Erst in jüngster Zeit erhalten die Künstlerinnen des 17. Jahrhunderts die Anerkennung und Wertschätzung, die sie verdienen. Die Malerinnen dieser Zeit, die neben den "Altmeistern" der Kunstgeschichte lebten und arbeiteten, rücken zunehmend selbst in den Fokus der kunsthistorischen Forschung und werden zum Gegenstand von Ausstellungen. Gemälde mehrerer dieser zunehmend gefragten Künstlerinnen werden am 3. Mai 2023 in der Dorotheum-Auktion Gemälde Alter Meister angeboten, darunter herausragende Werke von Fede Galizia, Artemisia Gentileschi und Orsola Maddalena Caccia.

„Museumsqualität“ attestiert Dorotheum-Experte Mark MacDonnell dem Ölbild Judith mit dem Haupt des Holofernes der italienischen Malerin Fede Galizia: „Es ist ein bisher unbekanntes Meisterwerk, eine wichtige, signierte Wiederentdeckung dieser bedeutenden Künstlerin“ (Schätzwert € 200.000–300.000).

Fede Galizia (1578–1630) war die Tochter des Mailänder Miniaturmalers Nunzio Galizia. Sie wurde von ihrem Vater unterrichtet und hatte sich bereits im Alter von circa 20 Jahren einen internationalen Namen als Malerin gemacht. Besonders in der Stilllebenmalerei fand sie zu einer ganz eigenen Formensprache und auch ihre Porträts und religiösen Darstellungen erfreuten sich großer Beliebtheit. Im Laufe ihrer Karriere beschäftigte sie sich immer wieder mit der alttestamentarischen Geschichte von Judith und Holofernes. Entschlossen, stark und stolz zeigt sie ihre Judith, während viele ihrer männlichen Kollegen das Augenmerk auf die femme fatale, die Mörderin und die Grausamkeit von Holofernes Tod legen – ein ganz anderes Narrativ also.

Artemisia Gentileschi (1593–1654), eine der erfolgreichsten Malerinnen ihrer Zeit, ist die Urheberin eines weiteren Highlights der Altmeisterauktion: die Darstellung Abraham und die drei Engel entstand unter Mitarbeit ihres Kollegen Onofrio Palumbo. Auch sie erhielt ihre Ausbildung von ihrem Vater Orazio Gentileschi, einem der frühesten Anhänger Caravaggios, hatte aber später selbst eine sehr erfolgreiche und unabhängige Karriere (Schätzwert € 150.000–200.000).

Orsola Maddalena Caccia (1596–1676) ist eine weitere Künstlerin, deren Oeuvre zunehmend an Aufmerksamkeit zukommt. Sie ist mit der Darstellung der Heiligen Catherina von Alexandrien in der Auktion vertreten. Als Tochter des Manieristen Guglielmo Caccia wurde sie in dessen Werkstatt unterrichtet. Bereits in jungen Jahren trat sie gemeinsam mit vier ihrer Schwestern in den Ursulinenorden ein und unterhielt innerhalb der Klostermauern eine florierende Werkstatt. Obgleich stilistisch durch ihren Vater beeinflusst, entwickelte Orsola Maddalena eine eigene Bildsprache, die sich Entwicklungen der zeitgenössischen lombardischen und flämischen Malerei zu eigen machte und sich großer Beliebtheit bei weltlichen und geistlichen Auftraggebern erfreute (Schätzwert € 20.000–30.000).