Von der Kommode bis zur Tabatiere: Dorotheum versteigert am 23. März 2023 „Eine Wiener Sammlung"Rund 400 Kunstgegenstände aus dem 17. bis 19. Jahrhundert machten das Interieur einer Wiener Villa zu einem opulenten Gesamtkunstwerk. Diese mit großer Leidenschaft jahrzehntelang zusammengestellte Einrichtung wird am 23. März 2023 in einer Online-Auktion des Dorotheum versteigert. Darunter sind hochwertige Möbel, Gemälde und eine Fülle an Antiquitäten. Neben Skulpturen, Porzellan, Tafelsilber, Militaria, Tabatieren und orientalischen Teppichen finden sich dabei auch einige ungewöhnliche Stücke: Dazu gehören eine Schneeballblütentasse aus Meissener Porzellan, datiert auf 1740/45, deren Äußeres mit winzigen rosa-weißen Porzellanblüten belegt ist (Startpreis € 1.500), oder auch ein spätbarockes Essbesteck, das in einem Lederetui verstaut werden kann (€ 500). Die Begeisterung des Villeninhabers für einzelne Sammlungsobjekte zeigte sich nicht nur in deren umsichtiger Präsentation, sondern auch in der großen Sorgfalt, die in ihre Instandhaltung und Restaurierung investiert wurde. Daher können künftige Besitzer:innen mit in bestem Zustand befindlichen Werken rechnen.
Portrait einer KünstlertochterUnter den Gemälden der Wiener Sammlung befinden sich einige bemerkenswerte Werke österreichischer Biedermeier-Künstler, unter anderem ein Bild Johann Baptist Reiters (Urfahr, heute Linz 1813–1890 Wien) mit sehr persönlichem Sujet: Die Darstellung zeigt die Tochter des Malers, Lexi, die den Betrachtenden entgegenlacht, im Haar eine Krone aus Weinlaub (€ 4.000). Lexi stand ihrem Vater Johann Baptist Reiter sehr nahe, sie war seit ihrer Kindheit ein wiederkehrendes Modell seiner Gemälde. Nachdem die Tochter 1883 mit 19 Jahren an einer Lungenentzündung starb, gab der Künstler die Malerei beinahe vollständig auf. Reiter malte das Sujet der Lexi mit Weinlaub im Haar mehrmals, eines der Bilder befindet sich heute im Wiener Belvedere. Bei dem Gemälde, das im Dorotheum versteigert wird, handelt es sich wahrscheinlich um eine besonders frühe Version.
Hochadelige ProvenienzZu den Besonderheiten der Sammlung gehört ein beachtlicher Bestand an qualitätsvollem Porzellan- und Silbergeschirr. Die Namen der teils hochadeligen Vorbesitzer sind wohlbekannt: So prangt auf einem umfassenden Fayence-Service, datiert auf das Ende des 19. Jahrhunderts, das Kinsky-Wappen (€ 2.000). Aus dem Besitz der Fürsten Hohenlohe stammt ein Wiener Dessertbesteck aus vergoldetem Silber (€ 2.000). Ebenfalls aus vergoldetem Silber ist ein reich verzierter Weinkühler mit dem Wappen der Grafen Esterházy (€ 2.000). Auf dem aufwändig reliefierten Gefäß ist ein deutsches Beschauzeichen zu erkennen, es lässt sich um das Jahr 1870 datieren. Aus derselben Zeit stammt eine Berliner Tafelgarnitur aus dem Besitz der Grafen Henckel von Donnersmarck, die das Meisterzeichen „Friedeberg“ trägt (€ 2.800).
Teil II der „Wiener Sammlung“ wird am 25. April 2023 versteigert.