen Werken war aber die erste namhafte, deutsche Retrospektive 1951 im Schloss Augustusburg in Brühl. Schneppenheim war sofort von der Vielfalt der Bildthemen und Techniken fasziniert: „Bei meiner Begeisterung für die ungewöhnlichen, bis dahin nie gesehenen Kunstwerke, wohl auch euphorisch beflügelt nach soeben bestandenem Staatsexamen, kam mir die Idee, nun selbst Bilder dieses Künstlers zu erwerben – beim Salär eines jungen Medizinalassistenten zunächst ein verwegener Wunschtraum, bis es zu ersten Arbeiten auf Papier reichte.“ (zit. nach: Max Ernst. Graphische Welten, Ausst. Kat. Brühl 2004, S. 10). Die anfängliche Begeisterung für Max Ernst ließ bei Schneppenheim nicht nach – ganz im Gegenteil, die zunehmende Beschäftigung mit dessen Lebensstationen und Schaffen, mit dessen innovativen Bildtechniken und literarischem Horizont führte mit der Zeit zu systematischen Ankäufen mit dem Ziel, das grafische Schaffen möglichst lückenlos abzudecken: „Aus dem anfangs interessierten Laien“, schrieb er, „wurde bald ein lernbegieriger, passionierter Sammler. Mein erster und bleibender Eindruck: Max Ernst ist ein intellektueller Maler. Seine sublim fordernden Bilder lehrten mich gewissermaßen das Sehen.“ (zit. nach: Ausst. Kat. Brühl 2004, S. 10). Der Ankauf von überwiegend grafischen Arbeiten war – zumindest zu Anfang – eine bewusste, vor allem den finanziellen Möglichkeiten geschuldete Entscheidung. Schneppenheim bewies ein bestechend gutes Auge für Qualität und Einzigartigkeit und wählte die zentralen Werke Ernsts auf Papier aus. Zu den ersten Grafiken zählten die Lithografien „Danseuses“ (1950) und die Radierung „Paroles peintes“ (1959) sowie das von seiner Frau entdeckte, erstklassige Blatt „La loterie du jardin zoologique“ (1951). Zu den frühen Erwerbungen zählen auch die Radierung „Correspondances dangereuses“ (1947), die bekannte Lithografie „Masques“ (1950) und die von Ernst Beyeler veröffentlichte Mappe „Das Schnabelpaar“ von 1953. Wie Schneppenheim selbst schreibt, waren die anspielungsreichen Grafiken „ein wundersames Refugium“ für ihn und bedeuteten nach „überlangen Arbeitstagen Erholung und Entspannung“ (zit. nach: Ausst. Kat. Brühl 2004, S. 12). Obwohl der Ausbau der Sammlung durch den Kauf des Hauses und der Praxis Anfang der 1960er stockte, entschied er sich 1968 erstmals für ein Ölgemälde und erwarb die hier zum Aufruf kommende Landschaft „Les antipodes du paysage“, die ihm der Galerist Fritz Valentien in Stuttgart vermittelte.

Ein besonderes Ereignis der 1970er Jahre war die persönliche Begegnung Peter Schneppenheims mit Max Ernst und seiner Frau Dorothea Tanning anlässlich einer Rheinfahrt 1971, die das Kölner Galeristenpaar Hein und Eva Stünke organisiert hatte. „Seine faszinierende äußere Erscheinung, seine natürliche Wesensart, seine freundliche Zuwendung bleiben für mich“, schreibt Schneppenheim, „eine lebendige Erinnerung.“ (zit. nach: Ausst. Kat. Brühl 2004, S. 12 f.). Bis zum Tod von Max Ernst am 1. April 1976 – auch für Schneppenheim eine Zäsur – konnte die Sammlung mit wichtigen Arbeiten erweitert werden. Ein Höhepunkt für Peter Schneppenheim war dann die erste öffentliche Ausstellung seiner Sammlung 1990 im Museum Ludwig in Köln. 

Tags: Bildhauer, Grafik, Kunst, Malerei, Max Ernst

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Stand: Utermann, Halle 11.1