Der Mythos als klassischer Ursprung unzähliger Bildwelten in der Kunst findet in der Malerei von Henri Deparade eine Umsetzung, die vergeblich dergleichen sucht. Groß ist die Gefahr der Stigmatisierung mythologischer Kompositionen als inhaltlich in sich abgeschlossene Erzählungen. Doch nicht im geringsten Maße ist an eine Etikettierung bei den aktuellen Arbeiten der Ausstellung Mythos Modern zu denken. Das Dargestellte selbst lässt nur unmittelbar auf eine antike Geschichte schließen - vielmehr sind es die Titel, die diesen Bogen aufspannen.Es ist eine Symbiose aus Geschichte und dem Dargestellten, die die außerordentliche Intensität der Arbeiten erzeugt. Die allseits bekannten Erzählungen der griechischen Antike weisen den Weg in eine Richtung, wo man als Betrachter von malerischen Strukturen auf der Leinwand abgeholt und in eine offene Welt gesetzt wird, mit viel Platz für eigene interpretative Konklusionen. Die mitgegebenen Gefühlsräume bilden das Grundgerüst, auf dem aktuelle und grundlegende zeitlose Themen aufgesetzt werden können.
Die dargestellten Körper und Formen sind gewohnt für Deparade in ihrer Existenz und Zuordnung vage definiert. Vor allem das Spiel aus Flächen und Linien, die ineinander verlaufen, korrelieren und dabei den Hintergrund mit den zentralen figürlichen Protagonisten verschmelzen lassen, fasst den Betrachter in jenem Ausmaß und zwingt zum genauen Hinsehen. Scharfe Konturen definieren einzelne Figuren und lassen geometrische Objekte sowohl als trennende als auch als verbindende Elemente funktionieren. So entstehen mehrschichtige Bildräume, in denen der Blick des Betrachters kontinuierlich vor- und zurückspringt und versucht, die zugrunde liegende Struktur zu begreifen.
Die individuelle Mehrfachbelegung, sowohl vom Sujet als auch dem malerischen Aufbau, erzeugt diese anziehende Spannung, die beim Betrachten in einer wechselwirkenden Auseinandersetzung endet.
Henri Deparade (*1951)Geboren am 14. April 1951 in Halle, Deutschland. Nach dem Studium an der Hochschule für Kunst und Design Halle, absolviert Deparade sein Hochschuldiplom für Malerei an der HfKD Halle. Zeitgleich fängt er an, seine Werke in Ausstellungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit 1992 ist er als Professor für Zeichnen und Malen bzw. Grundlagen elementarer Gestaltung an der HTW Dresden tätig.
Der Künstler hat zahlreiche Ausstellungsbeteiligungen und ca. 60 Einzelausstellungen in Deutschland, Österreich, Italien, Schweiz und USA, sowie mehrere Beteiligungen an internationalen Kunstmessen.